Das "New UI"-Interface des Internet Explorer 10 präsentiert sich äußerst reduziert.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Beim Anklicken der Adresszeile werden die meist genutzten Seiten und die eigenen Favoriten zum schnellen Zugriff geboten.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Tippt man dann los, wird eine Suche durch Verlauf und Bookmarks initiiert.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Die Tabs werden bei einem Rechtsklick auf die Seite am oberen Bildschirmrand als Miniaturgrafiken eingeblendet

Screenshot: Andreas Proschofsky

Bei den Seitentools wird über ein kleines Plus-Zeichen signalisiert, wenn es zu einer Seite auch eine passende Windows-8-App gibt. Zudem kann hier direkt...

Screenshot: Andreas Proschofsky

...in den Desktop-Modus des Browser gewechselt werden, der sich vom IE9 unter Windows 7 nur in kleinen Details unterscheidet.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Dieser Wechsel ist leider auch öfter nötig, da der "New UI"-Modus nicht die volle Funktionalität bietet, so unterliegt hier etwa Flash starken Begrenzungen.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Der Desktop-Modus kennt diese Flash-Beschränkungen hingegen nicht, hier klappt alles wie gewohnt.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Flash wird übrigens beim IE10 von Haus aus mitgeliefert, wer dieses partout nicht will, kann es auch über den Addon-Manager deaktivieren.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Im "New UI"-Modus werden nur wenige Einstellungsmöglichkeiten dargeboten, immerhin lässt sich hier das nützliche "Vorblättern" aktivieren.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Schon bei der Installation von Windows 8 wird die Default-Nutzung von "Do not track" eingerichtet - was allerdings für Microsoft mittlerweile ordentlich nach hinten losgegangen ist, viele Anbieter ignorieren den IE10 in dieser Hinsicht.

Screenshot: Andreas Proschofsky

In Fragen Webstandard-Unterstützung macht der IE10 massive Fortschritte im Vergleich zum Vorgänger, mit der Konkurrenz kann man aber weiter nicht ganz mithalten.

Screenshot: Andreas Proschofsky

In Benchmarks liefert der IE10 durchaus gute Werte, vom Mitbewerb absetzen kann man sich aber auch hier nicht.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Unter ungewohnten Vorzeichen geht dieser Tage eine neue Generation des Internet Explorers an den Start. War der Microsoft-Browser - zumindest rein quantitativ - viele Jahre lang der unumschränkte Dominator des Web-Geschehens, sehen sich dessen Marktanteile seit dem ersten Auftauchen des Firefox einer steten Erosion ausgesetzt. Und dies mit nachhaltigen Folgen: Glaubt man beispielsweise den Zahlen von StatCounter hat Googles Chrome mittlerweile - weltweit gesehen - den Microsoft-Browser als Nummer 1 abgelöst. In vielen europäischen Ländern - darunter auch Österreich und Deutschland - thront ohnehin schon eine ganze Zeit lang Firefox an der Spitze.

Relevanz

Trotzdem wäre es natürlich verfehlt die Zukunft des Internet Explorers einfach so abzuschreiben. Dies nicht nur weil konkurrierende Marktanalysen ihn dann doch weiterhin in Führung sehen - nein, schlicht auch weil er als fixer Bestandteil des weiterhin mit Abstand meist genutzten Desktop-Betriebssystems ausgeliefert wird: Microsofts Windows. Und genau von diesem gibt es seit kurzem in Form von Windows 8 eine neue Softwaregeneration, die nicht nur beim User Interface massive Veränderungen mit sich bringt, sondern auch dem mitgelieferten Browser ein großes Update verpasst.

Windows-8-only. Derzeit.

Bevor näher auf die Meriten und Defizite des Internet Explorer 10 eingegangen wird noch ein paar Worte zu dessen Verfügbarkeit: Derzeit gibt es den IE10 nur als fixen Bestandteil von Windows 8. Unter Windows  7 muss man sich momentan mit einer "Preview"-Version zufrieden geben, was insofern verblüfft, da die neue Browserversion offenbar als stabil genug angesehen wird, um sie bei Windows 8 mitzuliefern. Auch sind die technologischen Unterschiede (etwa in Bezug auf die genutzten APIs zur Hardwarebeschleunigung) zu Windows 7 nicht gar so groß. Zu guter Letzt gab es sogar schon frühere Testversionen des IE10, die tadellos auf der älteren Ausgabe des Microsoft-Betriebssystems liefen. Sei es, wie es sie: Einen Termin für eine Auslieferung der stabilen Version von IE10 für Windows 7 gibt es derzeit jedenfalls noch nicht.

