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Mark Janko übersprang Kasachstan in der Schlussphase mehrmals.

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Der analysierende Teamchef denkt auch deshalb an, den Stürmer im Happel-Stadion von Beginn an sein Glück suchen zu lassen.

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Adjustierungsversuche am offenen Spiel in Astana brachten wenig (Koller, Harnik, Baumgartlinger).

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Astana - Also sprach der Präsident: "Wir sind gegen eine Menschenmauer angerannt und haben keine Mittel gefunden." Leo Windtner, ÖFB-Boss,  rätselte nach dem freitäglichen 0:0 in Kasachstan über die Gründe für die Ideenlosigkeit in den Reihen seiner Auswahl, seine Enttäuschung konnte er dabei nicht verbergen. "Das aufzuarbeiten, ist die Aufgabe des Trainerteams."

Schon bald nach Spielbeginn habe ihn - ganz Fachmann - das Gefühl beschlichen, dass es mit einem Sieg möglicherweise doch nichts werden könnte. Dennoch dürfe man nun nicht alles negativ sehen, betonte Windtner. "Mit Rückschlägen wird man immer zu leben haben." Die Mannschaft müsse im nun am Dienstag im Wiener Happel-Stadion die passende Antwort geben. Klar sei immerhin gewesen: "Ein Mangel an Einstellung war nicht festzustellen."

Ein altes Lied

Das sah das angesprochene Trainerteam in Gestalt von Teamchef Marcel Koller ganz genauso. Zu einer vorzeitigen Resignation im eben erst angegangenen Unternehmen einer Qualifikation für die WM 2014 gebe es keinen Grund. "Es sind noch acht Partien zu spielen." Warum in der zweiten nichts aus dem Wunschergebnis wurde, hing an einem alten Lied namens Effizienz: "Wir haben in der ersten Hälfte nicht optimal gespielt, hatten aber trotzdem drei gute Chancen. Und da muss man das Tor eben machen."  Abwehrrecke Emanuel Pogatetz stimmte vollinhaltlich zu. "Wir haben bemüht gespielt, doch wenn man so wie wir drei tolle Möglichkeiten auslässt, dann kann man so ein Spiel nicht gewinnen", schlussfolgerte der Wolfsburger.

Nach dem Seitenwechsel habe man den Druck erhöht, "aber in der letzten Viertelstunde sind wir zu hektisch geworden und haben uns durch den Schiedsrichter beeinflussen lassen", meinte Koller. Und forderte Geduld. In den vergangenen Lehrgängen habe sich das Team auf Verbesserungen in der Defensive konzentriert, Offensivautomatismen einzuüben dauere eben länger. Außerdem befinde man sich mitnichten in einem Wunschkonzert. Ob sich die liegengelassenen Punkte rächen, werde man erst am Ende wissen.

Kunst und Rasen

Der Kunstrasen in der Arena von Astana war schon vor Anpfiff als möglicher Ausredenquell ausgeschlossen worden, ganz unschuldig scheint er am etwas unrunden Auftritt der Österreicher doch nicht gewesen zu sein. Gewöhnungsbedürftig, nannte das der Teamchef. "Eine Trainingseinheit auf diesem Platz war zu wenig, der Kunstrasenplatz in Bad Tatzmannsdorf war anders." Nämlich in der Höhe länger. Das kam auch der Ausführung der Standard-Situationen. nicht zu gute, sie blieb bis zum Ende schwach.

Geduld sei auch hinsichtlich jener gemeinhin als Leistungsträger ausgemachten Mitglieder seines Kaders angebracht. Marko Arnautovic etwa kam trotz seines enttäuschenden Auftritts ohne öffentlichen Rüffel des Chefs davon. "Er hat sich weiterentwickelt, aber sein Weg ist noch nicht zu Ende", gab sich Koller salomonisch. Auch Martin Harnik wurde verteidigt, obwohl er neuerlich Vollstrecker-Qualitäten vermissen ließ: "Er hat gegen Deutschland ein hervorragendes Spiel gemacht und ist auch gegen Kasachstan zu zwei Chancen gekommen."

Der Stuttgarter kann im zweiten Anlauf gegen die Nummer 147 der Welt am Dienstag in Wien mit Unterstützung rechnen, Marc Janko könnte bereits von Anfang an dabei sein. Er sei nach seiner Einwechslung "aggressiv gewesen". Man habe gesehen, dass er unbedingt ein Tor machen wollte, lobte Koller den Mann, der  auch bei Trabzonspor derzeit ein Leben als Ersatz fristet. Auch darüber hinausgehende Veränderungen der Formation sind nicht unwahrscheinlich: "Ich denke schon, dass es ganz gut tut, wenn man frische Kräfte reinbringt", erklärte der Teamchef.

Kasachstan wird Kasachstan bleiben

Vom Gegner wird eine identen Taktik wie in Astana erwartet. Koller: "Es wird wieder ein Geduldspiel werden. Wir müssen versuchen, die Fans hinter uns zu bringen und einen Sieg einzufahren." Ja, der Gegner. Einige österreichische Spieler zeigten sich von Kasachstan deutlich irritiert. "Die haben sich hinten einzementiert und nur Zeit geschunden. Normalerweise hätte der Schiedsrichter viel länger nachspielen lassen müssen", klagte etwa Zlatko Junuzovic. Und sein Bremer Abwehr-Kollege Sebastian Prödl fügte an: "Was sie geboten haben, hatte wenig mit Fair Play zu tun. Sie haben nur verzögert, gar nicht versucht, mitzuspielen und immer nur auf den Lucky Punch gewartet."

Was allerdings so vielleicht nicht ganz stimmt, jedenfalls aber sicher nicht verboten wäre. Eigentlich, so Prödl, habe man sogar noch Glück gehabt, "denn in solchen Spielen bekommt man oft noch ein Tor." Doch wie wusste schon die seligt Tante Jolesch? "Gott soll einen hüten vor allem, was noch ein Glück ist". (rob/APA, derStandard.at - 13.10. 2012)