Bild nicht mehr verfügbar.

Die Justiz interessiert sich weniger für die Philharmoniker aus dem Hause Münze Österreich als für deren Bücher.

Foto: AP

Wien - Die Staatsanwaltschaft Wien hat sich in der Causa Schmiergeldaffäre der notenbankeigenen Gelddruckerei (OeBS) die Bücher der beteiligten Unternehmen vorgenommen. Sie hegt den Verdacht auf Bilanzfälschung - und führt nun neben Mitarbeitern der Wirtschaftsprüfungskanzleien Interfides und Deloitte (der Standard hat berichtet) auch Peter W., einen Partner von Moore Stephens, als Beschuldigten.

Die Staatsanwaltschaft bestätigt das; Details verrät sie nicht. Angeblich geht es um Bilanzen rund ums Jahr 2004 - und zwar die der OeBS-Schwester Münze Österreich AG. Auch dort soll es ja zu Ungereimtheiten gekommen sein; Peter W. hat die Bücher der Münze früher geprüft. Warum er nun auf der Beschuldigtenliste gelandet ist, kann er sich aber nicht erklären, wie er auf Anfrage sagt; er sei "sehr verwundert". Für alle gilt die Unschuldsvermutung.

Sonderprüfer in der OeBS

Die ganze Sache ist insofern interessant, als W. sowohl in der Münze als auch in der OeBS als Sonderprüfer tätig war. Er hat mit seinen Berichten Licht in die Vorgänge rund um die unorthodoxe Auflösung des Vertrags von Ex-Münze-Chef Kurt Meyer gebracht (auch er ist einer der Beschuldigten). Und er hat vor einem Jahr im Auftrag der Nationalbank die Provisionsflüsse der OeBS an die panamesische Briefkastenfirma Venkoy aufgearbeitet. Moore Stephens hatte zuvor (bis 2009) die Jahresabschlüsse der Nationalbank geprüft und testiert.

Auch an den übrigen Strängen der Causa mit 31 Beschuldigten wird noch recherchiert. Peter Zöllner etwa, OeNB-Direktoriumsmitglied, OeBS-Aufsichtsrat und Ex-Beschuldigter, wurde kürzlich erneut als Beschuldigter einvernommen. Dies aber nur, weil er als Organ der Gelddruckerei befragt wurde, gegen die im Rahmen des Verbandsverantwortlichkeitsgesetzes ermittelt wird. Auch der Exchef der Geldruckerei, der teilweise geständig ist, wurde im September erneut einvernommen.

Stichwort Bücher: Die OeBS hat nun ihre 2011er-Ergebnisse im Firmenbuch hinterlegt. Der Jahresverlust betrug satte 22,8 Mio. Euro. Nach Auflösung von 11,3 Mio. Euro an Gewinnrücklagen wiesen die Gelddrucker einen Bilanzverlust von elf Mio. Euro aus. (Renate Graber, DER STANDARD; 13./14.10.2012)