Kein Vista

Vollständige Klarheit gibt es hingegen in Bezug auf ältere Windows-Version: Diese werden nämlich schlicht nicht mehr mit dem IE10 versorgt. Im Vergleich zum Vorgänger wird hier also Vista aus der Liste gestrichen, was allerdings nicht gar so dramatisch ist wie die schon beim IE9 vollzogene Entfernung des Windows-XP-Supports. Bewegt sich das einst viel kritisierte Vista in den weltweiten Marktanteilen doch zunehmend in Richtung des Nullpunkts.

Desktop

Eine angesichts von Microsofts neuer Vielfalt in Windows-Angelegenheit ebenfalls wichtige Anmerkung: Die folgenden Beobachtungen beziehen sich auf die Nutzung des IE10s auf einem klassischen Desktop-System. Denn nur hier lässt sich ein fairer Vergleich zur gewohnten Browser-Konkurrenz ziehen. Beim für Tablets gedachten Windows RT werden hingegen - wie beispielsweise auch bei iOS - den anderen Herstellern diverse Beschränkungen auferlegt, die einen vollkommen uneingeschränkten, separaten Browser de facto unmöglich machen.

Kern

Allen unterschiedlichen Windows-8-Versionen gemein ist hingegen ein anderer Umstand: Der Internet Explorer 10 nimmt nun eine zentrale Rolle in dem Betriebssystem ein, und zwar als Basistechnologie für das, was wir mal salopp als "The Interface formerly known as Metro" (TIFKAM) bezeichnen wollen, also die neue Oberfläche für Windows 8 mit ihrer unverkennbaren Kacheloptik, die aber aus rechtlichen Gründen nicht so heißen darf, wie sie mal heißen sollte.

Neues Interface

Genau für dieses Umfeld wurde der IE10 dann auch optimiert, und das heißt zunächst mal: Reduktion. Im "New UI"-Modus gestartet, präsentiert sich die neue Browserversion maximal zurückhaltend: Einzig eine ganz in schwarze gehaltene Navigationszeile warten am unteren Bildschirmrand auf die Aktionen der NutzerInnen, sonst steht allein der Seiteninhalt im Vordergrund. Scrollt man dann ein Stückchen auf der aktuell besuchten Webpage, wird auch noch dieses Element ausgeblendet, so dass man in einer Art Fullscreen-Modus unterwegs ist, die Seitenansicht also tatsächlich den gesamten verfügbaren Platz einnimmt.

Steuerung

Ein Rechtsklick (oder ein Touch bei entsprechenden Geräten) bringt die Navigation zurück, Zeit sich diese also etwas näher anzusehen. Zentrales Element ist natürlich die Adresszeile, hinter der sich aber etwas mehr als ein reines Texteingabelfeld befindet: Klickt man nämlich in dieses werden die meist genutzten Seiten sowie die Bookmarks eingeblendet und so zum Schnellzugriff geboten. Beim Lostippen wird dann diese Darstellung schnell verfeinert, also eine Suche in "Favoriten" und History initiiert.

Pin

Neben der Adresszeile gibt es die gewohnten "Zurück"- und "Vorwärts"-Knöpfe, wobei letztere ungewohnterweise am rechten Bildschirmrand angebracht ist. Ein "Reload"-Button darf ebenso wenig fehlen, wie ein Knopf zum "anpinnen" der gerade besuchten Seiten. Ein Druck darauf gibt den NutzerInnen die Wahl zwischen dem Hinzufügen zu den "Favoriten" oder dem "Anheften" an die Startseite von Windows 8.

