Doris Knecht

Ich brauche eigentlich keine zusätzliche Tasche - ich habe schon eine. Ich bin keine Taschen-Fetischistin, deshalb spielen Taschen auch in meinen Texten keine Rolle. Schuhe schon eher. Ich will nur eine perfekte Tasche, die gut aussieht und funktioniert. Diese Tasche ist schon seit Jahren die riesige, noch immer wunderschöne „Dinkum" der Wiener Leder-Designerin Ina Kent: Die eigentlich keine Tasche ist, sondern eine Ein-Zimmer-Wohnung zum Umhängen, in der alles Platz hat, was eine Frau so braucht, und für das, was im Laufe des Tages noch dazukommt. Sie sieht leer genauso gut aus wie voll, und mitunter findet man darin Dinge, die man schon seit einem Dreivierteljahr verzweifelt gesucht hat. Das ist erfreulich. Für elegantere Abendanlässe ist sie allerdings zu groß und zu lässig, deshalb würde mir als Zweittasche die zeitlose und nicht zu kleine Clutch von Bottega Veneta gefallen.

Letzter Roman: Gruber geht (Rowohlt Berlin)

Sabine Gruber 

Ich bevorzuge einfärbige Taschen, wie die Tasche von Chloé, weil sie elegant und klassisch sind und zu fast allem dazupassen. Unnötigen Schnickschnack oder funktionslos Verspieltes mag ich nicht. Beim Taschenkauf ist mir wichtig, dass in einer Ausgehtasche ein Notizheft und ein Taschenbuch Platz finden - man weiß ja nie, wie anregend oder langweilig der Abend wird -, und bei Arbeitstaschen achte ich darauf, dass sie etwas größer als ein DIN-A4-Blatt sind - es muss ein Manuskript reinpassen. Ob ich Accessoires in Texten genauer beschreibe oder nicht, ist kontextabhängig: In einem meiner Romane wird während einer Party ein „totgesessener" Chihuahua in eine Handtasche gesteckt und weggetragen - da spielt das Aussehen der Tasche keine Rolle. Erfände ich aber eine Figur, die sich über Marken definiert, weil sie sonst kaum Charaktermerkmale aufzuweisen hat, wäre das Gegenteil der Fall.

Zuletzt: Stillbach oder Die Sehnsucht (C. H. Beck)

Julya Rabinowich

Die Qual der Wahl habe ich wie so oft - als Allerbegehrlichstes würde ich aber vermutlich die Marc-Jacobs-Ledertasche küren. Mit dem satten Rot und dieser Rundung der Seiten, die einerseits erotisch, aber auch ein wenig Oma wirkt. Ich weiß, das schließt sich manchmal aus - manchmal aber eben nicht. So ein rotes Leder hätte ich gerne in der Hand und über der Schulter. Am besten in ebenso roten Schuhen mit einem höherem Absatz, vorne zum Schnüren. Dazu ein schwarzes Kleid und Lippenstift, und ich wäre glücklich für einen Tag. Aber leider muss vermerkt werden, dass ich auf hohen Absätzen schlecht gehen kann und solche Taschen mit so kurzen Griffen zwar erwerbe, aber dann oft stehen lasse. Länger erfreue ich mich an Taschen mit langen Riemen, die man sich wie einen Patronengurt quer über die Brust hängen kann. Das ruiniert den schönsten Ausschnitt, hält aber für die Ewigkeit. 

Aktuell: Die Erdfresserin (Deuticke)

Vea Kaiser

Ich liebe bunte Hingucker. Das Blumenmuster der Tasche von Dolce & Gabbana hat mich sofort verzaubert, auch weil es so schön ironisch mit folkloristischen Elementen spielt. Ebenso kann man sie gut kombinieren, insbesondere mit dem knallorangen Herbstmantel, den ich mir vor kurzem in Prag gekauft hab. Und ich liebe diesen Retro-Schnitt, alles an dieser Tasche ist irgendwie zeitlos-peppig. Eine Tasche muss bei mir sehr viel aushalten können. Wichtig ist, dass sie Platz für ein Notizbuch, ein Buch und meine beiden Brillenetuis hat. Und sie muss mit dem Uni-Outfit genauso harmonieren wie abends bei einer schickeren Veranstaltung, weil ich meist nur eine einzige Tasche habe und die dann überallhin mitschleppe - umräumen finde ich schrecklich, zu groß ist dabei die Angst, etwas Wichtiges nicht dabeizuhaben. Ich bin viel unterwegs, und die Handtasche ist dann wie ein Stückchen Heimat. 

Debüt: Blasmusikpop (Kiepenheuer & Witsch)

Andrea Maria Dusl

Vermutlich würde ich keine einzige dieser Taschen auswählen, befände ich mich in tatsächlicher Taschenkaufunpässlichkeit. Würde mich jemand mit angesetzter Pistole zu einer Aussage zwingen, würde ich lügen und sagen, die Kenzo-Tasche hätte was. Ja sicher. Und dann würde ich fragen, ob ich sie im Billa-Tragetaschen-Material haben könnte. Dem mit den Paradeisern. Kenzo selber wolle sie mir nähen. Mit verstärkten Henkeln für den Hupfer zum Supermarkt. Wenn das nicht ginge, möge man mich erschießen. Mit der Chloé-Tasche in der Hand. In Schwarz. Die Einschusslöcher möge man mit grünen Arabesken umsticken. Das alles, weil ich im wirklichen Leben, einer neurotischen Unausweichlickeit geschuldet, ausschließlich Umhängetaschen der Marke Hedgren trage. Das Gummilogo auf ihnen sagt: Urban Bags - Stockholm, Antwerp, Barcelona. 

Aktuell: Ins Hotel konnte ich ihn nicht mitnehmen (Metro)

(Nadine Obermüller, Rondo, DER STANDARD, 19.10.2012)