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Seit es Abercrombie gibt, wird jener als schön angesehen, dessen Gesicht nicht allzu sehr von seinen Bauchmuskeln ablenkt.

Foto: APA/ROLF VENNENBERND

Es bietet sich heute die Gelegenheit, uns wieder einmal mit Abercrombie & Fitch zu beschäftigen. Das ist ein Unternehmen, das unser männliches Schönheitsideal in den vergangenen Jahren durcheinandergewirbelt hat. Sagte man früher, jemand sehe gut aus, dann meinte man, dass ein hübsches Gesicht auf einem wohlproportionierten Körper saß. Seit es Abercrombie gibt, wird jener als schön angesehen, dessen Gesicht nicht allzu sehr von seinen Bauchmuskeln ablenkt.

Das nennt man wohl eine abdominal-zentrische Sichtweise, wofür man ja auch ein gewisses Verständnis aufbringen kann. Oder anders gesagt: Geht's dem Sixpack gut, geht's uns allen gut. Der Erfinder dieser Werteverschiebung heißt übrigens Mike Jeffries, ist seines Zeichens Chef von Abercrombie und im Übrigen auch noch für andere Sachen gut. Im Zuge eines Gerichtsverfahrens gegen einen Piloten wurde jetzt öffentlich, welche Regeln zum Beispiel in seinem Privatjet herrschen. 

"Kein Problem"

So ist es den vier Models bzw. Schauspielern, die dort als Stewards arbeiten, untersagt, eine andere Antwort als "kein Problem" zu geben. Ihre Uniform habe aus Jeans, Boxershorts, Polos und Flip-Flops zu bestehen, nur wenn es kälter als 10 Grad ist, dürfen sie auch eine Winterjacke tragen, wobei darauf zu achten ist, dass deren unterster Knopf offen bleibe.

Fingerabdrücke dürfen sie nicht hinterlassen, regelmäßig müsse Abercrombies Parfum Nr. 41 verspritzt werden und gestaubsaugt müsse in ordentlichen, geraden Bahnen werden. Nur über eines schweigt sich das Regelwerk aus: wie ihre Körpermitte genau beschaffen sein muss. Aber das versteht sich wahrscheinlich von selbst. (Stephan Hilpold, Rondo, DER STANDARD, 2.11.2012)