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Heinzl und Sido.

Foto: APA/Pfarrhofer, AP/Thomas Lohnes
Zwei Fälle von brutalem Schlagabtausch beherrschten diese Woche die Medien. In beiden Fällen lauerten die Kontrahenten auf die große Chance. In einem Fall handelte es sich, wie die Fellner-Post wusste, um "die Story, über die ganz Österreich spricht, die niemanden kalt lässt und mittlerweile auch in Deutschland für mediale Erregung sorgt". Im andern Fall drang die "mediale Erregung" über die Staatsgrenzen nicht hinaus, es spricht auch nicht "ganz Österreich" darüber, was daran liegt, dass Unterhaltung, wie sie die Politik zu bieten hat, immer mehr Menschen "kalt lässt", die ihr Leben längst an der ORF-Unterhaltung ausrichten. Die ÖVP kann also von Glück reden, dass der Kampf Spindelegger vs. Fekter in der nationalen Erhitzung über den Fall Sido vs. Heinzl relativ wenig Platz in den Zeitungen beanspruchte.

Nach der vorläufigen Beruhigung in beiden Fällen sollte man aber die Härte, die in der politischen Arena waltete, nicht unterschätzen, weil Schläge und Spucke nur verbal eingesetzt wurden. Transparenz wird in der Politik eben zwar oft gefordert, doch nur selten praktiziert. Da fehlt es entweder an Augenzeugen, oder sie wollen nicht reden. Im Atrium des ORF geht es anders zu. Da trugen zwei Unterhaltungskünstler ihren Hahnenkampf offen aus, und nachdem genug gespuckt und hingelangt worden war, ging man in sich. "Ich bin zu weit gegangen und hätte das Problem mit Herrn Heinzl anders lösen müssen", bereute der eine im "Kurier", und "das Problem" schloss sich an: "Mir ist das Ganze sehr unangenehm, ich wünschte, es wäre nicht passiert." Und es gibt Konsequenzen! "ORF-Fernsehdirektorin Kathrin Zechner reagierte prompt und schmiss ihn", den übereifrigen Problemlöser, "aus der Show".

Vielleicht wollte Michael Spindelegger sein Problem mit der Finanzministerin ja auch anders lösen, als er es Mittwoch wieder einmal versuchte. "Zur Schärfung seines Profils" habe er Maria Fekters Amt begehrt, erinnerte die "Kleine Zeitung" an ein sommerliches Gerücht. "Spindelegger wies dies stets zurück", um aus gegebenem Anlass enttarnt zu werden: Es habe sehr wohl ein diesbezügliches Gespräch mit ihm gegeben, und "als 'loyale Teamspielerin'", als die sie ihren Parteiobmann hiemit opferte, "wäre sie bereit gewesen, das Amt zu opfern".

Gemeint war natürlich, sich zu opfern. Aber ein solches Opfer schien ihr dann doch zu groß, um es ihrem Obmann darzubringen und sich "aus der Show" werfen zu lassen. "Sie habe Spindelegger von der Problematik des Ansinnens überzeugen können", indem sie ihm die ersehnte "Schärfung seines Profils" als Überforderung seiner Fähigkeiten darstellte: Er "müsse, beschwert mit dem Amt des Finanzministers, gegenüber den Ländern viel konfrontativer auftreten und zudem in Brüssel bei heiklen Entscheidungen am Tisch sitzen". Im Klartext: Er möge sich brausen.

Ob Spindelegger unter der Wucht dieser Argumente auf die "Schärfung seines Profils" gern verzichtete oder nach der Abfuhr durch die kantige Amtsinhaberin wenigstens sein ungeschärftes Profil retten wollte, muss ungeklärt bleiben, solange er ein solches Gespräch mit ihr bestreitet. Ein kleiner Stachel könnte zurückgeblieben sein. Denn als sie ihm mit der Ankündigung einer Lohnsteuerreform noch vor der Nationalratswahl just vor seinem großen Profilierungsanlauf unter dem Motto "Wirtschaft - Wohlstand - Werte" in Erinnerung rufen wollte, wer der einzige Mann in der ÖVP ist, fiel ihm sein alter Wunsch nach "Schärfung des Profils" wieder ein. "Ich habe Fekter nicht zurückgepfiffen, wird sind inhaltlich genau auf der gleichen Seite" durfte ihn der "Kurier" zitieren, eine Formulierung, die in der heimischen Politik offenbart, dass man eben nicht "auf der gleichen Seite" ist.

Beeindruckt von diesem Profil räumte Fekter laut "Salzburger Nachrichten" ein, was ihr schwerfällt: "Man muss den Ball auch abgeben können. Wenn man versucht, alle zu überdribbeln, dann gibt es entweder ein Foul vom Gegner oder Schelte, dass man den Ball nicht rechtzeitig abgegeben hat." So viel weibliche Sanftheit dankte er, indem er sich vor Publikum im Elin-Werk als Fekter-Fan profilierte. "Du hast ein unglaubliches Gemüt, eine unglaublich stürmische Art, ich liebe das", beschrieb die "Kleine Zeitung" sein Outing. "Ein unglaubliches Talent" sei sie, "ein 'offener, quirliger Part' in der Regierung. Und dann fiel auch noch die letzte Barriere: "Da passt kein Löschblatt zwischen uns."

Wenn sie ihm jetzt nicht bald die Finance überlässt ...(Günter Traxler, DER STANDARD, 27./28.10.2012)