"Stärken und Herausforderungen aufzeigen" soll der Integrations- und Diversitätsmonitor, den die Stadt Wien bereits zum zweiten Mal veröffentlicht hat. An und für sich ist er ein fundiertes Instrument, das Politikern ganz deutlich zeigt, wo der Schuh drückt: Menschen mit Migrationshintergrund werden am Arbeitsmarkt faktisch diskriminiert, bereits jeder Fünfte, der in Wien lebt und arbeitet, darf nicht wählen.

Das war bereits vor zwei Jahren die Kernaussage der Untersuchung. Dass gebetsmühlenartig immer wieder dieselben Empfehlungen von den immergleichen Leuten abgegeben werden, ist die chronische Krankheit der Integrationsdebatte. Partizipation und Anerkennung sind nicht nur nette Begleitmaßnahmen, sondern die Grundlage für Integration. Per definitionem bedeutet Integration ein Ende vom Ausschluss. Wie also soll sich jemand zugehörig fühlen, dessen Ausbildung nicht anerkannt wird und der deswegen als Hilfskraft arbeitet? Was soll der Anreiz für einen Menschen sein, sich in eine Gesellschaft einzubringen, in der er Steuern zahlt und an deren Regeln er sich halten soll, die ihm aber kein Mitspracherecht bei der Gestaltung der politischen Landschaft zugesteht?

Wenn in den seit Jahren bekannten Problemfeldern immer nur der politische Wille bekundet wird, die Handlungen aber auf sich warten lassen, wird sich bloß die Erkenntnis wiederholen - verbessern wird sich aber nichts. (Julia Herrnböck, DER STANDARD, 12.10.2012)