Ein gutes Jahrzehnt schon lebt Severin Groebner in Deutschland: Es verschlug ihn über München nach Frankfurt, wo er gegenwärtig lebt. Es nimmt daher nicht wunder, dass sich der schlaksige Kabarettist, 1969 in Wien geboren, auch professionell mit den Piefke - und nicht, wie er betont, mit den "Piefkes" - auseinandersetzt. Seine Beobachtungen Servus Piefke - Was sich ein Wiener in Deutschland so denkt präsentiert Groebner nun erstmals auch in Österreich, im Niedermair.

Natürlich ruft er das Jahr 2000 in Erinnerung, als Wolfgang Schüssel mit einem Trick an die Macht kam. Nach Zwiegesprächen mit seiner Krise, diesem altbekannten, krächzenden Wesen, das ihm im Nacken sitzt, fällt er den Entschluss, Österreich den Rücken zu kehren: Die Deutschen hätten zumindest einen Zugang zum Meer - und zur korrekten Grammatik.

Sein streckenweise grandioses Programm, das es auch in Buchform gibt, funktioniert auch hierzulande: Denn jedes Lob für die Deutschen (Diskussionskultur! Vergangenheitsbewältigung!) ist gleichzeitig eine Watsch'n für die Österreicher - und umgekehrt. Seine Analysen sind treffend, etwa jene über Zuwanderung: "Der Ausländer ist in Deutschland ein Problem. Aber immerhin. In Österreich ist er ja schon ein Feindbild." Einziges Manko: Groebner tut alles dazu, Klischees über Wien einzuzementieren.    (red, DER STANDARD, 12.10.2012)