Sie wurden von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet. Und im vereinigten Europa werden sie bis heute weiter verfolgt. Da ist es wichtig, dass sich engagierte Künstlerinnen wie Tanja Ostojic und die Choreografin Constanza Macras um den Überlebenskampf der Roma annehmen. Eine noch einmal andere Perspektive eröffnet sich jedoch, wenn die Ausgegrenzten sich selbst äußern. Das tun sie nun im Rahmen der Ausstellung "Reclaiming Identity" in der Akademie Graz.

Kuratorin Astrid Kury hat eine kleine und feine, zum Thema passend beengt wirkende Schau zeitgenössischer Kunst der Roma zusammengetragen. Schlaglichthaft und in Wohnungsatmosphäre werden hier Potenziale und Eigenheiten im künstlerischen Denken von Roma aufgezeigt. Werke von u. a. Damian & Delaine Le Bas oder David Tiser zeugen von der Brisanz dieser Künstler. Da wird einerseits die Frage nach einem Netzwerk europäischer Roma-Künstler aktualisiert (Le Bas), zum anderen rassistische Hetze in dem tschechischen Film Bastardi von Petr Sicha aufgedeckt (Tiser).

Bemerkenswert ist auch eine große Grafik der Comiczeichnerin Kiba Lumberg, die in ihrem Tagebuch einer verrückten Künstlerin eindrucksvoll politischen Diskurs und autobiografische Elemente zusammenbringt. Bereits einen Weg hinter sich hat das Projekt eines Roma-Museums, das in der Ausstellung von Andre J. Raatzsch dokumentiert wird. Mindestens ebenso spannend ist die Initiative eines Romawood Independent Film House in Plemetina (Kosovo), das Filme produziert. (ploe, DER STANDARD, 19.10.2012)