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Geknickte Strommasten an der Ostküste sorgen für zahlreiche Stromausfälle in weiten Teilen der US-Ostküste.

Foto: Julio Cortez/AP/

Washington/New York/Trenton - US-Präsident Barack Obama hat den Opfern des Hurrikans "Sandy" langfristige und unbürokratische Hilfe zugesagt. "Wir werden dafür sorgen, dass Ihr alle Hilfe bekommt, die Ihr braucht, bis Ihr wieder alles aufgebaut habt", versprach Obama am Mittwoch bei einem Besuch in dem besonders betroffenen Bundesstaat New Jersey. Während die US-Ostküste um eine allmähliche Rückkehr zur Normalität kämpfte, stieg die Zahl der Toten laut Medien auf über 70.

In New Jersey riss "Sandy" nach Angaben des US-Fernsehsenders CNN einen Raffinerie-Tank auf. Mehr als eine Million Liter Diesel liefen in den Atlantik. Das Unglück sei in einer Raffinerie in dem kleinen Städtchen Sewaren in New Jersey passiert, berichtete der TV-Sender am Mittwoch (Ortszeit). Nähere Details wurden zunächst nicht bekannt. Zusammen mit New Jerseys republikanischem Gouverneur Chris Christie, der Obama am Dienstag für sein Krisenmanagement sehr gelobt hatte, hatte der Präsident zuvor in einem Hubschrauber die Küste des Bundesstaats überflogen, um die Schäden zu begutachten.

Mindestens 70 Tote

"Wir werden langfristig zur Verfügung stehen", sagte Obama anschließend in einer Notunterkunft in Brigantine, wo er mit Opfern des Wirbelsturms sprach. Zudem werde er "keinerlei Bürokratie" dulden. "Wir werden für schnellstmögliche Hilfe sorgen", sagte Obama. Das Wichtigste sei nun, möglichst rasch zum Alltag zurückzukehren.

US-Medien zufolge kamen mindestens 70 Menschen beim Durchzug von "Sandy" ums Leben. Zuvor hatte der Sturm in der Karibik 67 Menschen in den Tod gerissen. Am Mittwoch waren nach Angaben des Energieministeriums noch mehr als 6,2 Millionen US-Amerikaner ohne Strom. In der besonders schwer betroffenen Metropole New York bemühten sich die Behörden um die Wiederherstellung des Nahverkehrs und des Stromnetzes.

Weil die Busse am Mittwoch nur teilweise fuhren und die U-Bahn wegen kilometerweiter Überflutung der Tunnel außer Betrieb war, versuchten die Menschen mit dem Auto nach Manhattan zu kommen. Bürgermeister Michael Bloomberg ordnete angesichts der Staus an, dass nur Autos mit mindestens drei Insassen die Brücken über den East River passieren dürfen. Die Metro sollte am Donnerstag auf 13 von 21 Linien wieder teilweise den Betrieb aufnehmen, wie der Gouverneur des Staats New York, Andrew Cuomo, ankündigte. Sie sind bis Freitag gratis.

Börse nahm Handel wieder auf

Weil in den überschwemmten Tunneln auch Stromkabel verlaufen, blieb der Süden Manhattans weiter ohne Strom. Die Schulen sollten bis Ende der Woche geschlossen bleiben. Auch der an den East River grenzende UN-Hauptsitz war nach Angaben eines UN-Sprechers von "Sandy" betroffen. Das Mahnmal für die Opfer der Terroranschläge vom 11. September 2001 wurde durch Überschwemmungen beschädigt.

Mit Newark und JFK nahmen zwei der drei New Yorker Flughäfen ihren Betrieb langsam wieder auf, auch La Guardia sollte am Donnerstag folgen. Auch die Börse nahm nach ihrer zweitägigen Zwangspause den Handel wieder auf. Das älteste Krankenhaus des Landes, Bellevue Hospital, brachte die letzten 500 Patienten in Sicherheit, nachdem die Wassermassen in den Keller eingedrungen waren und es keinen Strom mehr gab.

Viele der insgesamt zehntausend mobilisierten Angehörigen der Nationalgarde versuchten in New Jersey, Sturmopfern zu helfen und Schutt wegzuräumen. In West Virginia mussten die Helfer gegen den Schnee ankämpfen, der sich innerhalb weniger Stunden teilweise über einen Meter hoch aufgetürmt hatte. In Jersey City wurde wegen befürchteter Plünderungen eine nächtliche Ausgangssperre verhängt.

Wahlkampf aufgenommen

Der republikanische Präsidentshaftskandidat Mitt Romney nahm am Mittwoch mit Auftritten in Florida den Wahlkampf wieder auf, verzichtete aber auf scharfe Attacken gegen Obama. Zudem warb er um Spenden für die Opfer des Sturms. Der Ausgang der Wahl am kommenden Dienstag steht auf Messers Schneide.

Das Medienunternehmen von Rupert Murdoch spendet den betroffenen Familien in New York und New Jersey eine Million Dollar (etwa 770 000 Euro). Das kündigte der Medienmogul am Mittwoch per Kurznachrichtendienst Twitter an.

"Sandy" könnte nach Einschätzung von Experten das ohnehin schwächelnde Wachstum der US-Wirtschaft im vierten Quartal auf bis zu ein Prozent drücken. Allerdings sind genaue Schätzungen zu den Auswirkungen des Monstersturms schwer, was sich auch an der Bandbreite der Prognosen der Fachleute zeigt. 

U-Bahn teilweise wieder in Betrieb

Nach dem verheerenden Hurrikan "Sandy"  hat die New Yorker U-Bahn teilweise ihren Betrieb wieder aufgenommen. Weil am Donnerstag immer noch viele U-Bahn-Schächte unter Wasser standen, war zunächst nur ein eingeschränkter Betrieb möglich. So verkehrten weiter keine Bahnen zwischen den Bezirken Brooklyn und Manhattan. New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo teilte mit, dass die Nutzung der U-Bahn am Donnerstag und Freitag kostenlos sei. (APA/Reuters, 1.11.2012)