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Adolf Christian während einer Etappe der Österreichrundfahrt im Jahr 1963.

Foto: APA/ Votava
Wien - Den ganz großen Coup hat bei der Tour de France noch kein Österreicher gelandet, doch mehrere Fahrer haben mit ihren Vorstellungen in der hundertjährigen Geschichte der "Großen Schleife" bedeutende Kapitel heimischer Radsportgeschichte geschrieben. Max Bulla, bisher einziger Österreicher im Gelben Trikot, Dolfi Christian als Gesamt-Dritter 1957, Gerhard Schönbacher als umjubelter Letzter 1979 und 1980 und schließlich Peter Luttenberger mit der besten ÖRV-Platzierung im modernen Radsport mögen als Beispiele gelten, stellvertretend für ihre 14 Landsleute, die die "Tour der Leiden" bisher in Angriff genommen haben.

Max Bulla im Gelben Trikot

Max Bulla sorgte gleich bei seiner ersten von vier Teilnahmen für Aufsehen. 1931 feierte er als "Unabhängiger" drei Etappensiege, eroberte nach dem Abschnitt über den Galibier sogar das erstmals 1919 vergebene Gelbe Trikot und rollte als Gesamt-15. in Paris ein. Zwei Jahre später gewann Bulla die Tour de Suisse. Er ist 1990 im Alter von 85 Jahren gestorben.

Stockerlplatz für Adolf Christian

Adolf Christian hat die beste Gesamt-Platzierung eines Österreichers geschafft - 1957 war der Wiener, der vom Schweizer Team verpflichtet worden war, beim ersten Sieg des Fünffach-Gewinners Jacques Anquetil Dritter. Und ein Jahr später erreichte er zudem Rang zwei in einer Bergetappe. Sport-Österreich lag ihm zu Füßen - unter Ovationen drehte Christian, der nur 65 Jahre alt wurde, in Fußball-Stadien seine Runden.

"Laterne Rouge" für Gerhard Schönbacher

Für Gerhard Schönbacher waren als Domestik von Assen wie Lucien van Impe und Bernard Thevenet Top-Platzierungen außer Reichweite. 1979 hatte ein niederländischer Journalist auf der Suche nach Schlagzeilen über das erfolglose Daf-Team die Idee, ein "Rennen" um den letzten Platz zu fahren. "Spaßvogel" Schönbacher war der richtige Mann dafür. Er holte auf Anhieb die "Laterne rouge" und sorgte 1980 erneut für Schlagzeilen. "Tourdirektor Levitan hatte sich 1979 von mir verschaukelt gefühlt und ein Reglement eingeführt, dass nach jeder Etappe der Letzte ausscheiden muss. Da habe ich aus Spaß probiert, bis zum letzten Tag immer Vorletzter zu werden", erinnert sich Schönbacher.

Große Popularität

Die Medien hatten ihm breiten Raum eingeräumt und die Popularität des Steirers wuchs rasant. "Nach der Tour habe ich 40 Verträge für Kriterien bekommen und gutes Geld verdient." Noch heute profitiert Schönbacher als Radsport-Manager von den Kontakten der Vergangenheit. "Ich werde jedes Jahr zur Tour eingeladen, diese Anerkennung freut mich natürlich", sagte der Veranstalter von Crocodile-Trophy und steirischer Alpentour.

Offene Türen für Peter Luttenberger

Auch Peter Luttenberger ist dank der Tour ein gemachter Mann. In seinem zweiten Profijahr fuhr er 1996 als 23-Jähriger auf den fünften Gesamtrang - so gut war im modernen Radsport kein anderer Österreicher im wichtigsten Rennen der Welt platziert. "Mit mehr Erfahrung hätte ich sogar noch mehr rausholen können. Aber auch so haben sich mir einige Türen geöffnet", sagte der Steirer, der hoch dotierte Verträge bekam und seinen Wohnsitz nach Monte Carlo verlegte.

Fünfte Tourteilnahme

1997 schaffte er noch Rang 13 ("Ein sehr gutes Ergebnis nach wenigen Trainingstagen"), holte 2000 mit Once einen Etappensieg im Teamzeitfahren, doch insgesamt rollte es nach Verletzungen und Erkrankungen nicht mehr optimal. "Ich sehe das nicht so tragisch. Das Leben ist ein Abenteuer, irgendwann kommt alles zurück", meinte Luttenberger. Heuer bestreitet er so wie Georg Totschnig, der vom Telekom-Helfer (zwischen 1995 und 1999) zum Gerolsteiner-Kapitän mutiert ist, schon seine fünfte Frankreich-Rundfahrt. (APA)