Wien/Washington - Die Fahnder des Federal Bureaus of Investigation (FBI) und des Bundeskriminalamts in Wiesbaden haben bei ihrem Besuch in Wien zur Evaluierung der Ermittlungen im Fall Natascha Kampusch ein "unprofessionelles Vorgehen" der Erstermittler geortet. Das berichtet die Tageszeitung "Kurier" in ihrer Donnerstagausgabe. Im Innenministerium wollte man den Bericht am Mittwochnachmittag nicht kommentieren.

Laut "Kurier" geht es dabei um die Fahndung nach dem Kastenwagen, für die das damalige Wiener Sicherheitsbüro verantwortlich zeichnete: Eine Zeugin hatte die Entführung Kampuschs am 2. März 1998 beobachtet und eine genaue Beschreibung des weißen Kastenwagens abgeliefert. Nach einem Hinweis eines Hundeführers überprüften Beamte auch den Entführer Wolfgang Priklopil. Das unterirdische Versteck für Kampusch war aber so gut getarnt, dass selbst ein Polizeihund es nicht entdecken hätte können, hieß es in dem Bericht.

Fehler bei der Inspektion des Transporters

Beim Kastenwagen seien aber Fehler gemacht worden. Damals versuchten die Beamten anhand der Beschreibung über einige Autohändler das Fahrzeug zu identifizieren, was nicht gelang. Laut "Kurier" sprachen die Ermittler in diesem Zusammenhang von einem "unprofessionellen Vorgehen". Wäre der Autotyp damals genauer analysiert worden, wäre Priklopil möglicherweise früher identifiziert worden.

In Ermittlerkreisen zeigte man sich am Mittwoch von diesen ersten Erkenntnissen der Evaluierung der Ermittlungen im Fall Kampusch wenig überrascht. Es sei bereits bekannt gewesen, dass in den Ermittlungen nach dem Verschwinden des damals zehnjährigen Mädchens nicht alles pannenfrei abgelaufen sei, war zu hören. (APA, 31.10.2012)