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"Mission Control" in Roswell.

Foto: AP/ Red Bull Stratos, Joerg Mitter

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Baumgartner nach der Landung. Es war kein kleiner Schritt in der Geschichte des Marketings.

Foto: AP/ Ross D. Franklin

Roswell/Wien - Wo ein Trittbrett ist, wird mitgefahren. Also hatten die Legofiguren, mit denen Felix Baumgartners Rekordsprung gecovert wurde, Montagmittag schon mehr als 250.000 Youtube-Zugriffe. Die Modellbau-Messe, Ende Oktober in Wien, lässt grüßen. Baumgartner himself, der am Sonntag über der Wüste von New Mexico als erster Mensch im freien Fall die Schallmauer durchbrach, hatte Youtube eine Bestmarke beschert - acht Millionen Menschen verfolgten den Sprung gleichzeitig im Live-stream. Die alte Bestmarke lag seit dem Sprint-Olympiafinale in London (Bolt!) bei 500.000.

TV-Rekordquoten

Noch mehr als die Weltraumforschung dürfte sich die PR- und Marketingbranche für das Red-Bull-Stratos-Projekt interessieren. Jedenfalls überschlugen sich die übertragenden TV-Sender und Internet-Anbieter mit Erfolgsmeldungen. Mehr als drei Millionen fernsehende Österreicher haben den Stratosphärensprung live verfolgt. ORF 1 erzielte beim Absprung um 20.06 Uhr eine Spitzenreichweite von 2, 28 Millionen Zusehern (Marktanteil 59 Prozent) und damit den höchsten Wert seit dem Interview mit Natascha Kampusch 2006. Servus TV kam auf einen Spitzenwert von 910.000 TV-Zusehern (Marktanteil 31,4 Prozent) und 154.000 Usern im Live-Stream.

Servus TV wird auch in Deutschland verfolgt, es ist ja kein Zufall, dass Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz seit geraumer Zeit auch im deutschen Fußball und Eishockey als Geldgeber und Nachrichtenmittler tätig ist. Baumgartner schaffte es, dass Servus TV vielen Deutschen ein Begriff geworden ist - bis zu 770.000 schalteten den Salzburger Sender ein. Auch n-tv vermeldete eine Bestmarke, 7,1 Millionen sorgten zur Absprungzeit für einen Marktanteil von 19,9 Prozent. Üblicherweise begnügt sich n-tv mit einem Prozent Marktanteil.

350.000 Zugriffe und mehr als 8200 Postings

derStandard.at, der live berichtete, verzeichnete mehr als 350.000 Zugriffe und mehr als 8200 Postings. Auf den beiden Facebook-Seiten von Red Bull bekam allein Baumgartners Landungsfoto binnen zwölf Stunden fast 950.000 "Likes" und mehr als 34.000 Kommentare. Auf Twitter wurde beispielsweise die Gratulation der Nasa mehr als 15.000 Male retweetet.

Die offizielle Anerkennung der Baumgartner-Rekorde wird einige Wochen auf sich warten lassen. Die Unterlagen zum Sprung werden von der Federation Aeronautique Internationale (FAI) aus Roswell an die "Oberste Nationale Flugsportkommission" (ONF) in Wien geschickt, diese prüft und schickt retour. Doch steht praktisch schon fest, dass der 43-jährige Salzburger, der sein Einkommen in der Schweiz versteuert, drei Bestmarken fixiert hat. Laut FAI hat Baumgartner eine Geschwindigkeit von 1342,8 km/h erreicht, die Mach-Zahl soll bei 1,24 gelegen haben. Er sprang aus 39.045 Metern ab (Rekord), fiel 36.500 Meter (Rekord) in insgesamt vier Minuten und 20 Sekunden. Joe Kittingers diesbezügliche Bestmarke liegt nach wie vor bei vier Minuten 36 Sekunden, doch war Baumgartners Mentor 1961 mit einem Stabilisierungsfallschirm unterwegs, der den freien Fall verlängert.

Baumgartners Sprung wird in Vorträgen zum Thema gelungenes Marketing künftig nicht bloß als Fallbeispiel, sondern als Paradefall dienen. Oft hört man von Werbewerten, die nicht zu beziffern sind. In diesem Fall kann man bei Schätzungen wohl tatsächlich nur danebenliegen, genauer gesagt: darunter. Die 50 Millionen Euro, die Red Bull angeblich investierte, haben sich gerechnet, rechnen sich und werden sich weiterhin rechnen. Was nun folgt, sind viele Baumgartner-Vorträge, eine BBC-Dokumentation - und die Modellbau-Messe in Wien. (Fritz Neumann, DER STANDARD, 16.10.2012)