Auf dem italienischen Modemarkt waren Tocca, Bacchin und Sperandio die ersten, die Lifestyle mit Nachhaltigkeit verbunden haben.

Foto: Re-Bello
Foto: Re-Bello

Rebellen widersetzen sich der Obrigkeit. Sie haben ein Ziel vor Augen. Um Schönheit geht es ihnen nicht, meistens. Re-Bello will die Mode revolutionieren und gleichzeitig schön sein. "Die Menschen kaufen Kleider nämlich, weil sie sie schön finden", erklärt Daniel Tocca im Gespräch mit derStandard.at, erst an dritter Stelle stehen die Produktionsbedingungen. Diesen Markt kennt er genau, er hat ihn immer wieder analysiert.

Tocca sitzt in einem Industriegebiet im Süden Bozens. Seit wenigen Monaten hat Re-Bello hier ein Büro und einen kleinen Lagerraum. Davor sei zu Hause gelagert worden, in der Garage. Gemeinsam mit Emanuele Bacchin und Daniel Sperandio hat er das Modelabel 2010 gegründet. T-Shirts aus organischer Baumwolle, Bambus- und Eukalyptusfaser, Stückzahl: 1.000. So fingen die drei an. Die Lage schien schwierig. Der italienischen Modebranche ging es schlecht.

Keine Öko-Mode

"In einem Land wie Italien kann Mode nicht zugrunde gehen", sagt Tocca, davon sei er immer überzeugt gewesen. Anders wollte er es aber machen: kaum Werbung, keine teuren Testimonials. Die Produkte sollten überzeugen. Nachhaltig sollten sie sein und trotzdem im Trend. In das Öko-Eck wollen sich die drei Bozner nämlich nicht stellen lassen: "Wir wollen beweisen, dass nachhaltig produzierte Kleidung stylish sein kann."

Wirtschaftlich denken die Jungunternehmer auch. Dass das Unternehmen nicht jedem Trend folgen kann, bedauert der 27-Jährige deshalb. Verwaschungen etwa gibt es bei Re-Bello nicht. Es habe Versuche gegeben, diese in nachhaltiger Produktion hinzukriegen, aber "das funktioniert einfach nicht". Das Ergebnis sei nicht schön - und was nicht gefällt, verkauft sich nicht.

Online-Shop geplant

75 Verkaufsflächen hat Re-Bello in Italien mittlerweile, über das ganze Land verteilt, die meisten im Norden. Auch in der Schweiz und in Deutschland sei das Geschäft gut angelaufen. In Österreich habe man es bisher leider nicht wirklich geschafft, Fuß zu fassen, sagt Tocca. Die Jungunternehmer setzen auf Verkaufsflächen in etablierten Häusern, ein eigener Online-Shop ist in Planung. Das Unternehmen wachse nämlich, trotz Krise.

In der kommenden Saison werde es erstmals einen kompletten Re-Bello-Look geben, sagt der Geschäftsmann. Stylish und nachhaltig von Kopf bis Fuß also. Unter 40 Euro gibt es in dieser Kollektion aber nichts. Doch "der Preis ist nicht das wichtigste auf dem Markt", ist Tocca überzeugt. Außerdem habe Qualität eben ihren Preis.

Teure Zertifikate

Neben dem Stoff - biologische Baumwolle kostet laut Tocca doppelt bis dreimal so viel - werde das Endprodukt auch durch Zertifikate teurer. Auf diese legt das Unternehmen wert. "Fair Wear" - dieses Etikett ist in alle Shirts, die in der Türkei produziert werden, eingenäht. "Wenn 'Made in Turkey' draufsteht, sind die Leute nämlich skeptisch", erklärt der Bozner. Um eine günstigere Produktion gehe es bei der Wahl der Standorte aber nicht, betont er. Damit dieses Zertifikat ausgestellt werde, müsse sich das Werk etwa an die Arbeitsgesetze halten.

Für die Stücke, die aus italienischen und griechischen Werken kommen, wäre das Zertifikat dagegen rausgeschmissenes Geld, meint Tocca. Auch dort lässt Re-Bello produzieren. Auf "Made in Italy" oder "Made in Greece" reagierten die Konsumenten aber nicht so kritisch. Designt wird die gesamte Kollektion in Bozen.

Eine der größten Schwierigkeiten sei es gewesen, diese Produktionsstätten überhaupt zu finden, denn "jedes Werk hat sich auf ein anderes Segment spezialisiert." Die Kontakte hergestellt habe unter anderem das Gründerzentrum des Südtiroler Technologiezentrums TIS. Fünf Jahre lang fördert das TIS dieses Start-Up. "Wir sind also bei der Hälfte", sagt der Jungunternehmer. Im Moment hat Re-Bello sechs Mitarbeiter. Im Laufe des kommenden Jahres will das Unternehmen auf zehn kommen. Es werden auch nicht mehr 1.000 Stück pro Jahr an Freunde "ausgeliefert", sondern rund 30.000 Pullover und T-Shirts verkauft. (Elisabeth Parteli, derStandard.at, 30.10.2012)