Bauliche Nachverdichtung durch Abriss und Neubau: Was im Schweizer Wohnbau relativ leicht möglich ist, solange den Mietern Ausweichquartiere angeboten werden, ist für österreichische gemeinnützige Bauträger nur sehr schwer umzusetzen. Grund dafür ist ein Passus im Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz (WGG), der besagt, dass die Mieter eines dafür in Frage kommenden Gebäudes zu einhundert Prozent zustimmen müssen.

Diese Regelung, die das sogenannte "Reconstructing" vorantreiben sollte, wurde mit der Wohnrechtsnovelle 2006 geschaffen, erweist sich aber aufgrund der erwähnten 100-Prozent-Hürde oft als nicht anwendbar. Vertreter der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft fordern deshalb eine Absenkung dieser Quote.

Im Detail heißt es im Gesetz, dass die jeweilige Bauvereinigung verpflichtet ist, "in Zweifelsfällen - insbesondere bei einem unwirtschaftlich hohen energetischen Sanierungsbedarf (...) in einer unternehmensinternen Kalkulation die Kosten einer umfassenden Sanierung den Kosten eines Abbruchs samt den Kosten der Errichtung einer Baulichkeit in räumlicher Nähe (...) gegenüber zu stellen. Die Sinnhaftigkeit einer umfassenden Sanierung trotz unwirtschaftlich hoher Sanierungskosten ist zu begründen."

Als Vorreiter gilt die gemeinnützige Kärntner Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft "Fortschritt", die 2010 in der Klagenfurter Ginzkeygasse 70 neue Wohnungen anstelle von 54 alten errichtete. Dabei wurde zunächst zwischen den alten Wohngebäuden neu gebaut, dann die Bewohner ins neue Haus übersiedelt, der Bestand abgerissen und der Grund ebenfalls neu bebaut. Laut einem Bericht der "Kleinen Zeitung" startet der Bauträger im kommenden Frühjahr mit einem weiteren Projekt.

Im weiteren Sinn (Neubau in der Nähe des alten Standorts) wird auch das Linzer "Harter Plateau" oft als Beispiel für ein erfolgreiches Reconstructing genannt. Eine 2009 im Auftrag des Wirtschaftsministeriums erstellte Studie schätzt das Potenzial in Österreich auf 40.000 bis 50.000 Wohnungen ein, die "reconstructed" werden könnten bzw. sollten.

In Zürich sind laut Zahlen des Statistischen Amt des Kantons von den 35.000 zwischen 2003 und 2008 gebauten Wohnungen ein Drittel bis ein Viertel dem Ersatzneubau zu verdanken. "Durchschnittlich wird jede abgebrochene Wohnung durch zwei neue ersetzt", heißt es dort. Flächenmäßig soll der Verdichtungseffekt noch größer sein, aus einem Quadratmeter Wohnfläche werden nach einem Ersatzneubau bis zu drei Quadratmeter. (map, derStandard.at, 25.10.2012)