Nach der ersten Ankündigung "Ihr Passwort läuft ab" wurde das Leben kompliziert.

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Über Jahre hinweg ist ständig etwas hinzugekommen - jetzt wird es plötzlich weniger. Die Welt schrumpft. Bereits betretene Räume sind wieder verschlossen. Wo wir Stammgast waren, sind wir auf einmal nicht mehr erwünscht: Passwort verloren. Oder Kennwort. Oder beides. PIN und PUK zur Wiedergewinnung auch.

Was waren das für Zeiten, als der Name der Erbtant' der "Sesam öffne dich" war, für alles, vom Sparbuch bis zum Arbeitsplatz am Computer. Jahrelang, unfallfrei. Nach der ersten Ankündigung "Ihr Passwort läuft ab" wurde das Leben kompliziert. Die Tante wurde mit Großbuchstaben, Zahlen und Sonderzeichen garniert. Und kaum hatte man sich ans neue Passwortungetüm gewöhnt, kam schon wieder die Meldung "Ihr Passwort läuft ab".

Das ist in der Arbeit so, außerhalb halten die Passwörter länger - wenn man sie denn behält. Tut man aber nicht, denn die Antwort Schnu47§cki&11!? auf die Kontrollfrage "Lieblingshund?" war nur auf der Hand liegend, als man sie sich ausgedacht hat. Nichts zu machen: Mit der Kreditkarte kann ich im Internet nicht mehr bezahlen, weil ich das Passwort für die zusätzliche XY-Funktion verloren habe. Bei meinem Drucker-Shop im Internet kann ich nicht mehr bestellen, weil ich als Kunde erkannt werde und mein vergessenes Passwort abgefragt wird. Und wenn ich mir von meinen Sehnsuchtsinternetorten neue Passwörter schicken lasse, frisst sie der Spamfilter. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 17.10.2012)