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Laut der Greenpeace-Sprecherin sollte man sich überlegen, ob man eine High-Performance-Jacke überhaupt braucht.

Foto: AP Photo/Diether Endlicher

Hohe Berge, grüne Täler und Wiesen: Die Marketingstrategie von Outdoor-Bekleidungsherstellern ist klar. Man setzt auf Naturverbundenheit, um Menschen dazu zu bringen, ihre wasser- und windabweisenden Jacken zu kaufen. Dabei sind eben diese Kleidungsstücke nicht so grün wie die Werbung. Ein Greenpeace-Produkttest zeigt, dass die 14 untersuchten Outdoor-Textilien laut Konsumentensprecherin Claudia Sprinz "einen erschreckenden Chemie-Cocktail" enthalten. 

In jedem Produkt wurden laut Greenpeace-Aussendung hormonell wirksame Stoffe nachgewiesen, die auch im Blut von Neugeborenen und in der Muttermilch nachgewiesen werden konnten. Der Test, der von zwei unabhängigen Labors durchgeführt wurde, ergab außerdem eine hohe Konzentration von Nonylphenolethoxilate (NPE) und Weichmachern, sogenannten Phtalaten.

Kinder-Poncho mit hohen Weichmacher-Werten

Der höchste NPE-Gehalt wurde in einer Kinder-Regenjacke von Seven Summits gefunden. NPE werden für Wasch- und Färbeprozesse verwendet. Sie sind langlebig, hormonell wirksam und reichern sich in der Nahrungskette an. Den höchsten Weichmacher-Wert weist im Test ein Kinder-Poncho von Northland auf. Weichmacher können das Hormonsystem stark beeinflussen und zu Unfruchtbarkeit oder Übergewicht führen. Beide Kleidungsstücke wurden in Österreich eingekauft.

Der Kinder-Poncho weist eine Weichmacher-Konzentration von 5700 mg/kg auf. Zum Vergleich: Für Spielzeuge oder Gegenstände, die von Kindern in den Mund
genommen werden können, schreibt die aktuell gültige EU-Spielzeugrichtlinie einen Grenzwert von 1000 mg/kg vor.

Die umwelt- und gesundheitsschädlichen Stoffe landen nicht nur bei der Produktion im Abwasser. Auch durch das Waschen beschichteter Textilien werden diese freigesetzt. Wie hoch die Konzentration der Stoffe dabei ist, wurde bisher nicht untersucht. Als sicher gilt aber, dass die meisten Chemikalien in Kläranlagen nicht abgebaut werden.

Deshalb fordert Sprinz, dass "das chemische Wettrüsten der letzten Jahre bei Outdoor-Bekleidung ein Ende haben" muss. Laut der Konsumentensprecherin braucht es "für einen Spaziergang, eine Wanderung oder für den Spielplatz keine High-Performance-Jacke, mit der man Expeditions-Bergtouren machen kann". Auffällig wurden beim Greenpeace-Test auch Produkte bekannter Outdoor-Marken wie The North Face, Patagonia, Jack Wolfskin, Kaikkialla, Marmot, Mammut und Vaude. (red, derStandard.at, 29.10.2012)