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Unklarheit über Khamis al-Gaddafi.

Foto: Reuters

Tripolis - Verwirrung herrschte am Wochenende in Libyen um das Schicksal von zwei Personen aus dem engsten Umfeld des früheren Machthabers Muammar al-Gaddafi. Wenige Stunden nachdem die libysche Regierung die Verhaftung von Mussa Ibrahim, dem ehemaligen Sprecher Gaddafis, bekanntgegeben hatte, relativierte sie ihre eigenen Aussagen.

Die Regierung habe nichts Offizielles über die Festnahme irgendeines Mitglieds des früheren Regimes verlauten lassen, sagte Regierungssprecher Nasser al-Manaa im privaten Fernsehsender Libya al-Ahrar am Samstagabend. Zuvor hatte der libysche Ex-Premier Mustafa Abu Shagur über den Kurznachrichtendienst Twitter vermeldet, dass der "Kriminelle Mussa Ibrahim" in der Stadt Tarhouna zwischen Bani Walid und Tripolis verhaftet worden und auf dem Weg in die Hauptstadt sei.

Dementi auf Tonband

In der Nacht auf Sonntag tauchte dann im Internet eine Tonbandaufnahme auf, in der Ibrahim seine eigene Festnahme bestreitet. Die Echtheit der Aufnahme konnte jedoch zunächst nicht überprüft werden. Darin sagt ein Mann, der sich als Mussa Ibrahim vorstellt: "Mit den Nachrichten über meine Festnahme soll von den Verbrechen abgelenkt werden, die die Rebellen der Nato gegen unsere Leute in Bani Walid verübt haben." Dort würden selbst Frauen und Kinder getötet. Er selbst befinde sich gar nicht in Libyen.

Die Wüstenstadt Bani Walid ist seit Tagen Schauplatz von Kämpfen. Regierungstreue Milizen beschießen die Stadt. Am Samstag seien neun Tote und 122 Verletzte eingeliefert worden, sagte ein Verantwortlicher des Spitals der nordöstlich gelegenen Stadt Misrata, in dem regierungstreue Kämpfer behandelt werden.

Widersprüchliche Angaben gab es darüber hinaus auch über das Schicksal von Gaddafis jüngstem Sohn Khamis (29). Ein Reporter des libyschen TV-Senders Libya TV sagte, er habe die Leiche von Khamis mit eigenen Augen gesehen. Expremier Abu Shagur erklärte in der Nacht über Twitter, die Leiche sei in ein Spital in der Stadt Misrata gebracht worden. Am Sonntag widerrief Shagur auch diese Aussage: Er habe den Tod von Khamis sowie die Festnahme des ehemaligen Gaddafi-Sprechers Moussa Ibrahim vermeldet, ohne dass dies bestätigt worden sei, verkündete er am Sonntagnachmittag.

Khamis kommandierte eine berüchtigte Eliteeinheit der Regimetruppen. Schon im August 2011 hieß es, er sei bei einem Nato-Luftangriff auf seine Militärbasis in Tripolis ums Leben gekommen. (sda, DER STANDARD, 22.10.2012)