Wien - Mit dem austro-saudischen Scheich Mohamed Bin Issa Al Jaber Geschäfte zu machen ist scheinbar wie in einem Märchen aus 1001 Nacht. Das hat nun nach der AUA und Kneissl auch die Textil-Traditionsfirma Backhausen zu spüren bekommen. Der Scheich, der sich noch vor zwei Wochen als Retter des maroden Familienbetriebs präsentierte, zahlte nicht, woraufhin Backhausen am Mittwoch ein Insolvenzverfahren eröffnen musste.

Eine Woche lässt Backhausen Al Jaber nun noch Zeit, das versprochene Geld zu zahlen. "Wenn er zahlt, ist er dabei. Wenn nicht, sehen wir uns nach einem anderen Investor um", gab sich Firmenchef Reinhard Backhausen ganz pragmatisch. Zwei bis drei unverbindliche Gespräche mit Interessenten seien bereits geführt worden. Sanierungsverwalter Wolfgang Mayrhofer vermutet hinter der Wochenfrist eine Ausstiegsklausel. Aber genau wisse er es nicht, sagte er. Das Verfahren sei erst eröffnet worden und er gerade dabei, sich eingehend mit dem Fall zu beschäftigen.

In jedem Fall soll bis Jahresende feststehen, wie es mit der Traditionsfirma weitergeht. Gläubiger haben bis 20. November Zeit, ihre Forderungen am Landesgericht Krems anzumelden. Selbst wenn Al Jaber in den nächsten Tagen zahlt, passiert also vorerst nichts. Am 31. Oktober findet bereits die erste Gläubigerversammlung statt. Die Berichts- und Prüfungstagsatzung wurde für den 12. Dezember anberaumt. Danach könnten die Gläubiger im Einvernehmen beschließen, das Sanierungsverfahren aufzuheben, erklärte Mayrhofer.

Enttäuscht und trotzdem zuversichtlich

Backhausen hat Schulden in Höhe von 6,6 Mio. Euro. Innerhalb von zwei Jahren muss die Firma 30 Prozent davon zurückzahlen - das sieht das Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung per Gesetz vor. Um das Stoffproduzentenunternehmen zu retten, hätte Al Jaber bis 9. Oktober 2,85 Mio. Euro zuschießen müssen. "Wir haben ehrlich gesagt nicht verstanden, warum er das nicht getan hat. Damit haben wir gar nicht gerechnet. Er hat ja die Pressekonferenz mit uns gemeinsam gemacht", sagte Backhausen. Er sei enttäuscht, dass das jetzt in einem Verfahren geendet ist, meinte er im Ö1-"Morgenjournal". Nichtsdestotrotz sei er "durchaus zuversichtlich", dass Al Jaber zahlt. "Aber ich bin natürlich über die derzeitige Situation nicht glücklich", so der Firmenchef.

Das in sechster Generation geführte Familienunternehmen wurde von der Krise voll erwischt und spürt wie die Textilindustrie insgesamt den Druck von Billigproduzenten aus Asien. Im ersten Halbjahr 2012 sanken die Umsätze in der Textilindustrie (329 Unternehmen, 12.500 Beschäftigte) um 4,2 Prozent auf 1,18 Mrd. Euro. Die Exporte gingen um 3,1 Prozent auf 1,06 Mrd. Euro zurück, die Importe ließen um 5 Prozent auf 1,5 Mrd. Euro nach.

Einen erheblichen Einfluss hatten die stark gesunkenen Rohstoffpreise - vor allem bei Baumwolle, so Backhausen. Der Preis pro Kilo lag im Februar 2011 auf einem Rekordhoch von 3,47 Euro. Mittlerweile kostet das Kilo Baumwolle wieder 1,51 Euro und hat damit annähernd das Niveau von Februar 2010 erreicht. (APA, 11.10.2012)