Erst kracht die Wall Street, das reißt die gesamte Weltwirtschaft in einen Abwärtsstrudel. Der Blick zurück zeigt manchmal das Gleiche wie der Blick ins Jetzt. Die Weltwirtschaftskrise der Jahre 1929 bis 1933 dient Ökonomen als mahnendes Beispiel, wohin unzulängliche Krisenbekämpfung führen kann: in den politischen, sozialen und wirtschaftlichen Abgrund.
Mit "Im Bann der Schattenjahre" werfen der ehemalige Leiter des Vereins für Geschichte der Arbeiterbewegung und jetzige Chef des Staatsarchivs, Wolfgang Maderthaner, und seine Nachfolgerin, Michaela Maier einen Blick in die Zwischenkriegszeit in Wien. Dabei greifen sie nicht nur auf das Fotoarchiv der "Arbeiterzeitung" zurück, sondern auch auf Bilder, die in der Illustrierten "Der Kuckuck" erschienen sind.
Wettbewerb
Zwischen 1929 und 1934 wurde die sozialdemokratische Zeitschrift gedruckt und veröffentlichte regelmäßig Fotos von Laien wie Profis, die im Zuge eines laufenden Foto-Wettbewerbs an den Verlag geschickt wurden. "Fotografiert Euer Grätzel" - diesem Aufruf folgten über die Jahre viele.
Der nun im Echomedia-Verlag erschienene Fotoband spannt den Bogen von den Auswirkungen des Börsencrashs bis hin zu den Februarkämpfen 1934. Arbeitslosigkeit, Elend, Wiener Wohnverhältnisse bekommen mit zum Teil bisher unveröffentlichten Bildern ebenso ein Gesicht wie der Sport und das kleine Vergnügen beim Baden oder im Prater.
Der politische Teil der Fotos dokumentiert das "Vorspiel zur Katastrophe". So finden sich auch Bilder vom Brand des Justizpalasts 1927 und den vorhergehenden Protesten in dem Buch wieder. Das letzte Foto in "Im Bann der Schattenjahre" zeigt das Republikdenkmal. Die Büsten von Jakob Reumann, Viktor Adler und Ferdinand Hanusch sind mit Kruckenkreuz-Fahnen verhüllt: "Das symbolische Ende". (Daniela Rom, derStandard.at, 30.10.2012)
Der Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung hat derStandard.at einige Fotos aus dem Buch zur Verfügung gestellt.