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Perversion im Hühnerstall: gefärbte Küken als Spielzeug.

Foto: AP/NABIL AL-JURANI

Linz - Wer demnächst durch die kleine Ortschaft Schlüsselberg im Bezirk Grieskirchen spaziert und bei einem beiläufigen Blick in ein Hühnergehege plötzlich rosa Küken sieht, braucht keinen Arzt.

Der Nachwuchs im Hendlstall trägt tatsächlich Signalfarbe. Die Färbung der Tiere ist keine Laune der Natur, sondern ein höchst bedenklicher "Trend", der von Asien ausgehend über die Türkei immer mehr auch nach Österreich drängt.

Injektion von Lebensmittelfarbe

Die Färbung entsteht durch eine Injektion von Lebensmittelfarbe in noch nicht ausgebrütete Hühnereier. Kinder sollen von den bunten Tierchen ganz besonders begeistert sein. Tiere als Spielzeug, noch dazu künstlich gefärbte, rufen aber erwartungsgemäß Tierschützer auf den Plan.

Hühner hätten im Kinderzimmer nichts verloren, weil die Bedürfnisse der Tiere in einer Wohnung nicht erfüllt werden könnten, sagt der Tierarzt und Tierschutzombudsmann Oberösterreichs, Dieter Deutsch, im Interview mit dem ORF Oberösterreich. Vor allem sei aber "der Ansatz, Tiere zu färben, nur um sie attraktiv zu machen, der verkehrte Ansatz, um sich Tiere anzuschaffen", so der Tierschutzombudsmann.

"Die schlimmste Befürchtung ist, dass viele Leute die Tiere kaufen, weil sie etwas Besonderes sind. Wenn die Küken umfedern, bekommen sie das normale Gefieder, dann sind sie uninteressant und werden einfach entsorgt." Deutsch bezeichnet die bunten Küken als Zeichen von "krankhaftem menschlichen Verhalten", das keinen Nutzen habe.

Bunte Tauben in Venedig

Buntes Geflügel sorgte übrigens im heurigen Sommer in Venedig für Verwunderung. Der Schweizer Künstler Julian Charrière schleuste im August bunte Tauben in die Markusstadt ein.

In einem Studio in Kopenhagen wurden wilde Tauben eingefangen, auf ein Förderband gesetzt und dann mit Lebensmittelfarbe eingesprüht. Im Rahmen der Biennale wurden die bunten Vögel dann in der Lagunenstadt ausgesetzt - um zu beobachten, wie die Menschen auf das markant bunte Federvieh reagieren. Viele Besucher des Markusplatzes waren begeistert.

Tierschützer reagierten erwartungsgemäß weniger begeistert auf die Aktion. Es sei "unverständlich, dass jemand, nur um mediale Aufmerksamkeit zu erregen, in den Lauf der Natur eingreift", empörte sich die italienische Tierschutzorganisation ENPA. (mro, DER STANDARD, 31.10.2012)