Flip Ahead

Eine sehr nette kleine Innovation ist das "Vorblättern"-Feature ("Flip ahead"): Dabei sucht der Browser automatisch nach einem "Weiter"-Knopf auf der Seite, und erlaubt dann per Swipe-Geste oder Vorwärtsknopf auf der Maus den schnellen Wechsel zur nächsten Seite eines Artikels, zudem wird am linken Bildschirmrand ein Pfeil hinzugefügt, dessen Anwahl die selbe Aufgabe erfüllt. Diese Funktion steht allerdings nur im "New UI"-Modus zur Verfügung und muss auf Desktop-Rechnern auch erst manuell aktiviert werden.

Tools

Bleibt noch ein Knopf für diverse "Seitentools", worüber unter anderem auf der aktuellen Seite nach Begriffen gesucht werden kann, aber auch der Wechsel in die von Windows 7 her bekannte, klassische Desktop-Ansicht möglich ist - diese unterstützt der IE10 nämlich natürlich auch noch, aber dazu später noch mehr.

Tabbed Browsing

Zuerst muss nämlich noch geklärt werden, wie der aktuelle Internet Explorer mit Tabs umgeht: Diese werden bei einem Rechtsklick auf die aktuelle Seite am oberen Bildschirmrand eingeblendet, und in Form von Miniaturgrafiken zur Auswahl gestellt. Ein kleines X über der Grafik dient als Klickziel zum Schließen der betreffenden Seite, am rechten Bildschirmrand ist umgekehrt ein Icon zu finden, um einen neuen Tab zu öffnen. Zudem ist es an dieser Stelle möglich einen "InPrivate"-Tab zu öffnen, also das zu nutzen, was andere Hersteller "Private Browsing" nennen - Surfen ohne dass irgendwelche Spuren dauerhaft in der eigenen History oder auf der Festplatte hinterlassen werden.

Apps

Ein Punkt mit dem der IE10 in seiner "New UI"-Ausführung zweifellos punkten kann, ist die tiefe Integration mit dem neuen Microsoft-Betriebssystem: Beim Besuch einer Seite, für die es eine eigene Windows-8-App gibt, wird diese dezent zur Installation angeraten, signalisiert über ein kleines "Plus"-Icon bei den zuvor erwähnten Seitentools. Das schnelle Teilen von Seiten ist natürlich ebenfalls mit dem restlichen System verzahnt. Nett - wenn auch nichts wirklich Neues im Vergleich zur Browserkonkurrenz - ist der automatische Abgleich von Einstellungen und Browserdaten zwischen mehreren Rechnern per Windows-Live-Account.

Beschränkt

So nett gestaltet der "New UI"-Modus des IE10 fraglos sein mag - so rasch zeigen sich aber auch dessen Beschränkungen. Die Tab-Übersicht ist zwar zweifelsfrei für "Casual Browsing" nett, wer eine Vielzahl an Seiten gleichzeitig offen hat, wird hingegen schnell einen "klassischen" Browser vermissen. Dazu kommt, dass dieses Interfaces doch arg in seinen Möglichkeiten begrenzt ist. Wer etwa die Favoriten organisieren will, wird verblüfft feststellen, dass dies hier schlicht nicht geht.

Klassisch

Bleibt das was bei Windows 8 an sich noch viel zu oft notwendig ist: Der Wechsel in den klassischen Desktop-Modus. In diesem präsentiert sich der Internet Explorer 10 dann gleich ganz anders - und zwar haargenau so wie der Internet Explorer 9. Das Desktop-Interface blieb also praktisch unverändert, sieht man einmal von kleineren Anpassungen in den Untiefen der Menüeinträge ab.

Technologie

Da es in dieser Hinsicht also nichts Neues zu sagen gibt, widmen wir uns lieber gleich den strukturellen Neuerungen des IE10. So gibt es nun einen "Enhanced Protection Mode", der dafür sorgt, dass die einzelnen Tabs strikt von einander isoliert laufen - ähnlich dem Sandboxing-Model von Googles Chrome. Auch darüber hinaus hat Microsoft einige Sicherheitsverbesserungen vorgenommen (Stichwort: "Memory Randomization"), um die Ausnutzung von Sicherheitslücken erheblich zu erschweren. In Summe sollte es der IE10 potentiellen AngreiferInnen also noch mal ein ganzes Stück schwerer machen - was gerade angesichts seiner zentralen Positionierung im Betriebssystem durchaus zu begrüßen ist.

