Googles Nexus-Linie: Jetzt in drei verschiedenen Formaten.

Grafik: Google

Das Nexus 4 weist äußerlich große Ähnlichkeiten zum Vorgänger Galaxy Nexus auf. Sowohl Vorder- als auch Rückseite sind aus (Gorilla-)Glas, wobei ein Kunststoffrahmen auf der Seite verhindern soll, dass dieses allzu leicht beschädigt wird.

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Eine der großen Neuerungen von Android 4.2 ist die Eingabe per Gesten, wie sie etwa von Swype her bekannt ist.

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"Drahtlos" in jeder Hinsicht: Nicht nur, dass sich Daten drahtlos per Android Beam zwischen zwei Geräten übertragen lassen (das ging aber schon mit Android 4.1), das Nexus 4 kann auch drahtlos geladen werden.

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Das Nexus 10 will mit Top-Hardwareausstattung punkten.

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Die Rückseite des Nexus 10.

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Und noch von der Seite betrachtet: Das Nexus 10.

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Eigentlich wollte Google seine neue Nexus-Gerätephalanx im Rahmen eines offiziellen Pressetermins in New York präsentieren. Diesem Ansinnen wurde allerdings durch äußere Faktoren recht abrupt der Garaus gemacht: Hurrikan "Sandy" war am Montag im Anmarsch auf New York. Da man aber nicht mehr länger mit der Präsentation warten wollte, gibt es das Unternehmen jetzt eine Nummer kleiner: Ganz ohne Rahmenveranstaltung hat Google am Montagnachmittag (MEZ) über den offiziellen Unternehmensblog gleich mehrere neue Geräte seiner Eigenmarke Nexus sowie ein Android-Update vorgestellt.

Android 4.2

Zunächst zu Android 4.2: Allein schon durch die Beibehaltung des Codenamens "Jelly Bean" will man signalisieren, dass es sich hierbei um ein inkrementelles Update für den gerade erst fünf Monate alten Vorgänger handelt. Und doch bringt die neue Version wieder einige durchaus relevante Verbesserungen. Allen voran der Multi-User-Support: Dank diesem können nun mehrere Accounts parallel auf einem Gerät genutzt werden, alle mit ihren privaten Einstellungen und Speicherorten. Dies dürfte sich vor allem für gemeinschaftlich genutzte Tablets als nützlich erweisen, immerhin muss man den anderen NutzerInnen nicht länger gleich die eigenen Mails oder andere sensible Informationen anvertrauen. Derzeit ist der Multi-User-Support konsequenterweise auch nur für Tablets verfügbar.

Schnelleinstellungen

Viele herstellerspezifische Android-Modifikationen beinhalten im Benachrichtigungsbereich eigene Knöpfe für Schnelleinstellungen. Diese gibt es nun auch bei Android 4.2, allerdings ist dies hier etwas anders implementiert: Lassen sich diese Knöpfe doch über einen neuen Button im Benachrichtigungsbereich aufrufen (oder alternativ direkt über ein "Herunterziehen" des Systembalken mit einer Zwei-Finger-Geste), sind also auf einer eigenen Seite zu finden, ohne fix Platz zu verbrauchen.

Ansonsten findet sich hier so ziemlich das, was von solch einem Tool zu erwarten ist, von der Regelung der Helligkeit bis zum Einschalten des Flugzeugmodus oder dem Deaktivieren des WLANs. Auch der Account-Wechsel und der Zugriff auf die vollständigen Einstellungen wird an dieser Stelle dargeboten - für diese ist nun also zumindest an dieser Stelle ein "Touch" mehr nötig.

Gesten-Eingabe

Wer Drittanwendungen wie "Swift" oder "Swype" schätzt, wird sich darüber freuen, dass es jetzt auch im offiziellen Android die Möglichkeit gibt, über solche Gesten Text einzugeben. Es reicht dabei also von Buchstaben zu Buchstaben zu fahren und Android versucht das passende Wort automatisch zu finden. Ebenfalls neu ist der Support für den "Miracast"-Standard, mit dem drahtlos Videos an entsprechende Bildschirme geschickt werden können. Dieser Standard ist ähnlich zu Apples Airplay, allerdings mit breiter Unterstützung von unterschiedlichsten Herstellern. Derzeit gibt es nur wenige Geräte mit Miracast-Support, das soll sich aber mit der kommenden Fernsehergeneration ändern.

