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Wettbewerb kehrt der Studie zufolge nicht die sympathischsten Züge der Kinder hervor.

Foto: APA/Frank Rumpenhorst

San Francisco - Fünfjährige sind nur großzügig, wenn sie bei ihren Handlungen beobachtet werden. Das wollen US-Wissenschafter in Experimenten herausgefunden haben, in denen sie Kindern kleine Geschenke gaben und dann ihr Verhalten beobachteten.

Die Untersuchung zeige, dass schon kleine Kinder sich nach einer gewissen Strategie sozial verhalten - und zwar lange bevor sie sich darüber bewusst werden, wie wichtig zum Beispiel ein "guter Ruf" im Zusammenleben ist, schreiben die Forscher im Journal "PloS One".

Kinder kannten sich gegenseitig

Kristin Leimgruber und ihre Mitarbeiter von der Yale-Universität in New Haven (US-Staat Conneticut) teilten in ihrer Untersuchung insgesamt 64 fünfjährige Kinder - darunter Mädchen und Buben - in Zweierpaare ein. Die Kinder kannten sich aus der Vorschule. Die Forscher erklärten ihnen, dass sie bei einem Spiel mitmachen, bei dem sie Aufkleber sammeln können, die sie am Ende gegen einen Preis eintauschen können.

Ein Fünfjähriger hatte nun jeweils die Gelegenheit, kleine Aufkleber zwischen sich und seinem Teampartner aufzuteilen. In einem Versuch bekam er selbst zum Beispiel vier Sticker und konnte dann entscheiden, wie viele Aufkleber er seinem Gegenüber abgibt. Die Sticker lagen in einer Box und wurden durch das Ziehen eines Hebels verteilt.

Sichtkontakt entscheidend

Die Kinder verhielten sich immer dann großzügig, wenn der Spendenempfänger sie beim Verteilen sehen konnte. Verhinderten die Wissenschafter den Sichtkontakt, gaben sie dem Anderen weniger Sticker. Das Gleiche passierte, wenn die Forscher die Sticker in einer undurchsichtigen Box ablegten, deren Inhalt nur der Verteiler kannte: Auch dann waren die Kinder weniger großzügig.

Als "Wettbewerb" missverstanden?

Den genauen Grund für dieses strategische soziale Verhalten kennen die Forscher noch nicht. Die Kinder verhielten sich jedoch ziemlich genau wie die Großen: Auch Erwachsene sind Studien zufolge vor allem dann großzügig, wenn ihre Umwelt davon etwas mitbekommt und wenn ihr Ansehen dadurch steigt.

Die Wissenschafter weisen darauf hin, dass die Kinder eventuell noch weniger großzügiger gehandelt haben, weil ihnen das Experiment als "Spiel" vermittelt wurde. Möglicherweise haben die Kinder es dadurch als Wettbewerb missverstanden, heißt es in dem Journal. (APA/red, derStandard.at, 31.10.2012)