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Reden ist Silber, Kontrolle Gold,

Foto: dapd/Deutsche Bundesbank

Wien - Der Rechnungshof (RH), der für 2013 eine umfassende Überprüfung der Nationalbank angekündigt hat, will sich derzeit noch nicht festlegen, ob diese auch eine Inventur der physischen Goldbestände beinhalten wird - wie dies soeben ihre Schwesterinstitution in Deutschland verlangt hatte. Wie fast alle anderen EU-Zentralbanken hält auch die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) die Verteilung auf Lagerorte sowie den Anteil, den sie verliehen hat, geheim.

Ausnahme dazu ist die belgische Zentralbank, die im Mai ihrem Parlament mitgeteilt hatte, dass per Ende 2011 84 Tonnen - 37 Prozent ihres Bestands - verliehen waren. Aus dieser Leihe erwirtschaftete die Bank 6 bis 7 Mio. Euro, was lediglich einer Verzinsung von weniger als 0,2 Prozent entspricht.

"Zu unserem (Prüfungs-)Konzept können wir derzeit noch nichts sagen", erläuterte eine Sprecherin des österreichischen Rechnungshofpräsidenten Josef Moser. Der Rechnungshof hat sich vorgenommen, das OeNB-"Kerngeschäft" inklusive der Devisenbestände einer Kontrolle zu unterziehen.

Nationalbank fühlt sich missverstanden

Die OeNB fühlt sich unterdessen in Sachen Gold von der Parlamentskorrepondenz (PK) "missverständlich zitiert". Ein Sprecher der Nationalbank erklärte, der Nationalbank-Vizegouverneur Wolfgang Duchatczek habe vor einem Jahr vor dem Parlament keineswegs erklärt, alle 280 Tonnen des österreichischen Golds befänden sich in Österreich.

Der Fehler sei erst jetzt bemerkt worden. Das österreichische Gold befinde sich in Österreich, der Schweiz und Großbritannien, sagte der Sprecher. "Die österreichischen Goldreserven von 280 Tonnen befinden sich in Österreich, sagte Duchatczek", hatte die PK über die damalige Aussage des OeNB-Direktors vor dem Finanzausschuss berichtet.

 

Beispiel Deutschland

Der deutsche Rechnungshof hatte im Auftrag des Bundestags ermittelt, ob die Bundesbank ihre ausländischen Goldbestände einer regelmäßigen Inventur unterwirft. Er war dabei auf die Praxis gestoßen, sich lediglich schriftliche Bestätigungen geben zu lassen. Die bei anderen Notenbanken gelagerten deutschen Bestände seien von der Bundesbank noch nie selbst oder durch andere unabhängige Prüfer "körperlich aufgenommen und auf Echtheit und Gewicht" geprüft worden, heißt es in einem am Montag in Deutschland durchgesickerten Papier.

Rund zwei Drittel der deutschen Goldreserven von rund 3.400 Tonnen werden nach Einschätzung von Branchenbeobachtern in den USA gelagert.

Über die Lagerorte des österreichischen Golds hat die Nationalbank in den vergangenen 13 Monaten unterschiedliche Angaben gemacht. Am 14. September 2011 sagte Vizegouverneur Wolfgang Duchatczek vor dem Nationalrat, die verbliebenen 280 Tonnen Gold befänden sich in Österreich. Seit wenigen Monaten heißt es hinter vorgehaltener Hand, die österreichischen Goldreserven seien in Wien, der Schweiz und London gelagert.

FPÖ-Abgeordneter Gerhard Deimek verlangte die Heimholung der Nationalbank-Bestände aus dem Ausland. Er sprach davon, dass "große Teile des österreichischen Golds nicht zulänglich geprüft im Ausland" lägen.

Deutsche Bundesbank weist Kritik zurück

Mit Unverständnis hat die Deutsche Bundesbank auf die Kritik des Bundesrechnungshofes am Umfang der Prüfungen der deutschen Goldreserven im Ausland reagiert. Sie lasse Teile der Reserven seit Jahrzehnten bei den Notenbanken der USA, Frankreichs und Großbritanniens lagern und erhalte dafür jährlich Bestandsbestätigungen für ihre Bilanzierung, erklärte die Bundesbankt: "An der Integrität, Reputation und Sicherheit dieser ausländischen Lagerstellen gibt es keine Zweifel." Alle Nachweise seien seit Jahrzehnten vollständig erbracht worden.

Hinsichtlich der Notwendigkeit einer chemischen Analyse der Zusammensetzung verträten Bundesbank und Bundesrechnungshof "unterschiedliche Auffassungen", erklärte die deutsche Notenbank weiter. Der Bundesrechnungshof hatte in einem am Montag bekannt gewordenen Bericht an den Haushaltsausschuss des Bundestages moniert, dass die in den Tresoren im Ausland gelagerten deutschen Reserven noch nie auf ihre "körperliche Zusammensetzung" und Echtheit überprüft worden seien. Es gebe lediglich die schriftlichen Unterlagen der zuständigen Zentralbanken.

Die Bundesbank erklärte dagegen, sie werde "wie bereits in der Vergangenheit" auch weiter Teile der Goldbestände "aufarbeiten und überprüfen lassen". Schon früher seien auch Reserven im Zuge routinemäßiger Verlagerungen nach Deutschland zurücktransportiert und von Sachverständigen begutachtet worden, sagte ein Sprecher der Bank. (APA, 23.10.2012)