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Vier nigerianische Bauernvertreter schreiten zur Verhandlung in Den Haag: Friday Alfred Akpan, Eric Dooh, Chief Fidelis Oguru und Alali Efanga (v.l.n.r.).

Foto: REUTERS/Michael Kooren

Den Haag/Abuja - Vier Bauern aus Nigeria haben den Ölkonzern Shell vor einem Gericht in Den Haag wegen der Ölpest in ihrem Land verklagt und Schadenersatz gefordert. Das britisch-niederländische Unternehmen sei verantwortlich für die Verseuchung von Boden und Grundwasser in dem westafrikanischen Land und müsse für den Schaden aufkommen, erklärte die Anwältin der Bauern, Channa Samkalden, am Donnerstag vor dem Zivilgericht. Shell wies die Vorwürfe zurück und machte Sabotage für die Probleme verantwortlich.

Es ist das erste Mal, dass sich ein niederländisches Unternehmen in der Heimat vor Gericht für Umweltvergehen im Ausland verantworten muss. Eine Verurteilung des Konzerns könnte nach Ansicht von Juristen zu weiteren internationalen Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe führen.

Trinkwasser, Fische, Luft verseucht

Seit 2005 würden Grundwasser und Boden im Nigerdelta durch Öllecks verseucht, erklärte die Anwältin Samkalden. "Shell hat die Leitungen nicht gut gewartet und die Schäden nicht beseitigt." Millionen Barrels Öl seien ausgeströmt. Bauern und Fischer hätten daher ihre Existenzgrundlage verloren.

"Unser Trinkwasser ist verseucht, unser Fisch ist verseucht, und unsere Luft ist verseucht", sagte einer der Bauern, Eric Dooh, am Rande des Prozesses. "Ich erwarte Gerechtigkeit." Die Bauern forderten auch, dass der Ölkonzern die Umweltschäden in ihren drei Dörfern beseitigt.

Fotos, Videos und Studien

Die Kläger legten dem Gericht Fotos, Videos und Studien vor. "Shell gibt selbst in einer eigenen Studie zu, dass die Leitungen nicht gut gewartet waren," sagte der Sprecher der Umweltschutzorganisation Milieudefensie, Geert Ritsema. "Die sind total verrottet." Die Organisation hatte die Zivilklage gemeinsam mit den Bauern angestrengt.

Der Jurist des Ölkonzerns gab an, dass Schäden nach den ersten Lecks beseitigt wurden. Für weitere Umweltschäden seien lokale Saboteure verantwortlich. Außerdem würden kriminelle Gruppen Löcher in die Rohre schlagen, um Öl zu stehlen. Täglich werden nach Angaben von Shell mindestens 150.000 Barrels gestohlen. Das Unternehmen hatte bisher vergeblich angeführt, dass die niederländische Justiz nicht zuständig sei.

Ein Urteil des Gerichts wird zum Jahresende oder Beginn 2013 erwartet. Erst danach wird über die Höhe möglicher Schadenersatzzahlungen entschieden. (APA, 12.10.2012)