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Bei der Gleichstellung von Männern und Frauen hat Österreich einen Sprung nach vorne gemacht.

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Quelle: World Economic Forum. Foto: dapd

New York/Wien - Ein reicher Staat ist die Mongolei keineswegs. Das jährliche Bruttoinlandsprodukt pro Kopf liegt bei nur 3620 Dollar, was etwa einem Zehntel des österreichischen Niveaus entspricht. In einem Bereich ist der Mongolische Staat aber Österreich und allen anderen Ländern überlegen: bei der wirtschaftlichen Gleichstellung von Frauen und Männern. Zu diesem Schluss kommt zumindest der aktuelle Global Gender Gap Report des World Economic Forums, der am Mittwoch veröffentlicht wurde.

Da die Studie aber auch geschlechterspezifische Unterschiede beim Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung sowie die politische Beteiligung berücksichtigt, liegt im Gesamtranking nicht die Mongolei vorne, sondern Island. Die skandinavischen Länder Finnland, Norwegen und Schweden sowie Irland komplettieren, wenig überraschend, die Top fünf. Die Mongolei liegt auf Platz 44.

Sprung nach vorne täuscht

Österreich hat sich im 135 Länder umfassenden Ranking deutlich verbessert - von 34 im Jahr 2011 auf nun 20. Es ist die beste Platzierung in der seit 2006 durchgeführten Erhebung. Vor zwei Jahren lag man noch auf Position 42, davor zwischen 29 und 27.

Der große Sprung nach vorne im heurigen Jahr täuscht aber etwas. Bei der wirtschaftlichen Gleichstellung ist Österreich noch immer nur auf Platz 70 - nach 77 im Vorjahr. Untersucht werden dabei die Beschäftigungsquote von Frauen, die Zahl der weiblichen Fachkräfte und Techniker sowie die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen bei "vergleichbaren Tätigkeiten". Vor allem bei letzterer Unterkategorie ist Österreich mit Rang 99 schlecht.

Am besten schneidet die Republik bei der politischen Partizipation von Frauen ab. Rang 18 geht vor allem auf den vergleichsweise hohen Frauenanteil in der Regierung (sechs von 14) zurück. Beim Zugang zu Gesundheitsversorgung gibt es Platz 50, beim Zugang zu Bildung 49.

Wie aus diesen recht hohen Teilplatzierungen Gesamtrang 20 werden kann? Bei Gesundheit und Bildung haben die meisten Länder - so auch Österreich - beinahe eine vollständige Gleichstellung erreicht. Die Plätze 49 und 50 klingen also schlechter als sie sind. De facto gibt es 98 bzw. 99 von möglichen 100 Punkten.

Global betrachtet geht die Verringerung geschlechtsspezifischer Unterschiede nur langsam voran, schreiben die Studienautoren. Nur neun der 135 Länder konnten in den vergangenen sieben Jahren eine Verbesserung von mehr als zehn Prozent erreichen. In 75 Ländern lag die Verbesserung bei unter fünf Prozent.

Wettbewerbsfähiger

Man kann die Sache aber auch von der anderen Seite sehen. Immerhin 82 Länder verzeichneten zwischen 2011 und 2012 zumindest leichte Fortschritte bei der wirtschaftlichen Gleichstellung. Saadia Zahidi vom World Economic Forum verwies auf die ökonomische Bedeutung der Gleichstellung. Sechs der zehn wettbewerbsfähigsten Länder seien auch unter den ersten 20 Ländern des Global Gender Gap Index vertreten. "Das zeigt deutlich die Notwendigkeit der Länder, die bereits in Verbesserung der Situation von Frauen im Bildungs- und Gesundheitswesen investiert haben, nun auch die Bereiche Wirtschaft und Politik anzugehen."

Von den europäischen Staaten liegen Griechenland (82) und die Türkei (124) am schlechtesten. Am Ende der Skala liegt der Jemen, wenig besser schneiden Pakistan, Tschad, Syrien und Saudi-Arabien ab. Am besten von den arabischen Ländern liegen die Vereinigten Arabischen Emirate (107). Punkten kann das Land vor allem im Bildungsbereich: An den Universitäten gibt es dreimal so viele Frauen wie Männer. (Günther Oswald, DER STANDARD, 25.10.2012)