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Das Fragezeichen wird oft zum Rufzeichen, denn nach Abschluss des Studiums haben Studierende durchschnittlich 2,6 Praktika absolviert.

Während der Studienzeit werden Praktika gemacht, um den eigenen Lebenslauf zu füttern. Ist der Abschluss in der Tasche, ist sollte normalerweise Schluss mit Arbeit zum Nulltarif sein: Für wenig bis gar kein Geld befristet als Arbeitskraft eingesetzt zu werden, das will kaum jemand, der gerade sein Studium beendet, vielleicht sogar ein Auslandssemester absolviert und zwei Fremdsprachen gelernt hat. Und bereits das eine oder andere unbezahlte (Pflicht-)Praktikum in den Ferienzeiten hinter sich gebracht hat. Doch manch einer ist auf eine Dauerschleife zwischen diversen Praktika angewiesen.

Vor acht Jahren rief die "Zeit" die "Generation Praktikum" aus und traf damit den Nerv der Zeit. Der Begriff wäre 2006 fast zum "Wort des Jahres" gewählt worden. Wie ein Damoklesschwert schwebt der Ausdruck seitdem über den Studierenden. Viele Unternehmen sparen sich durch den Einsatz von Praktikanten eine Menge Geld und Pflichten. Bis zu mehrere Monate können so unter dem Deckmantel des Erwerbs von Praxiserfahrung Studierende und Akademiker einen Job verrichten, für den der Arbeitgeber eigentlich eine reguläre Arbeitskraft einsetzen müsste. Als Gegenleistung erhält ein Praktikant manchmal ein kleines Taschengeld, oft muss man sich auch mit einem Praktikumszeugnis zufrieden geben.

Freiwillig oder Pflicht

Während Volontariate bzw. freiwillige Praktika nicht im Studienplan vorgesehen sind, müssen Pflichtpraktika im Rahmen des Studiums absolviert werden. Lehramtsstudierende an den Unis haben ein verpflichtendes Schulpraktikum zu absolvieren.

Laut Studierenden-Sozialerhebung 2011 vom Institut für Höhere Studien (IHS) haben 43 Prozent aller Studierenden während ihrer bisherigen Studienzeit schon mindestens ein Praktikum absolviert. Tendenz steigend, denn immer mehr Studiengänge verlangen ein Pflichtpraktikum. Das ist vor allem an Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen und Medizinischen Universitäten der Fall.

Zwischen zwei und vier Monaten investieren Studierende in ein Praktikum. Bezahlt werden sie für ihren Einsatz nicht immer. Geld gibt es meist für Pflichtpraktika von Studierenden in Vollzeit-FH-Studiengängen (58%), während Studierende an Pädagogischen Hochschulen, Kunstuniversitäten und wissenschaftlichen Universitäten für ihre Pflichtpraktika häufiger kein Entgelt erhalten.

Berufsanfänger in der Krise - nur so ein Gefühl?

Nach Abschluss des Studiums haben Studierende durchschnittlich 2,6 Praktika in ihrer Studienzeit absolviert. Nicht schlecht für den Lebenslauf, aber keine Garantie für einen Job. Manchmal geht es mit dem Praktikums-Dasein munter weiter, auch wenn das Diplom schon in der Tasche ist. Wer sich als Magistra & Co von einem Praktikum zum nächsten weiterhanteln muss und trotzdem von keinem Unternehmen übernommen wird, der befindet sich in einer schwierigen Situation. Die österreichische Plattform "Generation Praktikum" spricht von einer "Generation Prekär"", wenn unsichere und unterbezahlte Beschäftigungsformen nach dem Studium zum Normalfall werden.

Doch wie viele sind wirklich von so einer prekären Situation betroffen? Wenn es nach Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle und AMS-Chef Johannes Kopf geht, dann beruhe die Dauerspirale aus Praktika auf "allgemeinen Eindrücken und Beobachtungen im Umfeld von Freunden und Bekannten". Bereits vor fünf Jahren schlussfolgerten deutsche Hochschulforscher in ihrem Bericht "Generation Praktikum - Mythos oder Massenphänomen", dass der Begriff "Generation Praktikum" mit Blick auf den beruflichen Verbleib von Hochschulabsolventen nicht gerechtfertigt ist. Jedoch hätten Praktika nach dem Studium in den letzten Jahren zugenommen. Dem stimmt auch die Plattform "Generation Praktikum" zu: Sie haben rund 280 Studierende befragt. Das Ergebnis: 42 Prozent absolvieren nach Abschluss ihrer Ausbildung noch ein Praktikum. (Karin Jirku, derStandard.at, 30.10.2012)