Flash

Etwas kontroverser da schon eine weitere Neuerung, für die man sich augenscheinlich von Google inspirieren hat lassen: Mit dem IE10 wird nun ein eigenes Flash-Plugin mitgeliefert, das auch von Microsoft selbst aktualisiert wird. Abzuwarten bleibt dabei, ob man hier auch das Update-Niveau von Google erreichen kann, wo man teilweise Sicherheitsfixes sogar schneller als Adobe selbst ausliefert. Flash ist im "New UI"-Modus übrigens das einzige zugelassene Plugin, jegliche anderen Erweiterungen von Drittherstellern werden blockiert. Und selbst die von Adobe entwickelte Software läuft hier nur unter streng von Microsoft regulierten Rahmenbedingungen: Lediglich Seiten die auf einer vom Hersteller gepflegten Whitelist stehen, dürfen das Flash-Plugin nutzen. Microsoft betont, dass man damit unter anderem hohen CPU- und Stromverbrauch verhindern will, wie er bei Flash nicht gerade untypisch ist.

Realität

Ein durchaus nobles Unterfangen - und in der Realität auf einem Desktop-System dann doch primär mühsam. Die Microsoft-Beschränkungen haben nämlich zur Folge, dass bei vielen Seiten Flash-Videos nicht laufen. Wer diese betrachten will, muss also auf den Desktop-Modus wechseln, wo Flash - und auch andere Plugins - wie von früheren Versionen gewohnt uneingeschränkt ihre Arbeit verrichten. Umgekehrt kann dort dann auch über das Addon-Management Flash zur Gänze deaktiviert werden - für beide Browser-Modi. Am Rande sei noch ein kleiner Trick für all jene erwähnt, die nicht vor manuellen Änderungen an Einstellungsdateien zurückschrecken: Die erwähnte Whitelist lässt sich editieren, eine Anleitung findet sich bei XDA Developers, eine Garantie, dass dies nicht zu Problemen führt (oder beim nächsten Update überschrieben wird), gibt es natürlich nicht.

"Do not track"

Eine weitere von Microsoft angepriesene Neuerung ist die Unterstützung von "Do not track", des branchenweiten Versuchs den NutzerInnen eine Möglichkeit zum "Opt-Out" aus Webseiten-Tracking geben und so Privatsphären-Verbesserungen bringen soll. Microsoft gibt sich dabei besonders "sensibel" und aktiviert dieses Attribut beim IE10 gleich mal von Haus aus. Doch was nach einer durchaus noblen Position klingt, ist in Wahrheit hochgradig problematisch, und unterläuft die Bemühungen um die Durchsetzung von "Do not track".

Problematik

Immerhin ist dieser Standard von dem Goodwill der SeitenbetreiberInnen abhängig. Diese werden sich allerdings hüten, "Do not track" zu implementieren, wenn sie dann gleich vollständig um das für sie aus vielerlei - nicht zuletzt monetärer - Hinsicht interessante Erfassen des NutzerInnenverhaltens umfallen. Eine Erkenntnis, die natürlich auch dem Standardisierungsgremium W3C nicht verborgen geblieben will, insofern sieht der Standard ein gezieltes "Opt-Out" der UserInnen vor - also genau das Gegenteil von dem was Microsoft jetzt macht.

Auswirkungen

Im Endeffekt könnte die Herangehensweise von Microsoft denn auch gehörig nach hinten losgehen: Mittlerweile hat man sich beim Webserver Apache dazu entschlossen, die die "Do not track"-Einstellung gezielt nur beim zu IE10 ignorieren. Wer (auf Seiten die das Attribut unterstützen und mit Apache laufen, versteht sich) also wirklich nicht getrackt werden will, muss dann erst recht zu einem anderen Browser greifen.

