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Zum zweiten Mal nach 2010 präsentiert Gregor Schlierenzauer persönliche Fotografien. Seine Ausstellung in der Wiener Leica Galerie umfasst 54 Aufnahmen.

Foto: APA

Wien - Ein Hobby kann auch eine Rettung sein. Vor Momenten zum Beispiel, in denen man sich zu viel mit sich und dem eigenen Tun beschäftigen muss. Gregor Schlierenzauer ist ein Typ, der sehr viel nachdenkt, da kann er nicht aus seiner Haut. "Aber 24 Stunden lang darüber zu tüfteln, wie man einen halben Meter weiter springen kann, ist ein Schas."

Also fotografiert der 22-jährige Stubaier, um sich abzulenken. Motive hat er etwa in Trondheim gefunden, oder in Oslo, Vikersund, Lahti, Hinterzarten, Planica und Innsbruck. Orte, an denen Skispringer regelmäßig vorbeischneien, weil es dort Skisprungschanzen gibt. "Stille Momente" nennt der Sportler seine bereits zweite Ausstellung von 54 Fotografien, die bis 2. Februar 2013 in der Leica Galerie in der Wiener Innenstadt zu sehen sind.

"Ich plane keine Fotos, sondern fotografiere einfach", sagt Schlierenzauer, der sein Hobby seit 2009 intensiviert hat. "Man sieht's dann eh, ob das Foto was geworden ist. Da bin ich flexibel und chaotisch." Wie das Resultat beim nächsten Abdrücken aber verbessert werden kann, welche Kamera-Einstellungen optimiert werden sollen, wie Licht die Stimmung verändert, die Atmosphäre dichter wird, wo die Unschärfe liegen muss - damit verbringt Schlierenzauer Stunden.

Klick statt Flug

Also lenkt er sich bald wieder mit Skispringen vom Fotografieren ab, am 24. November beginnt in Lillehammer die neue Saison. Der erste Weltcupbewerb wird mit Spannung erwartet: Der Weltverband Fis ließ die Anzüge deutlich enger schneiden, die Springer mussten sich im Sommer auf ein völlig neues Gefühl in der Luft umstellen. Für Auftrieb sollen wieder hauptsächlich die Skier sorgen. "Das Problem ist, dass es bei uns praktisch keine Testphase gab", kritisiert Schlierenzauer im Gespräch mit dem Standard. "Man steht bei null, und man muss das erst einmal im Wettkampf beobachten."

Schlierenzauer stellte im Sommertraining fest, dass die neuen Anzüge windanfälliger sind. Das würde heißen, dass die Anlauflängen im Wettkampf öfter geändert werden müssten, dass Punkte für Windverhältnisse und Anlauf noch mehr als bisher eine Rolle spielen. Stürmische Zeiten also. "Was die Jury schlussendlich macht, geht uns eh nichts an", sagt Schlierenzauer. "Aber es wird immer komplizierter. Ich finde, dass nur Sportarten funktionieren, die einfach zu begreifen sind. Der Weiteste sollte gewinnen. Dann kennt sich jeder aus."

Weitblick für die FIS

Schlierenzauer, der Tüftler, hat der Fis einen Brief mit seinen Zweifeln geschrieben. Mit Erfolg: Der Weltverband erlaubt jetzt zwei Zentimeter Toleranz zwischen Körper und Anzug. "Es ging nicht darum, meinen Kopf durchzusetzen, sondern um ein bisschen Weitblick."

Sportlich hat es der Gewinner von 40 Weltcupspringen auf den Rekord des Finnen Matti Nykänen abgesehen. Nur sechs Erfolge fehlen dem Tiroler, Stress macht er sich aber keinen. "Ich bin ja noch jung." Den Olympiasieg im Einzel will er 2014 in Sotschi nachholen. Und denkt er wieder zu viel übers Skispringen nach, gibt es noch genügend andere Ziele, die sich mit seiner Kamera in den Fokus nehmen lassen. (David Krutzler, DER STANDARD, 2.11.2012)