Rom - Lancia, adieu! Fiat verzichtet auf seine traditionsreiche Wagenschmiede. Lancia-Autos sollen künftig aus Modellen der
US-Tochter Chrysler entwickelt werden. Dies bedeute jedoch nicht,
dass die Marke Lancia vom Markt verschwinden werde, sagte ein
Fiat-Pressesprecher am Mittwoch. Zuvor hatte Fiat-Chef Sergio Marchionne aufhorchen lassen: "Die Lancia-Produktion wird schrittweise reduziert und dann ganz
eingestellt. Wir dürfen uns nicht mehr der Illusion hingeben, dass wir
Lancias historisches Image wieder aufbauen können. Lancia hat nicht mehr
die Attraktivität wie in der Vergangenheit."
Fiat werde weiterhin auf die
Brands Alfa Romeo und Maserati setzen. Alfa-Modelle sollen auch in den
USA für den amerikanischen Markt produziert werden. In Polen werde Fiat
weiterhin das Modell Lancia Ypsilon produzieren.
Schrumpfende Produktion
Marchionne
versicherte, dass trotz des dramatischen Nachfragenrückgangs auf dem
Heimmarkt keine Fiat-Fabrik in Italien geschlossen wird. In dem
Produktionswerk Turin Mirafiori wird Fiat zwei neue Maserati-Modelle
produzieren. Außerdem soll ein neuer Geländewagen hergestellt werden.
Der Autobauer wird jedoch seine Produktion verringern. Statt sechs
Millionen Autos wie bisher soll die Produktion in zwei Jahren auf 4,8
Millionen Fahrzeuge schrumpfen.
Die Gewerkschaften reagierten
kritisch auf Marchionnes Worte. "Vor zwei Jahren hatte er versprochen,
dass Fiat 51 Modelle in Italien produzieren würde, jetzt ist diese Zahl
auf 17 geschrumpft", kommentierte der Chef der Metallgewerkschaft FIOM,
Giorgio Airaudo.
Tochter Chrysler in Fahrt
Der kriselnde italienische Autobauer hält
sich weiter nur dank des florierenden Geschäfts der US-Tochter Chrysler
über Wasser. Wie der Konzern am Dienstag in Turin mitteilte, erzielte
die Gruppe im dritten Quartal einen Nettogewinn von 286 Mio. Euro, mehr
als doppelt so viel wie im Vergleichsquartal 2011 (112 Mio. Euro). Fiat
allein hätte im dritten Quartal allerdings einen Verlust von 281 Mio.
Euro eingefahren. Im zweiten Quartal 2012 hatte die Gruppe noch 358 Mio.
Euro Nettogewinn verzeichnet, der Verlust von Fiat allein lag bei 246
Mio. Euro.
Chrysler hatte am Montag mitgeteilt, in dem Quartal
den Gewinn auf 381 Mio. Dollar (293,94 Mio. Euro) beinahe verdoppelt zu
haben. Dank der Kauflust der Amerikaner konnte Chrysler seinen Umsatz
im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 18 Prozent auf 15,5 Mrd. Dollar
steigern. Die Verkäufe nahmen um 12 Prozent auf 556.000 Autos zu. Damit
setzt Chrysler seinen Erfolgskurs fort. (APA, 31.10.2012)