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Ob Sportschützen oder Traditionsvereine - Waffen (Symbolfoto) dürfen weiterhin in Schränken von Vorarlberger Schulgebäuben verwahrt werden.

Foto: apa/dpa/Patrick Pleul

Feldkirch - Der Schrecken bei Kindern und Lehrenden war groß: Am Mittwoch kurz nach Mittag stürmte die Polizei mit einer Sondereinsatztruppe in das Schulzentrum Oberau in Feldkirch-Gisingen. Eine Passantin hatte die Polizei alarmiert, weil ein bewaffneter Mann das Schulgebäude betreten habe.

Die Frau hatte richtig gesehen, der Mann trug ein Gewehr bei sich. Der vermeintlich Amokläufer war ein Mitglied der Schützenkompanie, das seine Waffe ins Klublokal im Schulkeller bringen wollte. Das Gewehr nur notdürftig verpackt und nicht in der dafür vorgesehenen Kiste zu transportieren, sei ein grober Fehler gewesen, sagt Wolfgang Bobleter, Obmann der Schützenkompanie: "Der Mann hat einfach nicht gedacht. So was in Zeiten von Amokläufen in Schulen zu machen, ist in keiner Weise zu entschuldigen."

Vereinslokal der Schützenkompanie in der Schule

Die Stadt Feldkirch stellt der Schützenkompanie (sie ist Mitglied des Kameradschaftsbundes) 110 Quadratmeter im Keller des Schulgebäudes zur Verfügung. Im Vereinslokal werden die Schweizer Ordonanzgewehre, sogenannte Salutiertwaffen, auch aufbewahrt. "Unter Berücksichtigung aller behördlichen Auflagen", versichert Bobleter.

Präsentiert werden die Waffen bei Begräbnissen alter Kameraden oder bei Prozessionen. Man verwende aber nur Platzpatronen, "die werden nicht in der Schule gelagert". Die Gewehre seien harmlos: "Sie machen nur bumm". Ob die Waffen auch mit scharfer Munition funktionieren, weiß er nicht: "Ich bin kein Experte."

Auch Sportschützen mit Kellerlokal

Die Schützenkompanie ist nicht der einzige derartige Verein im Schulzentrum. Ums Eck, ebenfalls im Keller unter der Turnhalle, haben die örtlichen Sportschützen ihr Lokal. "Unsere Luftgewehre lagern versperrt, die meldepflichtigen Waffen im Tresor, wir werden regelmäßig von der Bezirkshauptmannschaft kontrolliert", sagt Rösle Meier, die Obfrau der Schützengesellschaft Gisingen-Nofels-Tosters.

Ob und welche Vereine Pflichtschulgebäude mitbenutzen dürfen, entscheiden die Gemeinden selber. Schullandesrat Siegi Stemer (ÖVP) will die Frage, ob es klug sei, Waffen in Schulgebäuden zu lagern, nicht beantworten. Er verweist aber auf die lange Tradition, "das ist in Feldkirch seit 30 Jahren so" und: "Ob das vertretbar ist, entscheidet die Stadt."

Feldkirch ist kein Einzelfall. Auch in anderen Gemeinden haben Sportschützen oder Traditionsvereine ihre Lokale in Schulgebäuden. Keine Vereinslokale findet man aber in Schulgebäuden des Bundes. "Das ist nicht üblich", heißt es aus dem Landesschulrat. (Jutta Berger, DER STANDARD, 19.10.2012)