Berlin - Nach dem Tod eines wahrscheinlich mit Darmkeimen infizierten Babys an der Berliner Uniklinik Charite wird weiter nach der Ursache gesucht. Am Dienstag wollen sich die Klinik und das für die Hygieneaufsicht zuständige Bezirksamt Berlin-Mitte zu den Vorfällen äußern. Der Zustand der sieben weiteren erkrankten Kinder ist nach Angaben vom Montagabend stabil. In Lebensgefahr war kein Säugling mehr.

Bei einem weiteren Baby ohne Symptome wurde der Darmkeim Serratia nachgewiesen; damit erhöhte sich die Zahl der Kinder mit Keimen auf 16. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung.

Fehler eingestanden

Die Charite gab erstmals Fehler im Umgang mit dem Infektionsfall auf der Frühchenstation zu. "Es wäre besser gewesen, schon am vergangenen Donnerstag die Öffentlichkeit zu informieren", sagte der Ärztliche Direktor Ulrich Frei der Zeitung "Tagesspiegel". Am Donnerstag war für zwei Neugeborenenstationen ein Aufnahmestopp beschlossen worden. Erst zwei Tage später wurde die Öffentlichkeit darüber und über den Tod eines Babys informiert.

Der Virologe Alexander S. Kekule verteidigte unterdessen die Klinik gegen Kritik. Die Charite sei für ihre Hygiene deutschlandweit renommiert, sagte Kekule am Montag im Deutschlandradio. "Die geben sich wirklich Mühe und sind auch Experten für diese Keime." Wenn selbst dort etwas passiere, müssten die Standard-Hygienemaßnahmen überdacht werden.

Das gestorbene Baby war als Notfall mit einem angeborenen Herzfehler von der Charite ins Deutsche Herzzentrum gebracht worden. Dort wurde es nach Angaben einer Sprecherin erfolgreich operiert. Dann seien aber Serratien-Keime festgestellt worden, an denen es laut der Sprecherin vermutlich starb. (APA, 23.10.2012)