Performance

Uneingeschränkt positiv fällt das Verdikt über den IE10 hingegen in einem anderen Bereich aus: Die Performance wurde wirklich spürbar verbessert, das zeigt sich an schnelleren Ladezeiten, selteneren Hängern (etwa beim Scrollen), und einem allgemein sehr flinken Seitenaufbau. Jenseits solcher subjektiven Beobachtungen haben wir den IE10 allerdings auch noch durch einen kleinen Benchmark-Parcours geschickt. Dabei muss sich der Microsoft-Browser mit Google Chrome (23.0.1271.64), Firefox (16.0.2) und Opera (12.10) messen, alle unter Windows 8 versteht sich. Safari wurde angesichts dessen, dass die aktuellste Version nicht mehr für Windows verfügbar ist, aus der Testliste gestrichen.

Javascript

Traditionell machen jene Benchmarks den Anfang, die sich ganz auf die für moderne Web-Anwendungen wichtige Javascript-Performance konzentrieren. Den oft herangezogenen Sunspider lassen wir dabei jedoch links liegen, da sich mittlerweile eigentlich alle Hersteller darauf geeinigt haben, dass dieser veraltet ist, und keine wirklich aussagekräftigen Ergebnisse mehr liefert. Also macht Mozillas Kraken Benchmark den Anfang, bei dem der IE10 auf dem Testsystem einen Wert von 5429,3 ms erzielt. Damit landet er allerdings "nur" im Mittelfeld: An der Spitze liegt Chrome (2484,5ms) knapp vor Firefox (2705,9ms), etwas abgeschlagen hingegen Opera (9754,8ms)

Benchmarks

Noch relativ neu ist Googles Octane-Benchmark, eine Art Nachfolger des bekannteren v8-Tests. Auch hier steht Javascript im Vordergrund, und das Ergebnis ist ein ähnliches, wenn auch noch einen Tick unerfreulicher für Microsoft, muss sich der IE10 doch mit dem letzten Platz begnügen. Der Wert von 3386 Punkten liegt recht signifikant vom Ergebnis des Opera (5445) oder gar Firefox (8065) bzw. Chrome (13733) entfernt.

Umfassend

Ein Gesamtbild der Browser-Performance in all ihren Facetten will hingegen der Peacekeeper-Benchmark von Futuremark abbilden. Auch hier gewinnt der Chrome mit 4181 Punkten, an zweiter Stelle rangiert Opera (2876) dahinter Firefox (2360), erst dann folgt  - wenn auch nur mit geringem Abstand - der IE10 (2292). Deutlich besser sieht es für den neuen Microsoft-Browser in Googles neuem Robohornet-Benchmark aus, der ebenfalls versucht unterschiedlichste Performancebereiche zu beleuchten. Bei diesem liefert der IE10 einen Index von 127,54 (100 wird hier als normalisierter Wert für einen Browser auf aktueller Hardware herangezogen), und lässt damit Opera (118,02) und Firefox (93,75) hinter sich. Einzig Chrome schneidet wieder besser ab, und kommt auf einen Wert von 144,20. Angemerkt sei, dass sich Robohornet derzeit noch in einem experimentell Stadium befindet, nicht immer ganz fehlerfrei läuft und laufend angepasst wird, die Ergebnisse also mit einer gewissen Vorsicht zu genießen sind. Dazu kommt, dass diverse  Browserhersteller - darunter auch Microsoft selbst - scharfe Kritik an dem aktuellen Stand von Robohornet geäußert haben.

Relationen

Auch wenn der IE10 in diesen Benchmarks jetzt nicht gerade neue Performance-Welten eröffnet, sind die Ergebnisse durchaus positiv zu deuten: Bewegt sich der Microsoft-Browser doch damit zumindest kurzfristig wieder auf Augenhöhe mit der Konkurrenz. Und das konnte man in der Vergangenheit ja auch nicht gerade immer behaupten.

HTML5 und Co.

Ganz ähnlich sieht die Situation bei der Unterstützung von aktuellen Webstandards wie HTML5 und CSS 3 aus: Im Vergleich zum direkten Vorgänger macht hat Microsoft starke - und für moderne Web-Anwendungen äußerst wichtige - Fortschritte vollzogen, zur Konkurrenz kann der IE10 aber trotzdem nur bedingt aufschließen. Bei html5test.com kommt er auf respektable 320+6 Punkte, der IE9 (unter Windows 7 getestet, Anm.) muss sich hier noch mit 138+5 zufrieden geben. Die Konkurrenz ist trotzdem schon ein Stück weiter: Firefox erzielt 372+10 Punkte, Opera 404+9 und Chrome 448+13.