Apps

Mit Android 4.2 setzt Google zudem die Überarbeitung der mitgelieferten Apps fort, dies zeigt sich vor allem an der Galerie, die neue Ansichtsmodi sowie weitere Sortierungsmöglichkeiten erhält. Auch die Kamera-App wurde neu gestaltet, von Haus aus gibt sich das User Interface nun wesentlich reduzierter. Ein Knopf rechts oben führt zu den gewohnten Einstellungen für Flash und Co, die dann in der Mitte des Bildschirms eingeblendet werden.

Photo Sphere

Zudem gibt es einen neuen Aufnahmemodus namens "Photo Sphere", mit dem sich 360-Grad-Aufnahmen erzeugen lassen. Eine Art "Street View" für den Privatgebrauch, wie Google das Feature etwas großspurig bewirbt - und doch nicht ganz unrecht hat: Lassen sich damit erstellte Bilder doch direkt mit Google Maps teilen und so der Öffentlichkeit zugänglich machen. Bereits vorab waren diverse Verbesserungen für die GMail-App durchgesickert: Diese ermöglicht nun endlich das Vergrößern mittels Pinch-Geste, zudem lassen sich Nachrichten in der Übersicht mit einer seitlichen Swipe-Bewegung löschen. Eine weitere Neuerung: Google Chrome ist jetzt auch bei der Smartphone-Ausgabe der Default-Browser, bisher war dies dem Nexus 7 vorbehalten.

Wie zu erwarten wurde auch Google Now einmal mehr ausgebaut, indem zahlreiche neue "Karten" zu dem Service hinzugefügt wurden. So werden hier nun auch aktuelle Informationen über Hotelreservierungen, Paketlieferungen und Restaurantbuchungen angezeigt. Zudem wird über möglicherweise interessante Konzerte in der Nähe informiert. All diese Ergebnisse natürlich nach den persönlichen Interessen gefiltert, stimmen die NutzerInnen zu, kann Google hierfür die bei GMail gespeicherten Mails als Infoquelle heranziehen. Übrigens braucht es für die Neuerungen von Google Now gar kein Android-4.2-Update, eine entsprechende Aktualisierung der Google-Search-App wird bereits über den Play Store ausgeliefert.

Daydream

Eine weitere Neuerung von Android 4.2 nennt sich "Daydream", eine Art Bildschirmschoner für das mobile Betriebssystem. Wenn das Geräte gerade gesperrt ist, können also beispielsweise Fotos oder Artikel von Google Currents dargestellt werden. Zudem ist es nun möglich ausgewählte Widgets direkt neben dem Lock-Screen unterzubringen, so dass diese auch bei gesperrtem Gerät zur Verfügung stehen.

Plattform

"Unter der Haube" bietet Android 4.2 zahlreiche wichtige Aktualisierungen, so kommt hier nun ein Linux-Kernel in der Version 3.4 zum Einsatz. bei Android 4.1.2 war es noch Kernel 3.0 - ein gehöriger Sprung also. Dabei handelt es sich jetzt um exakt jene Version, mit der zahlreiche Android-Modifikationen in den offiziellen Kernel zurückgeflossen sind. Damit werden die diesbezüglichen Unterschiede zwischen Android und dem offiziellen Kernel minimiert, was nicht zuletzt die Arbeit für DrittentwicklerInnen erleichtern sollte.

Nexus 4

Dass Google alle Jahre wieder im Oktober/November ein neues Nexus-Smartphone präsentiert, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Noch nie war aber ein Gerät vorab so ausführlich "geleakt" worden wie das nun offiziell gemachte Nexus 4. Von LG produziert, handelt es sich dabei hardwareseitig um eine angepasste Variante des Optimus G, die sich in Hinblick auf die Spezifikationen durchaus sehen lassen kann.

Eckdaten

So gibt es ein 4,7-Zoll-Display mit einer Auflösung von 1.280 x 768 Pixel (320 Pixels per Inch), im Gegensatz zum - von Samsung produzierten - Vorgänger Galaxy Nexus kommt hier aber ein IPS-Display statt einem SAMOLED zum Einsatz.  Das heißt: Wer gerne mit der Lupe an den Bildschirm herangeht, wird feststellen, dass hier keine PenTile-Matrix zum Einsatz kommt, das Bild also noch einen Zacken schärfer ist. Damit das Display nicht all zu leicht zerkratzt, wird Gorilla Glas 2 von Corning eingesetzt.

Für die nötige Performance soll eine Quad-Core APQ8064 (Snapdragon S4 Pro) CPU sorgen, die mit maximal 1,5 GHz getaktet wird. Es gibt 2 GB RAM, eine 8-Megapixel-Kamera plus LED-Flash auf der Rückseite und eine 1,2-Megapixel-Kamera für Videochat, die also vorne angebracht ist. Der interne Speicherplatz beträgt 8 bzw. 16 GByte, je nachdem für welche Variante sich die KäuferInnen entscheiden. Einen MicroSD-Slot zur Erweiterung gibt es hingegen - wie von früheren Nexus-Geräten gewohnt - nicht.

