Wien wird bald eine Fußgängerbeauftragte durch die Straßen schicken, das ist schön. Einen Fahrradbeauftragten haben wir schon, Schulschwänz-, Uni-, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte auch. Den Männerbeauftragten des Sozialministeriums gibt es seit elf Jahren, erfunden damals von Frauenminister Herbert Haupt. Wobei der sich dem Beauftragungstrend insofern widersetzt, als er als Leiter der männerpolitischen Grundsatzabteilung des Ministeriums zu titulieren ist.

Schade eigentlich, denn Beauftragungen haben was - vor allem Ausbaupotenzial im bundesweiten Politikbereich. Ein Niveaubeauftragter, der könnte doch einiges bewirken, etwa die Hebung des Ausdrücklichen. Da reichten ja schon minimalistische Eingriffe im buchstäblichen Sinn - und schon wäre alles viel vornehmer. Statt hodenloser Abgeordneter, die der betagte Milliardär mit Politik berufung jüngst im Hohen Haus lokalisierte, könnte man das Niveau auf bodenlos heben. Das wäre ja noch tief genug.

Fein wäre natürlich auch ein Moral- und Ethikbeauftragter, der interdisziplinär einsetzbar ist: bei Parteiprogrammerstellungen genauso wie in Aufsichtsräten, Vorständen oder, sagen wir, bei Asylwerberheim- und Internatsbetreibern.

Und wenn wir dann zu gut geworden sind für Österreich, und ganz, ganz ehrlich, dann können wir ja sogar noch einen Anstellungsbeauftragten beauftragen. Für alle, die was angestellt haben. (Renate Graber, DER STANDARD, 24.10.2012)