Ursachenforschung

Der Abstand speist sich übrigens nicht zuletzt aus Microsofts gemächlichem Entwicklungsprozess: Im Frühjahr lag der IE10 beim html5test noch gleichauf mit der Konkurrenz. Dann kam die ausgiebige Stabilisierungsphase, in der keine Neuerungen mehr zur Rendering Engine hinzugefügt wurden, und die den anderen Hersteller mit ihren kurzen Release-Zyklen die Möglichkeit bot, wieder ordentlich davon zu ziehen.

Plus

Zu den für Webseiten-EntwicklerInnen interessanten Verbesserungen durch den IE10 gehören vor allem zahlreiche zusätzliche CSS3-Funktionen wie Multi-Column-Layout, Animations und Transforms. Der Microsoft-Browser unterstützt jetzt WebSockets, das Web Worker und das File API sowie HTML5 Drag & Drop. Bei einigen Dingen ist man sogar der Konkurrenz voraus, etwa bei der Unterstützung von HTML5 APIs für die Touch-Nutzung des Browsers.

Minus

Was fehlt also? Einer der großen Brocken ist sicherlich der 3D-Standard WebGL, den Microsoft nach eigener Aussage als "gefährlich" ansieht - und entsprechend keine Pläne zur Implementierung hegt. Abzuwarten bleibt, ob man diese Position langfristig aufrecht halten kann (oder will), immerhin wurden diese Position sogar aus den eigenen Reihen kritisiert. Weitere Defizite weist der IE10 zudem bei der Unterstützung von HTML5 Forms vor, gleich ganz vermisst man den Support für Benachrichtigungen, Webcams und den HTML5-Fullscreen-Modus (wobei letzteres ohnehin noch ein "experimenteller Standard ist).

Fazit

In Summe erweist sich der Internet Explorer 10 als signifikanter Fortschritt für den Microsoft-Browser, und das gerade in den Kernbereichen. So wurde die Performance spürbar gesteigert, in Fragen Webstandard-Support hat man gehörig aufgeholt. Die Crux dabei: All dies konnte man auch schon über den IE9 sagen. Angesichts der rasanten Entwicklungsgeschwindigkeit im Browserbereich - und der bisher aufrecht erhaltenen Weigerung von Microsoft häufiger große Updates zu veröffentlichen - wird sich der Mitbewerb erfahrungsgemäß also recht schnell wieder absetzen.

Windows 8

Ein echte Stärke des IE10 ist - wenig überraschend - die enge Verzahnung mit Windows 8, und hier nicht zuletzt die schlanke, optisch durchaus gelungene Oberfläche für das "New UI". Dieses Lob kann allerdings nicht uneingeschränkt stehen bleiben: Denn wer wirklich viel im Web unterwegs ist, wird mit dem "New UI" aufgrund der diversen damit verbundenen Beschränkungen nur begrenzt glücklich werden. Also folgt entweder der regelmäßige Wechsel zum klassischen Desktop-Modus - was natürlich der Produktivität nicht gerade zuträglich ist. Oder man entscheidet sich gleich ganz für den Verzicht auf das "New UI" beim Browser - was angesichts dessen, dass Microsoft eigentlich den klassischen Desktop in den Hintergrund rücken möchte, wohl kaum im Sinne des Erfinders sein kann.

Einschätzung

Zudem wird der Vorsprung des Internet Explorer 10 in Sachen Windows-8-Einbindung wohl nur von kurzer Dauer sein, immerhin arbeiten auch die anderen Hersteller bereits alle an "New UI"-Versionen ihrer Software - oder haben erste Testversionen sogar schon im Angebot. Insofern bleibt es fraglich, ob es Microsoft mit dem IE10 tatsächlich gelingt, den jahrelangen Abwärtstrend bei den Browser-Marktanteilen zu stoppen. Oder ob sich Microsoft auf Sicht mit dem Titel "am meisten unter Windows vorinstallierter Browser" zufrieden geben muss. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 04.12.12)

>>> Der WebStandard auf Facebook oder Google+ freut sich über ihre Postings