Bei bekannten Persönlichkeiten ist die Google-Suche sicherlich unproblematisch, aber wie sieht es mit der Recherche nach Privatpersonen aus?

Screenshot: Redaktion

Viele tun es, wenige geben es zu, doch: Ist es eigentlich okay, andere zu googeln? Eine Frage, die sich so oder so ähnlich wohl schon manche LeserInnen gestellt haben. In einem aktuellen Artikel widmet sich die "New York Times" diesem Thema - und kommt dabei zu durchaus ambivalenten Ergebnissen.

Parameter

Klar ist: Es kommt darauf an, für welchen Zweck und in welchem Umfeld so eine Personenrecherche vorgenommen wird. Wer heute einen Job sucht, muss sich längst darüber im Klaren sein, dass sich jeder halbwegs sorgfältige Arbeitgeber vorab zumindest kursorisch über den Hintergrund der BewerberInnen informiert.

Beruflich

Und auch umgekehrt gehöre eine Vorabrecherche längst zum guten Ton. Wer bei einem Unternehmen vorstellig wird, sollte sich über dessen Aktivitäten und Personalstruktur ausreichend informiert zeigen, so Henry Alford, Autor des betreffenden Artikels der "New York Times".

Privat

Im privaten Bereich stellt sich die Angelegenheit schon wesentlich diffiziler dar: Die Grenze zwischen der Wahrnehmung von "genuinem Interesse" zu "Stalking" ist eine dünne, aber entscheidende. Wo das eine noch als ernsthaftes Interesse wahrgenommen werden kann, wird das zweite schnell als Einbruch in die Privatsphäre angesehen, so Sozialanthropologin Kate Fox. Oft sei es insofern besser, sich zwar zu informieren, aber darauf zu verzichten, mit diesem Wissen zu "prahlen".

Programmierung

Dabei sei solch ein Interesse eigentlich "natürlich", zeigt sich Fox überzeugt. "Unsere Gehirne haben sich nun mal seit der Steinzeit nicht mehr verändert, und Menschen sind darauf programmiert in kleinen Gruppen zu leben, in denen man alles voneinander weiß". Googlen sei insofern ein Versuch, diese prä-industriellen Interaktionsmuster wieder herzustellen.

Tücken

Freilich birgt so eine Google-Suche auch ihrer Tücken, wie etwa Tina Jordan, Managerin bei einem Buchverlag bestätigen kann: Besitzt sie doch den gleichen Namen wie eine frühere Freundin von "Playboy"-Herausgeber Hugh Hefner. Sie habe sich deswegen angewöhnt, bei allen "Blind Dates" dem Gegenüber zu raten, auf das googlen ihres Namens zu verzichten, um etwaige Erwartungshaltungen zu verhindern.

Vorteile

Wie Alford weiter betont, dürfe man aber auch die sozialen Vorteile, die sich durch Personenrecherchen ergeben, nicht vergessen. Immerhin böte sich auch die Möglichkeit dadurch zu "besseren" Freunden zu werden, sich wieder an Dinge zu erinnern, die anderen wichtig sind, die man selbst aber sonst längst vergessen hätte.

Hilfestellung

Ein besonders prägnantes Beispiel hierfür sei Joe Cramer, der sein Gedächtnis im Jahr 1978 durch einen Arbeitsunfall verloren habe. Damals habe er zahlreiche Freunde verloren, einfach weil er sich an Dinge nicht mehr erinnern konnte, und in gewissen Situationen einfach anders reagiert habe, als von ihm erwartet worden war. Heute nutze er Google ständig damit ihm solche Fehler nicht mehr unterlaufen, bedauert Cramer das Fehlen seiner Technologien in früheren Jahren. (red, derStandard.at, 29.10.2012)