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Noch nie gab es so viele Leaks bei Apple wie in den vergangenen Monaten

Foto: Reuters

Die Geheimniskrämerei beim Technologie-Unternehmen Apple ist, so könnte man es zumindest annehmen, mit Apple-Mitbegründer Steve Jobs gekommen, aber auch wieder gegangen. Zwar gab es auch zu Zeiten Jobs hin und wieder Informationen, die an Journalisten gereicht wurden, noch nie hat es in der Unternehmensgeschichte aber so viele Leaks über zukünftige Produkte gegeben, wie in den letzten 1,5 Jahren. Die Informations-Löcher stammen dabei meist aus Kreisen der Zulieferer und Produzenten. Die genauen Quellen kennt man selten, der Wert der Vorab-Informationen und die damit verbundenen "15 minutes of fame" sind aber eine Versuchung, der viele nicht widerstehen können.

"Wettrüsten" im Smartphone-Sektor

Bei Apple ist die große Enthüllung eines Produktes meist Teil des Produktes selbst. Wie Jacqui Cheng von Ars Technica schreibt, genießt das Unternehmen seit Jahren diese Aufmerksamkeit der Medien, wenn wieder einmal "etwas Großes" enthüllt wird. Überraschungseffekte, die begeistern oder Neuheiten, die man nicht erahnt hätte, sind ein großer Bestandteil der Geschichte und der Unternehmenskultur, werden jedoch immer seltener. Da die Konkurrenz aber nicht schläft und das "Wettrüsten" der Unternehmen im Bereich Smartphones, Tablets und Laptops in immer kleineren Zyklen stattfindet, ist es die Gier der Öffentlichkeit, die Geheimnisse um Produkte kaum mehr zulässt. 

Hauptproblem Globalisierung

Leaks lassen sich nicht zu 100 Prozent vermeiden. Auch Mitarbeiter nehmen Informationen und Neuigkeiten mit nach Hause, sprechen mit ihren Familien und Freunden darüber oder geben es Reportern weiter. Denn die Macht des Wissens um Informationen, die sogar Aktienverläufe massiv beeinflussen, reizen den ein oder anderen, um damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Geheimnisse, die sogar um die kleinsten technischen Spezifikationen gemacht werden, werden auch von frustrierten Mitarbeitern ausgenutzt, um dem Arbeitgeber einen kleinen Stich zu versetzen. Laut Cheng ist es aber vor allem die Globalisierung, die zu vermehrten Leaks führt. 

Abgestrafte Mitarbeiter

Bei Apple selbst sind Geheimnisse seit langem üblich. So dürfen Mitarbeiter, die an bestimmten Produkten arbeiten, diese weder mit nach Hause nehmen, noch damit auf dem Firmengrundstück selbst herumstolzieren. Sollte dies dennoch notwendig sein, muss das Produkt in schwarzen Stoff gehüllt sein. Andere, unbeteiligte Mitarbeiter dürfen keinen Blick darauf werfen. Mitarbeiter werden bei Verstößen oft abgestraft und in andere Abteilungen versetzt, wenn nicht sogar gekündigt. Dazu reicht es auch, wenn eine breitere Apple-Belegschaft von den Spezifikationen erfährt. Nach außen muss es dabei noch gar nicht gedrungen sein.

Kein Interesse an Geheimhaltung

Mitarbeiter, die mit Cheng sprachen, sagen allerdings, dass Apple diese Sicherheitsmaßnahmen am falschen Ende setzt. Die meisten Leaks würden heutzutage nämlich aus China kommen, wo die Produkte vorwiegend hergestellt werden. Und die Loyalität den anderen Mitarbeitern gegenüber ist in Cupertino zwar Teil der Kultur, aber in China können Produktionsmitarbeiter mit langen Entwicklungszeiten oder Respekt einer Idee gegenüber aufgrund der Distanz weit weniger anfangen. Laut Apple-Mitarbeitern haben diese Leute "auch keinen Grund und kein Interesse daran, diese Informationen geheim zu halten". Das Weitergeben von Produktinformationen wurde laut Chengs Quellen den Spaß verderben, den man mit dem Vorstellen eines neuen Produktes hat: "Es ist richtig gemein gegenüber allen, die so hart daran gearbeitet haben."

Anweisungen am falschen Ende

Gelangt etwas trotz aller Maßnahmen an die Öffentlichkeit, sind es die Mitarbeiter in Cupertino, die es ausbaden müssen und einen strikteren Umgang mit Produkten aufgelegt bekommen. Früher durften Prototypen sogar noch außerhalb des Campus mitgenommen werden, heutzutage ist das fast unmöglich. Zumindest für 99 Prozent aller Mitarbeiter. Auch Software, die sieben Tage vor dem Launch in die Apple Stores kam, kommt jetzt nur noch 12 Stunden vor dem offiziellen Start. Das hat allerdings zur Folge, dass sich Mitarbeiter, die das an Kunden weitergeben müssen, kaum damit auseinandersetzen können. Trotz aller Maßnahmen sind sich Mitarbeiter sicher, dass es "immer einen Weg geben wird, um Informationen durchsickern zu lassen". Vor allem, wenn Apple strikte Anweisungen am falschen Ende setzt. Bei Tim Cook sucht man die Schuld allerdings vergeblich. Strikte Maßnahmen für Mitarbeiter gab es schon immer, auch vor Cook. Dieser hat die Politik nur fortgeführt. Als Supply-Chain-Manager hat Tim Cook allerdings wenig Macht darüber, was in China passiert und welche Produktionsmitarbeiter mit welchen Medien sprechen. (red, derStandard.at, 23.10.2012)