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Letzte Vorbereitungen für die TV-Debatte an der Lynn University. ORF 3 überträgt Dienstagfrüh ab 3 Uhr live.

Foto: AP/Lee

Rosalee Swerdloff schiebt ihren Rollator ganz langsam voran. Die 94-Jährige ist auf dem Weg zur US-Präsidentschaftswahl. Im Bay Oak's Home in Miami durften die Senioren bereits am Freitag ihre Stimme beim "early voting" abgeben. Swerdloff, eine pensionierte Majorin der US-Army, hat die Demokraten gewählt. So wie sie es seit 1940 immer tut - damals Franklin Delano Roosevelt, diesmal Barack Obama. Die meisten von Swerdloffs Mitbewohnern tun das auch.

Damit hat der Präsident einige Stimmen sicher, noch bevor er am Montag zur dritten und letzten TV-Debatte gegen seinen republikanischen Herausforderer Mitt Romney antritt. Der Schauplatz diesmal: die Lynn University in Boca Raton, im umkämpften Bundesstaat Florida. Das Thema, das CBS-Moderator Bob Schiefer abfragen wird: ausschließlich Außen- und Sicherheitspolitik.

Intensivwahlkampf

Eine intensive Diskussion dar über gab es in den Vereinigten Staaten zuletzt kaum. Nur sporadisch wurde das Thema wichtig: bei den Angriffen auf das US-Konsulat in Bengasi, beim Atomstreit mit dem Iran vor der UN-Vollversammlung oder in der Frage des amerikanischen Afghanistan-Abzuges. Ansonsten beherrschten Wirtschaftsfragen, Arbeitslosenrate und Gesundheitsreform die Debatten. Vor allem Letzterer widmen die Kandidaten im Pensionisten-Bundesstaat Florida in diesen Tagen ein Flächenbombardement in Form von TV-Werbespots.

Das Meinungsforschungsinstitut Pew hat unterdessen festgestellt, dass die Amerikaner pessimistischer in Sachen Außenpolitik werden und eher zu einem härteren Auftreten tendieren. Im Vergleich zum Jahresbeginn glauben nun viel mehr US-Bürger, dass es keine bleibenden geopolitischen Verbesserungen nach dem Arabischen Frühling geben wird.

Für den Abzug in Afghanistan gibt es eine große Mehrheit. Eine harte Haltung wollen die Amerikaner mehrheitlich gegenüber dem Iran einnehmen. Und auch der Volksrepublik China soll der Pew-Studie zufolge mit mehr politischer und wirtschaftlicher Entschlossenheit entgegengetreten werden. Eine Partnerschaft zwischen beiden Staaten verliert für die Befragten an Bedeutung.

Laut einer Umfrage des Nachrichtensenders CNN haben sich insgesamt ein bis zwei Prozent der potenziellen Wähler noch nicht auf einen Kandidaten festgelegt. Weitere acht bis zehn Prozent der Befragten erklärten, sie neigten einem Kandidaten zu, hätten sich aber nicht definitiv entschieden.

Diese Unentschlossenen sind der große Preis, den die Wahlstrategen beider Lager gewinnen müssen. Sie lassen die Wahl in entscheidenden "Swing-States" - etwa in Florida - entweder auf die eine oder die andere Seite fallen. (Christoph Prantner, DER STANDARD, 22.10.2012)