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Für die österreichische Strombranche steht fest, dass geförderter Strom aus Windkraft-, Solar- und Biomasseanlagen an der Börse nichts zu suchen hat.

Foto: AP/Lukas Barth

Innsbruck - Österreichs Strombranche ist sich einig, dass geförderter Strom aus Windkraft-, Solar- und Biomasseanlagen an der Börse nichts zu suchen hat. Grund sei die Preisverzerrung, die damit einhergehe. "Wir können mit Kapazitätsmärkten leben und auch mit einer Situation, in der Strom aus erneuerbaren Quellen von den Versorgern anteilig abgenommen werden muss. Dass wir aber auf Druck von oben Kraftwerke auf Stand-by halten müssen, die sich nicht rentieren, das geht sicher nicht", sagte EVN-Chef Peter Layr am Mittwoch zum Auftakt des Kongresses von Österreichs Energie in Innsbruck. Layr ist zurzeit auch Präsident der Interessenvertretung der Strombranche.

Für Industrie ein Geschäft

Insbesondere für Industriekunden ist der Ausbau der erneuerbaren Energien bisher ein Geschäft. Sie profitieren von niedrigeren Strompreisen. Die Erneuerbaren tragen maßgeblich dazu bei. Weil sie mit konventionell erzeugtem Strom an der Börse gehandelt werden, aber bevorzugt einzusetzen sind, drängen sie insbesondere Gaskraftwerke mehr und mehr an den Rand. Das letzte Kraftwerk, das zur Deckung der Nachfrage zugeschaltet werden muss, bestimmt den Börsenpreis. Zu Mittag, wenn der Stromverbrauch am höchsten ist, liefern für gewöhnlich Wind- und Photovoltaikanlagen den meisten Strom ins Netz und drängen damit Kraftwerke, die mit vergleichsweise teurem Gas befeuert werden, hinaus. Gaskraftwerke sind aber als Puffer notwendig, sollte die Sonne nicht scheinen und der Wind auslassen. Sie können im Gegensatz zu Kohlekraftwerken kurzfristig gestartet werden und Strom liefern.

In Österreich sind vom Vormarsch der Erneuerbaren und dem Preisdruck vier Unternehmen betroffen: Energie AG Oberösterreich mit dem Gaskraftwerk Timelkam, EVN (Theiss, Korneuburg), Wien Energie (Simmering, Donaustadt) sowie Verbund (Mellach). 550 Mio. Euro hat der Verbund in der Steiermark investiert; im Vorjahr mussten 110,3 Mio. Euro abgeschrieben werden, im Halbjahr 2012 neuerlich 52,2 Mio. Euro. Ob weitere Abschreibungen nötig sind, werde die Zukunft zeigen, sagte Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber dem Standard. "Ich bin überzeugt, dass Gaskraftwerke in zwei, drei Jahren wieder wirtschaftlich sind."

Mit der Forderung nach einer neuen Marktordnung rennt die Branche bei der Regulierungsbehörde E-Control offene Türen ein. "Bis Ende nächsten Jahres sind die Einspeistarife fixiert, darüber hinaus müssen wir ein neues Modell überlegen", sagte E-Control-Geschäftsführer Martin Graf. (Günther Strobl, DER STANDARD, 18.10.2012)