Geladen

Der Akku ist mit 2.100 mAh angegeben, was zwar etwas mehr ist als beim Galaxy Nexus, im Gegenzug ist dieser aber fix verbaut, kann also nicht so einfach ausgetauscht werden. Dafür gibt es eine andere Neuerung in diesem Bereich: Das Nexus 4 lässt sich - optional - drahtlos aufladen, die passende Ladestation namens "Wireless Charging Orb" (vom Aussehen her eine Art in die Hälfte geschnittenes Nexus Q) soll wie das Gerät selbst über den Google Play Store und den Einzelhandel verkauft werden.

Eindruck

Von vorne betrachtet, erinnert das Nexus 4 rein äußerlich stark an das Galaxy Nexus, allerdings mit einem Unterschied: Die seit dem Nexus S gewohnte, leichte Biegung des Displays gibt es hier nicht mehr. Auffällig ist auch, das die Rückseite des Gerätes ebenfalls aus Glas gefertigt ist. Zudem ist der Audiostecker nach oben gewandert, und es gibt seitlich einen Einschub für eine Mikro-SIM-Karte. Die Abmessungen betragen 133,9 x 68,7 x 9,1 mm, das Gewicht liegt bei 139 Gramm. Es gibt einen Micro-USB-Anschluss sowie einen Slim-HDMI-Port für die Verbindung mit einem externen Bildschirm.

Kein LTE

Eine LTE-Ausführung des Nexus 4 wird es übrigens laut Google nicht geben, statt dessen gibt es nur ein gemeinsames, globales UMTS/HSPA+-Modell. Das hat sehr konkrete Gründe, wie man The Verge verraten hat: Google will die volle Kontrolle über die Software auf den Nexus-Geräten, ganz ohne Einfluss der Telekomanbieter. Dies sei bei LTE derzeit aber schlicht nicht möglich, resümiert das Unternehmen. Hier hat man wohl aus der LTE-Variante des Galaxy Nexus gelernt, bei der man sich bei der Partnerschaft mit Verizon ganz gehörig die Finger verbrannt hat. Und zwar soweit, dass zahlreiche Android-Blogs zwischenzeitlich die Frage aufgeworfen haben, ob das LTE Galaxy Nexus überhaupt noch ein "echtes" Nexus sei. Updates dauern dort jedenfalls üblicherweise einige Wochen bis Monate länger als bei der GSM-Ausgabe des Galaxy Nexus.

Preis

Beim Preis setzt Google offenbar nun auch bei Smartphones auf die selbe Strategie wie im Tablet-Bereich und die heißt: Aggressiv. Das 8 GByte-Variante des Nexus 4 hat einen Listenpreis von 299 Euro die 16 GByte-Ausgabe wird um 349 Euro verkauft. Beide Ausführungen sollen ab dem 13. November im offiziellen Google Play Store verfügbar sein, dies allerdings nur in ausgewählten Ländern wie den USA, Frankreich, Deutschland und Spanien. Zur Verfügbarkeit in anderen Ländern gibt es derzeit noch keine Information, es ist aber davon auszugehen, dass es das Nexus 4 über die gewohnten Kanäle auch schnell nach Österreich schafft.

Nexus 10

Wo Apple vor wenigen Tagen mit dem iPad Mini direkt in den Markt für kleinere Tablets eingestiegen ist - und damit dem Nexus 7 direkte Konkurrenz macht - bewegt sich Google nun exakt in die andere Richtung. Mit dem Nexus 10 gibt es erstmals ein eigenes "Lead Device" von Google in dieser Geräteklasse. Für dieses hat man sich einmal mehr mit Samsung verbündet und ein Tablet produziert, das es in Hinblick auf die Spezifikationen wirklich in sich hat.

300 PPI

So gibt es einen Bildschirm mit einer Diagonale von 10,055 Zoll, der mit einer Auflösung von 2.560 x 1.600 Pixel aufwarten kann. Dies ergibt in Summe eine Pixeldichte von etwa 300 Pixel-per-Inch (PPI), mit der man noch mal ein ganzes Stück über den Werten des Mitbewerbs liegt. Als Prozessor findet eine mit 1,7 GHz getaktete Dual-Core Exynos 5250 seinen Einsatz, und damit der selbe Chip, der auch beim aktuellen Chromebook von Google und Samsung genutzt wird. Das Nexus 10 verwendet insofern erstmals eine CPU ein, die auf der neuen ARM Cortex A15-Architektur aufbaut. Zur Seite gestellt ist eine Mali T604 GPU, die für die nötige Grafikpower sorgen sollte.

