Abidjan - In Cote d'Ivoire (Elfenbeinküste sind) nach Angaben von Amnesty International (AI) mehr als 200 Anhänger des früheren Staatschefs Laurent Gbagbo "willkürlich festgenommen und gefoltert" worden. Die Organisation erklärte am Freitag, Präsident Alassane Ouattara müsse seinem Versprechen nachkommen, die Menschenrechte zu respektieren. Amnesty-Experten hatten einen Monat lang die Elfenbeinküste bereist, die seit August von der schwersten Gewalt seit dem Ende des Machtkampfs zwischen Gbagbo und Ouattara im April 2011 erschüttert wird.

Laut Amnesty reagierten die ivorischen Sicherheitskräfte auf die jüngsten Unruhen mit überzogener Gewalt und willkürlichen Festnahmen gegen Mitglieder der Gbagbo-Partei Ivorische Volksfront (FPI). Die Gefangenen seien mit Stromkabeln und geschmolzenem Plastik gefoltert und teilweise auch sexuell misshandelt worden.

Polizei und Armee verwehrten nach Angaben von Zeugen den Gefangenen oft über Monate den Kontakt zu Anwälten und Verwandten. Amnesty dokumentierte zudem einen Überfall auf ein Lager vertriebener Gbagbo-Sympathisanten im Westen des Landes, bei dem mindestens sechs Menschen getötet wurden. Gbagbo hatte sich nach seiner Wahlniederlage geweigert, sein Amt abzugeben. Während des blutigen Machtkampfs vom Dezember 2010 bis zu Gbagbos Festnahme im April 2011 wurden mehr als 3000 Menschen getötet.

Unterdessen wies der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) einen Berufungsantrag Gbagbos gegen seine Untersuchungshaft zurück. Das Gericht erklärte am Freitag in Den Haag, es habe keine Fehler bei der Entscheidung gegeben und es bestehe Fluchtgefahr. Gbagbos Anwälte hatten am 1. Mai die "vorübergehende" Freilassung des 67-Jährigen gefordert, der seit November 2011 in Den Haag ist und sich vermutlich wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit als erster Ex-Staatschef vor dem Gericht verantworten muss. Termine für eine Anklageerhebung wurden mehrfach wegen Gbagbos Gesundheitszustand verschoben. (APA, 26.10.2012)