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Karl-Heinz Grasser und Fiona Pacifico Griffini-Grasser, vulgo Swarovski, geht es auch nicht gut.

Foto: APA/Hochmuth
Die Weltliteratur ist reich an Liebespaaaren, deren Beziehungen sich, durch äußere Umständen bedingt, nicht optimal entfalten konnten. Pyramus und Thisbe, Hero und Leander wären bekanntere Beispiele aus der Antike. Aus dem Mittelalter etwa Abaelard und Heloise, etwas später dann Romeo und Julia. Seit dieser Woche kann auch das Österreich von heute zu diesem Thema etwas beisteuern: Karl-Heinz Grasser und Fiona Pacifico Griffini-Grasser, vulgo Swarovski, geht es auch nicht gut. Anders als bei den genannten Paaren ist in ihrem Fall jedoch noch nicht alle Hoffnung verloren, was einerseits an rührigen Rechtsanwälten, andererseits an rührenden Kaniden liegt. Und natürlich an beider Entschlossenheit, einem tragischen österreichischen Schicksal die geföhnte Stirn zu bieten.

Wenn Sie demnächst auf der Straße einem besonders adretten Verkäufer des " Augustin" begegnen - kaufen Sie ihm ein Exemplar ab, es könnte sich um den ehemaligen Finanzminister handeln. Fern von jeglichem Selbstmitleid hat er in "Österreich" sein Vermögen in ähnlicher Offenheit dargelegt wie in besseren Tagen sein Nulldefizit. "Meine Reputation wurde ruiniert, meine geschäftliche Tätigkeit wurde total zerstört. Ich muss mittlerweile sogar schon meine Wohnung verkaufen, weil ich sonst kein Einkommen mehr habe und mir die horrenden Kosten für Anwälte und Rechtsvertretung nicht mehr leisten könnte."

Die drohende Obdachlosigkeit wird zwar durch Domizile am Wörthersee und in Kitz leicht gemildert, das harte Los durch das Bewusstsein, kein "Normalbürger" zu sein. "Wenn diese Verfolgung einem Normalbürger passiert, wäre der längst pleite." Er, von relativer Unterstandslosigkeit bedroht, "sonst kein Einkommen" mehr und konfrontiert mit "horrenden Kosten für Anwälte", ist es noch längst nicht, sondern klagt, und zwar eine Republik, die den Dank des Hauses Österreich in Form einer Einladung an Journalisten abstattete, einer Hausdurchsuchung beim ehemaligen Finanzminister beizuwohnen.

Ob die Darstellung seines total unverschuldeten Elends vor einem Gericht auf Glauben stößt, wird sich weisen. Die Ruchlosigkeit der Journaille hingegen ergibt sich zweifelsfrei aus der in "Österreich" auszugsweise wiedergegebenen Amtshaftungsklage: "Durch die oben aufgezeigte Berichterstattung über die Hausdurchsuchung beim Kläger wurde dieser in seiner unternehmerischen bzw. beruflichen Tätigkeit und in seinem Erwerb massiv beeinträchtigt, weil aktuelle und potentielle Geschäftspartner dadurch verunsichert wurden, mit dem Kläger geschäftliche Verbindungen aufrechtzuerhalten oder überhaupt erst aufzunehmen." Der Verdacht, "seine unternehmerische Tätigkeit" könnte eventuell durch eine leichte Überbeanspruchung der Unschuldsvermutung "massiv beeinträchtigt" worden sein, kann jemandem, der nichts anderes mehr sein will als eine Person des öffentlichen Desinteresses, klarerweise nicht kommen.

Welche wahrhaft liebende Frau würde den um Ruf und Geschäft ringenden Gatten im Stich lassen, wenn sich Journalisten anbieten, an ihr gutzumachen, was sie an ihm mit staatsanwaltlicher Unterstützung verbrochen haben? "Fiona Pacifico Griffini-Grasser hat manches auszustehen, seit sich die täglichen Verrichtungen ihres Gatten Karl-Heinz Grasser vom Society- ins Gerichtsressort verlagert haben", schildert "News" das grausame Schicksal zweier Entwurzelter. "Die Gesellschaft will vom einstigen Vorzeigepaar nichts mehr wissen, und Fiona sucht ihr Seelenheil in der Wohltätigkeit: Ihr Interesse gilt der gequälten Kreatur", aber weniger der von Staat und Medien gequälten - sie ist vielmehr "repräsentiert durch Bruder Hund & Genossen". Nur Kloster wäre besser fürs "Seelenheil".

Das Interesse erweist sie an fünf Fotos mit Hund und Katz, einmal darf auch der Mann mit drauf sein. "Als Lokalität für den exklusiven Foto-Act wählte sie das Tierschutzhaus. Fein gestylt, verfügte sie sich von Käfig zu Käfig, um die Insassen publikationswürdig zu liebkosen". Schließlich geht es um den "Ersten Wiener Tierball" - und um sie als "Schirmherrin". Auf den Hund gekommen? "Vormals waren sie ein Traumpaar für die Welt des Glamours. Doch die Zeiten sind härter geworden", jammert "News". "KHG steht im Fadenkreuz der Ermittlungen. Und über Fiona rümpft die Gesellschaft unbarmherzig die Nase. Was also tun? Fiona erfindet sich neu." Wenn Karl-Heinz das nur auch könnte! "Meine Hunde kriegen Gemüsesuppe mit Brot", kündet sie eine harte Zukunft. (Günter Traxler, DER STANDARD, 13./14.10.2012)