Wien/Budapest - Der ORF hat die Kritik der ungarischen Botschaft an seiner Dokumentation "Nationale Träume - Ungarns Abschied von Europa?" zurückgewiesen. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz verwies in einem Schreiben an Botschafter Vince Szalay-Bobrovniczky auf die im ORF-Gesetz festgehaltene Unabhängigkeit und Eigenverantwortlichkeit der ORF-Journalisten. Paul Lendvais Dokumentation sei beim Fernsehpublikum auf großes Interesse gestoßen, Lendvai selbst ein ausgewiesener Experte und Kenner Ungarns.

Der ungarische Botschafter hatte zuvor moniert, dass in der Doku nahezu nur Gegner der ungarischen Regierung zu Wort gekommen seien und es sich um eine einseitige und ungerechte Informierung gehandelt habe. Eine Sichtweise, die der ORF-Chef nicht nachvollziehen kann. Sowohl in der Dokumentation als auch in einem anschließenden Club 2 seien Regierungsvertreter zu Wort gekommen, im Übrigen habe sich der ORF mehrmals um eine Interview mit Ministerpräsident Viktor Orban bemüht.

"Fairness, Glaubwürdigkeit und Professionalität"

Der ORF agiere auch der ungarischen Regierung gegenüber nach den "Grundsätzen journalistischer Fairness, Glaubwürdigkeit und Professionalität", so Wrabetz, der darüber hinaus Sorge über die Mediensituation in Ungarn äußerte. "Unser Unternehmen hat seit seiner Gründung die Entwicklungen in den Nachbarländern journalistisch begleitet. Dabei waren uns in der Beurteilung dieser Entwicklungen immer zentrale europäische Werte wie Meinungs- und Medienfreiheit Richtschnur für die Berichterstattung. Meine Gespräche mit vielen Kollegen aus der EBU zeigen: Die Besorgnis über die aktuelle Entwicklung der Medienfreiheit in Ihrem Land teilen ich und meine österreichischen Kollegen mit vielen anderen Kollegen in- und außerhalb der europäischen öffentlich-rechtlichen Anstalten." (APA, 12.10.2012)