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Für Austria-Trainer Peter Stöger (li.) und Wr.-Neustadt-Coach Heimo Pfeifenberger war der Weg zum Profitrainer noch einfacher.

Foto: APA/ Neubauer

Wien - Der ÖFB hat seine Trainerausbildung reformiert und dadurch ehemaligen Spitzenfußballern den Weg zur begehrten UEFA-Profilizenz erschwert. Zuletzt durften Kicker mit zehn Länderspieleinsätzen und/oder 150 Bundesliga-Spielen direkt in den Kurs für die A-Lizenz einsteigen, das höchste Trainerdiplom unter der Profilizenz. Sie ersparten sich damit manche Lehrgänge, die für Personen ohne glanzvolle Karriere verpflichtend sind.

Damit ist jetzt Schluss - Spieler mit großem Namen können zwar zwei Nachwuchskurse für den Breitenfußball überspringen, müssen aber seit 1. Juli mit dem B-Schein beginnen und sich dann über die A-Lizenz zur Profilizenz hocharbeiten. Schulungen für das höchste Trainerzertifikat, das Voraussetzung für ein Traineramt in den beiden höchsten Ligen und für den Posten eines Akademieleiters ist, gibt es alle zwei Jahre für 14 Personen, je zwei davon werden von ÖFB und Bundesliga vorgeschlagen.

Aufnahmekriterien

Die restlichen zehn Plätze werden nach festgelegten Kriterien vergeben. Die Anwärter müssen bei einer Potenzialanalyse des Sportpsychologen Günter Amesberger überzeugen, ein gutes A-Lizenz-Zeugnis vorlegen und mit Trainererfahrung in einer vorzugsweise hohen Spielklasse sowie mit einer möglichst erfolgreichen Spielerkarriere aufwarten.

Die beiden letzten Punkte begünstigen Ex-Stars. Thomas Janeschitz, Chef der ÖFB-Trainerausbildung, ist aber dennoch von der Sinnhaftigkeit der Regelung überzeugt. "Diese Personen haben so viel Erfahrung, die andere gar nicht haben können. Und wenn Vereine lieber bekannte Ex-Spieler als Trainer holen, liegt das an den Klubs, nicht am ÖFB", meinte der Assistent von Teamchef Marcel Koller.

Teilnehmerbeschränkung

Dass der um 150 Unterrichtseinheiten erweiterte Profilizenz-Kurs auf 14 Teilnehmer beschränkt ist, bietet laut Janeschitz den Vorteil, die Anwärter besser individuell und somit qualitativer betreuen zu können. Zudem gebe es in Österreich derzeit schon 150 Profilizenz-Trainer, und das bei 20 Profiklubs und zwölf Akademien. Weiters spielen organisatorische und finanzielle Gründe eine Rolle.

Erhöhen wird sich zumindest die Anzahl der B-Lizenz-Coaches, weil dieser - künftig mehr Praxis und weniger Theorie beinhaltende - Lehrgang nun auch auf Landesverbands-Ebene angeboten wird. Absolventen des B-Kurses dürfen allerdings nur noch Teams von der fünften Leistungsstufe abwärts trainieren, Inhaber des "alten" B-Scheins sind weiterhin auch für Landesliga-Mannschaften zugelassen.

Neu sind außerdem eine Junioren-Lizenz und eine Profi-Tormanntrainer-Lizenz, eine eigene Ausbildung für Coaches von Frauen-Teams wird es hingegen auf absehbare Zeit nicht geben. "Dazu ist derzeit der Bedarf noch nicht gegeben", sagte Janeschitz.

Dies ändere jedoch nichts am stetig wachsenden Stellenwert des Frauen-Fußballs in Österreich, betonte ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner. "Unser Ziel ist es, die Liga, den Nachwuchs und das Image des Frauen-Fußballs zu verbessern." 

Für ÖFB-Präsident Leo Windtner befindet sich die österreichische Trainerausbildung auf "Top-Niveau", auch wenn derzeit kein heimischer Trainer bei einem namhaften ausländischen Klub unter Vertrag ist. "Aber das hängt nicht mit der Ausbildung zusammen, sondern mit der Reputation", sagte Ruttensteiner mit Hinweis auf den geringen internationalen Stellenwert des österreichischen Fußballs. Der jungen österreichischen Trainergarde, die derzeit in der Bundesliga engagiert ist, sei jedoch der Sprung ins Ausland zuzutrauen.
(APA, 23.10.2012)