Spezifikationen

Zu den weiteren Eckdaten gehören die Speicherausstattung von 2 GByte und eine auf der Rückseite angebrachte Kamera mit 5 Megapixel. Vorne gibt es eine zweite Kamera mit 1,9 Megapixel Auflösung, auch NFC, WLAN (802.11 b/g/n mit MIMO+HT40) und Bluetooth 4.0 sind mit dabei. Das Gewicht beträgt 603 Gramm, die Abmessungen betragen 263,9 x 177,6 x 8,9mm. Ein interessantes Detail: Der Stromstecker ist magnetisch ausgeführt, wie es bisher nur von Apples - patentiertem - MagSafe bekannt war.

Preis

Der Akku umfasst 9.000 mAh, Google verspricht 9 Stunden Laufzeit bei durchgängiger Videobetrachtung und 500 Stunden Standby. Auch vom Nexus 10 wird es zwei Varianten geben, dieses Mal mit 16 oder 32 GByte, die um 399 bzw. 499 Euro gelistet sind. Von einer UMTS-Ausführung ist hier zumindest derzeit noch nicht die Sprache, der Verkaufsstart ist ebenfalls 13. November.

User Interface

Was beim Nexus 10 im Vergleich zu früheren Android-Tablets dieser Größe gleich auffällt. Wie schon zuvor beim Nexus 7 kommt nun auch hier eine Oberfläche zum Einsatz, die stark an die Smartphone-Ausgabe von Android erinnert. Das eigene Tablet-UI, das mit Android 3.0 "Honeycomb" erstmals zum Einsatz kam, scheint damit wohl mittelfristig Geschichte zu sein. Google möchte hier wohl die Oberfläche zwischen allen Formfaktoren vereinheitlichen, wie das bei den NutzerInnen ankommt, muss sich erst zeigen. Erste Reaktionen auf diesbezügliche Leaks haben jedenfalls sehr gemischte Reaktionen hervorgerufen.

Nexus 7

Quasi als Sahnehäubchen gibt es dann auch noch die erwarteten Umstellungen für das 7-Zoll-Tablet Nexus 7: Im Vergleich zu den bisherigen Modellen wird der Speicherplatz bei gleich bleibendem Preis verdoppelt. Für 199 Euro gibt es künftig also 16 GByte Speicherplatz, neu hinzu kommt ein 32 GByte-Modell um 249 Euro, die 8-GByte-Variante wird gestrichen. Diese Preise sind durchaus als Kampfansage an den Mitbewerb zu verstehen, liegt man hiermit nun doch auf dem Preisniveau des Kindle Fire HD - und setzt sich noch klarer vom Listenpreis eines iPad Mini (in der kostengünstigsten Variante 329 Euro für 16 GByte Speicherplatz) ab. Erstmals gibt es zudem eine Version des Nexus 7 mit UMTS-Support: Diese basiert auf dem 32-GByte-Modell und wird um 299 Euro feil geboten.

Updates

Sowohl das Nexus 4 als auch das Nexus 10 sollen vom Start weg mit Android 4.2 ausgeliefert werden. Zur Verfügbarkeit von Updates für bestehende Geräte wie das Galaxy Nexus oder das Nexus 7 gibt es derzeit noch keine offiziellen Informationen.

Google Music

Parallel zum Launch der neuen Nexus-Generation kommt auch Google Music nach Europa, leider umfasst dies aber einmal mehr nicht Österreich: In Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Spanien und Italien kann man künftig also auch von Google Musik kaufen, und den zugehörigen Online-Speicher nutzen, der kostenfrei maximal 20.000 Titel aufnimmt. Außerdem verkündet Google nun auch einen Vertrag mit Warner Music abgeschlossen zu haben, womit man endlich mit allen Major Labels Partnerschaften hat.

Scan and Match

Parallel dazu soll auch ein neuer "Scan and Match"-Service für Google Music eingeführt werden: Vor dem Hochladen wird die lokale Musikbibliothek durchsucht, erkennt Google Titel, die im eigenen Angebot sind, werden diese einfach online zur Verfügung gestellt. Der langwierige Upload-Prozess - wie bisher - entfällt dadurch. Ähnliche Services bieten auch Amazon und Apple, bei Google scheint man dieses Feature im Gegensatz zur Konkurrenz aber kostenlos anbieten zu wollen. Interessanterweise soll hier übrigens Europa den Anfang machen, die USA erst später folgen. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 29.10.2012)