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Bekassinen sind vor allem im Norden und Osten Europas weit verbreitet.

Foto: Willi Rolfes/NABU/dapd

Wien/Berlin - Die Bekassine (Gallinago gallinago), eine Schnepfenart, wurde zum "Vogel des Jahres 2013" gekürt. "Himmelsziege" wird sie deshalb genannt, weil sie durch das Abspreizen ihrer Schwanzfedern im Sturzflug ein "Wummern" genanntes Geräusch produziert, das an Gemecker erinnert. Damit richten BirdLife Österreich und die Partnerorganisationen Naturschutzbund Deutschland (NABU) und Landesbund für Vogelschutz (LBV) heuer den Fokus auf eine Art, die im Gesamten glücklicherweise nicht bedroht ist.

Allerdings geht es den heimischen Beständen unterschiedlich gut: "Im Jahr der Bekassine wollen wir aufzeigen, dass die Intensivierung der Landwirtschaft mit einer frühen bzw. häufigen Wiesenmahd, das Entwässern von Grünland und die zunehmende Zersiedelung der Brutgebiete den Wiesenvögeln generell zusetzt", berichtet Gerhard Loupal, Präsident von BirdLife Österreich. Nennenswerte Bekassinen-Vorkommen gibt es in Oberösterreich, im Salzburger Alpenvorland sowie im Vorarlbergischen Rheintal. Nur im oberösterreichischen Schutzgebiet Ibmer Moor konnte aufgrund von Renaturierungsmaßnahmen ein stabiler Bestand mit etwa 20 Brutpaaren über die Jahre erhalten werden. In allen anderen einst dicht besiedelten Brutgebieten führten Lebensraumveränderungen zu Rückgängen. Ende der 90er Jahre waren BirdLife zufolge in Vorarlberg 20 bis 30 Brutpaare bekannt. Im Vorjahr waren es nur noch vier bis fünf.

Spezies im Porträt

Unter den Schnepfen ist die Bekassine mit 25 bis 28 Zentimetern Länge eine mittelgroße Art. Mit ihrem untersetzten Körper, kurzen Beinen und braunen Gefieder bewegt sich die Tarnkünstlerin geschickt durch Feuchtgebiete. Auf der Suche nach Würmern, Schnecken und Insekten watet sie durch offene schlammige Bereiche und flache Gewässer. Der lange Schnabel ist dabei das perfekte Werkzeug, um in den lockeren Schichten feuchter Böden Kleintiere zu orten und zu ertasten. Samen von Gräsern und anderen Pflanzen stehen aber genauso auf dem Speisplan. Bei Gefahr duckt sie sich auf den Boden und ist kaum vom Untergrund zu unterscheiden. Die Jungen verlassen bereits am ersten Tag das Nest und suchen selbst nach Nahrung.

Oft unentdeckt leben auch andere Bodenbrüter im Feuchtgrünland. Wie die Bekassine werden der Große Brachvogel, der Kiebitz, die Uferschnepfe, der Rotschenkel, der Wachtelkönig, die Schafstelze oder auch das Braunkehlchen hierzulande immer seltener. "Die Folgen der ertragsintensiven Landwirtschaft haben langfristig wir alle zu tragen. Es ist allerhöchste Zeit für eine politische Weichenstellung, wo Feuchtwiesen und Mooren wieder Raum gegeben wird", betont Loupal. (red, derStandard.at, 12. 10. 2012)