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Das letzte Septemberwochenende auf den Wassern vor Cannes.

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Informationen: Régate Royale

Die Côte d'Azur verlängert den Sommer, wie sie nur kann. Zum einen, weil sie einfach die Côte d'Azur ist und einem inneren Streben entsprechend die Tische der Straßencafés erst dann ins Lager räumt, wenn die vom Mittelmeer hereinfegenden Winterwinde sie ohnehin wegräumen würden, weil die hier wohnenden Menschen französisch-italienischer Herkunft es gewohnt sind, einander zur gewohnten Zeit auf ein Glas Rosé und eine Gauloise am Hafen oder am Markt zu treffen. Das lässt man sich nur ungern von einem kalendarischen Saisonende versauen. Zum anderen, weil das Geschäftsjahr an der französischen Südküste so lange wie möglich dauern soll.

Wenn die Filmfestspiele in Cannes lang vorbei, die Superpromis mit ihren Yachten Richtung Karibik unterwegs sind und kein gesellschaftlich-royales Großereignis Menschen an die Côte und Geld in die Kassen spült, werden die Hotels, Restaurants und Clubs eben anders gefüllt. Mit den Teilnehmern großer Poker-Turniere etwa, oder mit den Besuchern und Ausstellern von Parfümerie- und Bootsmessen oder auch Versicherungskongressen, die auch für gute Auslastungen von Bars und Nachtclubs sorgen.

Mitten in dieser blaue Stunde zwischen Sommer und Winter, auch Nachsaison genannt, macht die Régate Royale hier Station. Die vom Florentiner Uhrmacher Officine Panerai gesponserte Wettfahrt schwimmender Antiquitäten fällt atmosphärisch in die richtige Jahreszeit. Man hat schon mehrere Wettfahrten an anderen Orten des Mittelmeers hinter sich. Man sieht alles ein wenig gelassener. Immerhin hat man schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel.

Eileans zweites Leben

Die schöne Eilean etwa, die schicke Lady, 1936 in der Fife-Werft nach dem Entwurf von William Fife dem Dritten im schottischen Fairlie Rippe für Rippe, Mahagoniplanke für Mahagoniplanke, Messingknopf für Messingknopf zusammengebaut, geht es so langsam oder so schnell an, wie sie halt kann, hat sie doch schon andere Zeiten erlebt. In völlig verlottertem Zustand wurde die Schöne an einem karibischen Gestade gefunden, als hätte Captain Jack Sparrow sie in der Mangel gehabt. Das Mahagoni war, soweit überhaupt vorhanden, glanzlos. Über die Messingknöpfe breiten wir den Mantel des Schweigens. Irgendwann im letzten Jahrhundert hatte ihr ein schwerer Unfall quasi das Genick gebrochen.

Nun treibt Officine Panerai, insbesondere der Chef Angelo Bonati, die nautische Begeisterung von jeher an. So soll auch er selbst es gewesen sein, der Eilean am Ende ihrer Kräfte zwischen den Mangroven an Antiguas Küste erspäht hatte. Man nahm sich 2007 des gefallenen Mädchens an, kaufte sie, stellte ihr Inneres wieder her und polierte ihr Äußeres zu höchstem Glanz. So kommt es, dass Eilean mit vollen Segeln mit den anderen Golden Girls Ende September vor der Côte d'Azur um die hellblauen Bojenpyramiden um die Wette fährt - mit Panerai-Chairman Bonati als Steuermann.

Einige der Kombattantinnen um die Siegestrophäe der Régate Royal sind Blutsverwandte Eileans. Die schnittige Moonbeam etwa, die denn auch Gesamtsiegerin der Regatta wurde und dafür einiges aufbieten musste. Die lässige Crew der Moonbeam, zu der auch einige Matrosinnen gehören, fallen mit ihren Schlabbershirts und der hippiesken Lockerheit schon am Pier auf. Diesmal hatten sie auch die Segel schneller rauf und und runter, die Manöver präziser und letztlich die Nase vorn. Und das war gar nicht einfach am letzten Septemberwochenende. Die Böen kamen nur so angeschossen, der Regen von allen Seiten. Zuletzt hatte die Sonne ein Einsehen, und die Eigner der Yachten, konnten ihre Preise, die nautikverliebten Chronografen von Panerai trockenen Fußes in Empfang nehmen.

Das wirkliche Ende

Die Spaziergänger am Hafen von Cannes, die an den Hafen kommen um einander zur gewohnten Zeit für ein Glas Rosé und eine Gauloise treffen, quittieren das Einlaufen der Speed-Queens von früher mit freundlich-gelassenem Interesse. Denn sie wissen: Jetzt ist wirklich Saisonende. Wer das bunte Sommertreiben in Südfrankreich bis jetzt verpasst hat, wird es nicht mehr erleben. Den Cannoises ist's recht. Die superreichen Yachten und die dazugehörigen Reichen und Schönen kommen ihnen nächsten Frühling früh genug. (Bettina Stimeder, DER STANDARD, Rondo, 25.10.2012)