In der Überfluss gesellschaft ist die Ursache für weggeworfene Lebensmittel oft nur simple Bequemlichkeit. Als Grund für das unnötige Kübeln wird auch "kein Gusto" oder schlicht "keine Essgelegenheit" angegeben.

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Wien - 96.000 Tonnen Lebensmittel enden in Österreich Jahr für Jahr nicht im Magen, sondern im Restmüll. Nichts Vergammeltes, Schimplertes oder Matschiges: Unverdorbene Lebensmittel, zum Teil noch in der unangetasteten Originalverpackung. Eine Menge an Lebensmitteln, mit der die gesamte Bevölkerung von Innsbruck ein Jahr lang ernährt werden könnte. Pro Person sind es jährlich im Schnitt rund 11,5 Kilo Essbares, die weggeworfen werden, hat das Lebensministerium errechnet.

Für die Stadt Salzburg wurde wiederum errechnet, dass hier im Schnitt jede Minute ein voller Einkaufswagen mit Lebensmitteln weggeworfen wird - zwölf Tonnen pro Tag. Damit könnte die Stadt Salzburg etwa die 10.000-Einwohner-Stadt Seekirchen komplett versorgen.

"Zu wenig Platz im Eiskasten"

Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch eine Untersuchung, die Motivforscherin Sophie Karmasin für den NÖ-Umweltlandesrat Stephan Pernkopf (VP) erstellt hat: 30 Kilo genießbare Lebensmittel sind es, die eine durchschnittliche niederösterreichische Familie im Jahr kübelt. Und das entspricht immerhin einem Wert von rund 300 Euro. Karmasin hat dazu auch die Motive für dieses Wegwerfverhalten erforscht: 57 Prozent der 500 Befragten sagten, sie hätten keine Essgelegenheit gehabt, für 51 Prozent war es "mangelnder Gusto" und ein gutes Viertel gab an, dass sie zu wenig Platz im Eiskasten gehabt hätten.

Ein weiteres Ergebnis dieser Karmasin Motivforschung-Studie ist, dass Jugendliche zwischen 16 und 29 Jahren eine besonders lockere Hand beim Wegwerfen von Lebensmitteln haben.

Cooles Restlkochen

Gleichzeitig ist hingegen Kochen auch bei der jüngeren Bevölkerung mehr und mehr angesagt: Laut einer Umfrage des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Deutschland finden 70 Prozent die Zubereitung von Speisen interessant, 40 Prozent finden Kochen sogar "cool".

Nun versucht "die umweltberatung" die eine Problematik mit dem anderen Trend zu verbinden: Unter dem Motto "Oida, koch!", können Jugendliche dokumentieren, wie sie Restln in der Küche kreativ verwerten und dann das Ergebnis einschicken. Zu gewinnen gibt es bei diesem Kreativwettbewerb unter anderem Festivalpässe für das BeatPatrol Festival, eine Kochparty oder einen Kurs "Fotografieren und Filmen" im Polycollege Stöbergasse. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD, 16.10.2012)