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Steffen Hofmann hatte bei seinem Freistoß-Treffer den Durchblick.

APA-FOTO: HERBERT NEUBAUER

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Roger Schmidt und die Chancenauswertung seiner Elf.

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Wien - Steffen Hofmann hat es probiert. In Krisenzeiten lässt ein Kapitän seine Mannschaft oder auch sein sinkendes Schiff nicht in Stich. Also setzte er am Sonntagnachmittag eine dunkle Schutzbrille auf, der Augenarzt hatte ihm die Spielerlaubnis erteilt, die Gefahr für den verletzten gelben Fleck wurde als marginal eingestuft. Hofmann sah scharf. Und so führte der 32-Jährige die Rapidler im nicht ganz ausverkauften Hanappi-Stadion aufs Feld.

Die vom 0:2 im Derby und vom 0:4 gegen Leverkusen geschockten Fans protestierten nur verhalten, auf einem Transparent stand "ihr habt uns nicht verdient" geschrieben. Hofmann war von der Kritik natürlich ausgenommen. Der in der Europa League gesperrte Guido Burgstaller war auch wieder an Bord. Es galt gegen den österreichischen Luxusliner, also gegen Red Bull Salzburg, nicht unterzugehen. Die haben in den vergangenen Wochen eine Art Fußballkultur entwickelt. Trainer Roger Schmidt hatte angekündigt, auf Sieg zu spielen, alles andere wäre eine Untertreibung. Der bescheiden gewordene Peter Schöttel versprach lediglich "eine deutliche Steigerung", in traurigen Phasen nimmt man den Mund nicht voll.

Fahrlässige Chancenverwertung

Salzburg bot den gepflegteren Fußball, erarbeitete Chancen. Leute wie Jonathan Soriano oder Kevin Kampl gingen aber damit äußerst fahrlässig um. Rapid wehrte sich, wurde minütlich mutiger. 14. Minute: Kampl legt Hofmann am linken Strafraumeck, der Kapitän nimmt sich den Ball und zirkelt den Freistoß scharf und genau ins Kreuzeck zum 1:0. Er fasste sein Glück kaum, rannte zur Trainerbank, wurde niedergerissen, lag unter einer grünen Traube. Salzburg blieb gefährlich, aber Rapid hatte das Selbstvertrauen wiederentdeckt. In der 41. Minute ließ sich Hofmann auswechseln, es lag nicht am Auge, sondern an den Beinen. "Ich konnte nicht mehr, war platt." Lukas Grozurek kam. Schon in der 25. Minute hatte Deni Alar den verletzten Christopher Drazan ersetzt.

Den Beginn der zweiten Halbzeit hatte sich Salzburg wohl anders vorgestellt. 47. Minute: Burgstaller flankt präzis auf Terrence Boyd, der US-Amerikaner köpfelt unbedrängt das 2:0. Schöttel verstärkte die Defensive, Kurzarbeiter Alar wich Muhammed Ildiz (66.). Und die Sensation war nicht mehr zu verhindern. Den Bullen ist trotz einer Überlegenheit nicht mehr allzu viel eingefallen, eine durchaus beeindruckende Serie ward somit beendet.

16 Auswärtspartien hatte man in der Bundesliga nicht verloren. Zwischen einem 2:4 gegen Rapid und diesem 0:2 gegen Rapid. Rapid hat übrigens am 12. August 2012 in Salzburg mit 2:0 gewonnen, das Kreuzfahrtschiff hat offensichtlich einen Angstgegner bekommen. Eine weitere Folge war, dass nun die Wiener Austria Tabellenführer ist. Mit zwei Punkten Vorsprung auf Salzburg, Rapid ist mit drei Zählern Rückstand Dritter. Die Welt in Hütteldorf ist fast wieder in Ordnung. Hofmann: "Im Fußball geht es schnell." (Christian Hackl, DER STANDARD, 29.10.2012)

SK Rapid Wien - Red Bull Salzburg 2:0 (1:0)
Hanappi-Stadion, 16.700 Zuschauer, SR Harkam

Tore:
1:0 (14.) Hofmann (Freistoß)

2:0 (47.) Boyd

Rapid: Königshofer - Schimpelsberger, Sonnleitner, Gerson, Schrammel - Heikkinen, Kulovits - Burgstaller, Hofmann (42. Grozurek), Drazan (25. Alar/66. Ildiz) - Boyd

Salzburg: Walke - Klein, Vorsah, Hinteregger, Ulmer (80. Edomwonyi) - Mendes (46. Teigl) - Kampl, Berisha (67. Nielsen), Leitgeb, Mane - Soriano

Gelbe Karten: Boyd, Schimpelsberger bzw. Klein, Mane, Hinteregger