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In der Gemeinde Goldwörth wird im Kindergarten, in der Schule oder im Gemeindeamt seit drei Jahren Mineralwasser ausgeschenkt.

Foto: apa/dpa/Jochen Eckel

Goldwörth - Johann Müllner wird sich nach drei Jahren Zwist mit dem Land Oberösterreich notgedrungen fügen: "Wir werden damit leben müssen, wenn auch nur ungern", ergänzt der Bürgermeister (ÖVP) von Goldwörth. Obwohl die Gemeinde über einen Brunnen mit Trinkwasserqualität verfügt, wird sie einen Anschluss zur Wasserleitung des Nachbarorts Walding legen. Nur Privathaushalte der 1000-Einwohner-Gemeinde dürfen ihr Trinkwasser aus Hausbrunnen pumpen, öffentlichen Institutionen ist dies verboten.

Trinkwassergüte bestätigt

In Kindergarten, Schule oder Gemeindeamt wird seit drei Jahren Mineralwasser ausgeschenkt. Das Brunnenwasser darf trotz gutachterlich bestätigter Trinkwassergüte nur für die Klospülung oder zum Händewaschen benutzt werden. "Auch die Duschen in öffentlichen Einrichtungen mussten wir sperren", erzählt Müllner.

50 Jahre lang habe sich niemand daran gestoßen, dass Goldwörth Wasser-Selbstversorger gewesen sei. Doch 2009 teilte das Land dem Bürgermeister mit, dass damit Schluss zu sein habe, denn die Gemeinde verstoße gegen das seit 1959 gültige oberösterreichische Wasserrechtsgesetz. Demnach darf Wasser aus Hausbrunnen den Privathaushalt nicht verlassen. Kommt es doch in Umlauf, muss die angezapfte Quelle in einem Schutzgebiet liegen. Doch die dafür unbebaute Fläche lässt sich in dem kleinen Ort nicht finden.

(Trinkwasser-)Hahn zugedreht

So wurde Goldwörth vor drei Jahren behördlich der (Trinkwasser-)Hahn zugedreht, was die Gemeinde aber nicht akzeptieren wollte. Denn, so fand der Bürgermeister heraus, es gebe Ausnahmen vom Gesetz. Eine solche wollte er für Goldwörth erstreiten. Bis zum Verwaltungsgerichtshof ging er, doch auch dort verlor er. "Es gibt de facto kein Ausnahmen mehr, im Gesetz werden sie nicht mehr angeführt", nennt Müllner als Begründung.

Seit Herbst letzten Jahres wird eine Lösung gesucht. Gemeinsam mit der WDL, der Wassersparte der Energie AG, prüft Goldwörth gerade ein Projekt. Es geht dabei um den Anschluss an die Fernwasserversorgung der Nachbargemeinde Walding. Ende des Jahres soll das Konzept stehen.

Zukauf von Wasser

Warum Müllner dennoch Probleme mit der Lösung hat und ihm alles wie ein "Schildbürgerstreich" vorkomme? Trotz eigener Trinkwasserreserven muss seine Gemeinde künftig Wasser zukaufen. "Zwischen 15.000 und 20.000 Euro zusätzlicher Kosten fallen dann pro Jahr an", hat er ausgerechnet. Und dies "nur", weil die Gemeinde kein Schutzwassergebiet ausweisen könne. Aber das hat bereits vor Jahren die Linz AG in Goldwörth gemacht. Täglich pumpt sie aus der kleinen Gemeinde tausende Kubikmeter Wasser in die Landeshauptstadt. (Kerstin Scheller, DER STANDARD, 22.10.2012)