Bregenz - Der Sessel des Vorarlberger Sportlandesrates Siegi Stemer (VP) wackelt. Seine Freundschaft zum ehemaligen Ruder-Nationaltrainer Martin Keßler bringt ihn in Bedrängnis. Keßler, der eigentlich Vorarlberg bis 2020 zur Olympiagröße machen sollte - die meisten Olympia-Starter Österreichs lautet das Ziel -, musste Hals über Kopf die Landesfirma Sportservice Vorarlberg GmbH verlassen. Er soll eine Schwarzgeldkassa geführt haben, Mitarbeiter sollen die Gesellschaft für eigene Geschäfte benutzt haben. Stemer, Aufsichtsratsvorsitzender der Firma, informierte die Öffentlichkeit widersprüchlich. Er habe gelogen, sagt die Opposition. Der Landesrat zum Standard: "Ich habe nicht gelogen, ich hab nur nicht die ganze Wahrheit aus meinem Kopf herausreplizieren können."

Aufgeflogen war die Sache durch eine Anzeige von Sportservice-Geschäftsführer Martin Schäffl. Er wollte seinen Kopf nicht länger für Machenschaften Keßlers hinhalten, der im Unternehmen offiziell nur Bereichsleiter war, tatsächlich aber wie eine Firma in der Firma werkte. Die Konstruktion, bereits im Juli 2011 vom Landesrechnungshof zerpflückt und dringend zur Reparatur empfohlen, hat ihren Hintergrund in Keßlers Vergangenheit.

Keßler musste 2009 wegen seiner Involvierung in den Dopingskandal rund um die Humanplasma als Leiter des Landes-Sportreferats gehen und wurde von Stemer in der Sportservice Vorarlberg GmbH untergebracht. Keßler sollte Geschäftsführer der Gesellschaft werden. Der damalige Landeshauptmann Herbert Sausgruber (VP) machte dem Duo einen Strich durch die Rechnung, Keßler wurde nur Bereichsleiter. Mit Martin Schäffl, einem Tiroler ohne Vorarlberger Seilschaft, wurde ein offizieller Geschäftsführer installiert, die Fäden zog im Hintergrund aber Keßler. Nun will Landeshauptmann Markus Wallner (VP) im Sportservice "aufräumen" . Er lässt Experten von KPMG die Firma prüfen und macht den Rücktritt Stemers vom Ergebnis der Prüfung abhängig. (jub, DER STANDARD, 2.11.2012)