Vaduz - Michael Seidl, Gründer der Money Service Group, wurde am Dienstag am Landgericht Vaduz wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs zu neun Jahren Haft verurteilt. Richter Dietmar Baur sah es als erwiesen an, dass Seidl 44 Geschädigte bewusst getäuscht und einen "eklatant hohen Schaden" (rund 30 Millionen Euro) verursacht hat. Das Urteil ist nicht rechtskräftig, Seidls Pflichtverteidiger meldete Berufung an.

Seidl, der als millionenschwerer Sportsponsor auftrat, habe zur Täuschung eine raffinierte Firmenstruktur in Deutschland, der Schweiz und Liechtenstein aufgebaut. Über fiktive Beteiligungen an Solarparks und den Verkauf von fingierten Anlagen habe er Geld für seine maroden Firmen und seinen aufwändigen Lebensstil eingesammelt, sagte Richter Baur: "Durch Schein über sein wahres Sein zu täuschen gehörte zu seinem System."

Hauptgeschädigte sind zwei Österreicher: Harti Weirather und sein Sportmarketingunternehmen WWP mit 3,8 Millionen und der Vorarlberger Werber Richard Morscher mit 3,4 Millionen. Seidls Einwand, dass für diese Fälle die Liechtensteiner Justiz nicht zuständig sei, weil er die Geschäfte mit Weirather in der Schweiz, jene mit Morscher in Österreich abgeschlossen habe, fruchteten beim Senat nicht. Insgesamt wurden den Privatbeteiligten Ansprüche von rund 28 Millionen Euro zugesprochen, das Geld dürfte aber verloren sein. Seidl kann nicht einmal die Verfahrenskosten bezahlen. Er muss nun in einem Schweizer Gefängnis auf sein dortiges Verfahren warten. (jub, DER STANDARD, 24.10.2012)