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Ein Phänomen der 1970er Jahre: Sylvia Kristel, 22, am Strand des Filmfestivals von Cannes 1975 bei der Marketing-Arbeit für "Emmanuelle".

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 Kristel 2005 in Amsterdam im Vorfeld der Veröffentlichung ihrer Autobiographie ""Nue" bzw. "Undressing Emmanuelle: A Memoir".

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Den Haag - Die durch den Erotik-Film "Emmanuelle" von 1974 in jungen Jahren schlagartig international bekannt gewordene niederländische Schauspielerin Sylvia Kristel - für das "Time"-Magazin die "Person des Jahres" 1975 -  ist im Alter von 60 Jahren einem Krebsleiden erlegen, nachdem sie im Juni zudem einen Schlaganfall erlitten hatte, teilte ihre Agentin Emma Onrust am Donnerstag mit.

Just Jaeckins  "Emmanuelle" über die sexuellen Abenteuer einer jungen Diplomatengattin in Asien wurde mit seiner Weichzeichner-Optik, seiner nostalgischen Ausstattung, seiner raunenden Rhetorik und der Musik von Pierre Bachelet stilprägend für das Softcore-Genre der 1970er Jahre. Langstreckenflüge, Korbsessel und das Klima Bangkoks galten fortan als erotisch aufgeladen.

Sylvia Kristel, davor Model und Kleindarstellerin in niederländischen Produktionen, wirkte in der Folge auch in einigen Fortsetzungen wie auch anderen Erotikfilmen der 70er und 80er Jahre mit, so unter Jaeckins Regie als Lady Chatterley oder als Spionin Mata Hari; der naive, überraschungsbereite Ausdruck blieb ihre Domäne.

Der Ruhm als Erotik-Ikone blieb zweischneidig: Trotz umfassender Sprachkenntnisse sowie Rollen unter Claude Chabrol ("Alice ou la dernière fugue", 1977), in US-Komödien ("The Concorde ... Airport '79" mit Alain Delon, die Agenten-Parodie "The Nude Bomb" von 1980 und "Private Lessions" von 1981) oder in Kostümfilmen ("Das Geheimnis der eisernen Maske", 1979) gelang es ihr nicht, nachhaltig in das Charakterfach zu wechseln.

2004 war Kristel Gast des Wiener Filmfestivals Viennale. Anlass für ihren Besuch war Manon de Boers Dokumentarfilm "Sylvia Kristel - Paris" über ihr berufliches wie privates Leben. In einem APA-Interview blickte sie betont versöhnlich zurück: "Mein Leben damals in den 1970ern war wie eine Hochschaubahn - und ich habe einfach losgelassen. Ich bin wie auf einem Surfboard die Welle geritten und war verzückt". Es sei zwar vieles  nicht gut gelaufen, doch sie bereue nichts, vor allem nicht die "Emmanuelle"-Streifen: "Ohne 'Emmanuelle' wäre ich Sekretärin geworden."  (APA, red, 18.10.2012)