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Die einstigen Teamkollegen belasten Armstrong schwer.

Foto: APA/EPA/Ena

Colorado Springs - Die Beweislast gegen Lance Armstrong scheint erdrückend, der Verlust seiner sieben Tour-de-France-Titel rückt näher. Garniert mit elf Zeugenaussagen von Ex-Teamkollegen hat die US-Dopingagentur (USADA) am Mittwoch ihre Urteilsbegründung im Dopingfall des Texaners an den Radsport-Weltverband (UCI) geschickt. Nach Erhalt des mehr als 1.000-seitigen Berichtes mit deutlichen Anschuldigungen hat der Verband 21 Tage Zeit, sein Urteil über den gefallenen Weltstar zu sprechen.

Dopinggeständnisse

US Postal, das langjährige Team Armstrongs, habe das "ausgeklügelste, professionellste und erfolgreichste Dopingprogramm betrieben, das der Sport jemals gesehen hat", schrieb die USADA in einer Mitteilung auf ihrer Internetseite.  Armstrong hat sich nach der Veröffentlichung unbeeindruckt gezeigt. "Was mache ich heute Abend? Ich verbringe Zeit mit meiner Familie, ungerührt", schrieb er auf Twitter.

Laut USADA enthält die Beweisführung gegen Armstrong beeidete Zeugenaussagen von 26 Personen, davon 15 Radprofis. Unter den elf ehemaligen Teamgefährten Armstrongs befinden sich laut USADA auch die zurückgetretenen Tyler Hamilton, George Hincapie und Floyd Landis. Die noch aktiven Fahrer Levi Leipheimer, Christian Vande Velde, Tom Danielson und David Zabriskie packten ebenfalls über das Dopingsystem aus. Sie wurden für ein halbes Jahr gesperrt. "Es hat enormen Mut der Fahrer des (US Postal) Teams und anderer erfordert, hervorzutreten und die Wahrheit zu sagen", lobte USADA-Chef Travis Tygart.

Beweismittel in Hülle und Fülle

Neben der Aussagen seien auch Dokumente als Beweismittel aufgeführt, darunter Aufzeichnungen von Zahlungen, E-Mails, wissenschaftliche Daten und Labortests. Diese sollen den "Gebrauch, Besitz und Verteilung von leistungssteigernden Mitteln durch Lance Armstrong beweisen", schrieb die USADA. "Die Dopingverschwörung war professionell entworfen, um die Athleten unter Druck zu setzen, gefährliche Dopingmittel zu nutzen, (...) und einen unfairen Wettbewerbsvorteil zu gewinnen." Der Bericht ging auch an die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) und den Triathlon-Dachverband (WTC).

Der UCI-Verbandsvorsitzende Pat McQuaid hatte mehrmals angedeutet, die von der USADA ausgesprochenen Strafen zu akzeptieren. Die Anti-Doping-Agentur hatte Armstrong Ende August lebenslang gesperrt und seine Ergebnisse seit dem 1. August 1998 gestrichen. Sollte die UCI dem zustimmen, würde Armstrong seine Toursiege von 1999 bis 2005 verlieren. Die Rückgabe sämtlicher Gelben Trikots hatte auch die französische Sportministerin Valerie Fourneyron gefordert. Der 41-jährige Armstrong hatte darauf verzichtet, der USADA-Verurteilung zu widersprechen.

Hincapie packt aus

Unterdessen veröffentlichte Hincapie, Weggefährte Armstrongs bei allen sieben Toursiegen, eine Mitteilung auf seiner Internetseite: "Wegen der Liebe zu meinem Sport, den Beiträgen, die ich geleistet habe und dem was der Sport mir über die Jahre gegeben hat, ist es für mich sehr schwer, heute einzugestehen, dass ich während eines Teils meiner Karriere verbotene Substanzen genommen habe", schrieb er in  für die Zeit bis 2006.

Ihm sei schon früh klar geworden, dass man wegen der weitverbreiten Anwendung leistungssteigernder Mittel, nicht ohne diese in der Spitze mithalten könne, beschrieb Hincapie sein Dilemma. Er hatte unter anderem 2005 eine Einzeletappe bei der Frankreich-Rundfahrt gewonnen und seine Laufbahn diesen August beendet.

Christian Vande Velde entschuldigt sich

Auch Christian Vande Velde gab im Zuge der Ermittlungen gegen Lance Armstrong öffentlich Dopingvergehen zu. "Meine Fehler in der Vergangenheit tun mir sehr leid und ich weiß, dass es viel verlangt ist, um Vergebung zu bitten", schrieb der 36-jährige Amerikaner auf seiner Internetseite. "Ich habe nachgegeben und eine Grenze überschritten, eine Entscheidung, die ich tief bereue." Er fahre schon seit lange vor seinem Wechsel zu Slipstream im Jahr 2008 wieder sauber Radrennen, betonte der Profi von Garmin-Sharp. (APA, 10.10.2012)