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Tim Cook on Stage: Ärger über Schwall an Superlativen.

Foto: AP

Bei der vergangenen Präsentation benötigte Apple-Chef Tim Cook gerade einmal 108 Sekunden, um die Begriffe "unglaublich", "atemberaubend", "fantastisch" und "erstaunlich" in seiner Ansprache zu verwenden. Adjektive, die sich im weiteren Verlauf inflationär anhäuften und nicht bei jedem auf Gegenliebe stoßen. Zeit-Redakteur Patrick Beuth hat mitgezählt und gibt sich frustriert.

"Kolossal nervtötend"

"Es war kolossal nervtötend", schreibt er in einem Kommentar. Er wirft Cook zudem vor, das Publikum anzusprechen, als wäre es eine Ansammlung "begriffstutziger Kleinkinder". Gleichzeitig gesteht er ein, dass diese Form der Präsentation vor allem im US-Marketing nichts ungewöhnliches darstellt, ist aber der Meinung, dass Apple nunmehr "die Schwelle zur Lächerlichkeit überschritten" hat.

Vokabularaufstockung erwünscht

Denn die fast Stakkato-artige Anhäufung eben jener paar Zuschreibungen entwertet diese auf Dauer. "In der Linguistik heißen solche Begriffe Passepartout-Wörter - weil sie keinen Inhalt mehr haben", so Beuth. Den Zuhörer und potenziellen Käufer beeindrucken sie immer weniger, Werbung wird ineffizient. Der Tech-Redakteur wünscht sich zumindest, dass Apple sein PR-Vokabular aufstockt.

Größe vs. Auflösung

Doch nicht nur übermäßige Selbstbeweihräucherung stößt manchen Beobachtern ungut auf. Auch Vergleiche mit Konkurrenzprodukte sind offenbar nicht immer seriös. So stellte Apple das iPad Mini am Launch-Event dem Android-Tablet Nexus 7 gegenüber und bemühte sich dabei vor allem, die Qualitäten des eigenen Displays zu betonen.

Kritik hagelt es von Sascha Pallenberg, Gründer der Website Mobile Geeks. Apples Marketing-Chef Phil Schiller gab korrekterweise an, dass der Unterschied der Displaygröße zwischen beiden Tablets - jenes des iPad Mini ist rund 0,9 Zoll größer einen Flächenunterschied von immerhin 35% mit sich bringt. Allerdings erwähnt er nicht, dass die Auflösung des Nexus 7 mit 1.280 x 800 Pixel merkbar höher ist als jene des neuen Apple-Tablets, die bei 1.024 x 768 liegt. Folglich bringt das kleine iPad eigentlich rund 30 Prozent weniger Pixel auf den Schirm.

Softwareunterschiede verschwiegen

Dazu erwähnt Schiller bei der Darstellung der Website des Guggenheim-Museums in New York auch die Unterschiede der vorinstallierten Browser nicht. So ist auf dem iPad unter anderem deswegen mehr zu sehen, weil die Steuerelemente von Safari kleiner sind,Chrome for Android standardmäßig die Tab-Leiste einblendet und eine höhere Adresszeile hat. Etwas, das sich mit alternativer Software, wie dem Dolphin HD-Browser, beheben lässt, so man es für ein Problem hält.

Täuschungs-Vorwurf

Für die Behauptung, das iPad Mini würde im Landscapemodus 67 Prozent mehr Inhalt anzeigen findet Pallenberg gar die Bezeichnung "arglistige Täuschung". Seiner Meinung nach versucht Apple seine Kunden davon abzulenken, dass die Auflösung des iPad Mini eigentlich "recht gering" ist. Ein Vorgehen, das der - bekennend subjektiv schreibende - Blogger als "PR-Bullshit Deluxe" zusammenfasst. (red, derStandard.at, 25.10.2012)